Zukunftskompetenzen der Kinder

Probleme lösen statt Fertigwissen ansammeln

07:53 Minuten
Ein Kind schaut durch eine Lupe.
Lernen durch Experimente und Erfahrungen: So können Kinder am besten darauf vorbereitet werden, komplexe Probleme zu lösen, sagt Andreas Schleicher. © imago / Political-Moments
Andreas Schleicher im Gespräch mit Ute Welty · 19.10.2022
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Weniger Stoff in größerer Tiefe und Lernen durch Erfahrung: So werden Kinder laut dem Bildungsexperten Andreas Schleicher am besten auf die Zukunft vorbereitet. Fachwissen veralte schnell. In Kitas sieht Schleicher ein Vorbild für Schulen.
Was müssen Kinder lernen, um in einer zunehmend unsicheren und komplexen Welt zu bestehen? Studien zeigen immer wieder Wissensdefizite auf: So bescheinigt der aktuelle IQB-Bildungstrend den Viertklässlern größere Schwächen in Mathematik und Rechtschreibung als im Jahr zuvor.
Auch im frühkindlichen Bereich sieht es nicht rosig aus: Fast die Hälfte der Fachkräfte in Kitas und Schulhorten bezweifelt, dass die Bildung derzeit Kinder ausreichend für die Zukunft vorbereite. Die Studie der Stiftung "Haus der kleinen Forscher" , die an diesem Mittwoch vorgestellt wird, zielt dabei vor allem auf die Kompetenzen der Kinder.

Jeden Tag neue Welten eröffnen

Kinder sollten nicht nur "Konsumenten von Lerneinheiten" werden, sagt der OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher. Die OECD hatte bereits vor drei Jahren einen sogenannten "Lernkompass" dazu vorgelegt. Kinder müssten künftig komplexe Probleme lösen, aber auch mit Unsicherheiten umgehen können. Es gehe um die Fähigkeit, "wirklich jeden Tag neue Welten zu eröffnen".

Wir müssen sie für Arbeit vorbereiten, die wir heute noch nicht kennen, mit Technologien umzugehen, die noch nicht erfunden worden sind, auf soziale Probleme zuzugehen, die wir heute noch nicht erfassen können.

Kinder müssten dafür lernen, selbst "aktive Verantwortung für ihr Lernen" zu übernehmen, so der Experte. Eine "Ansammlung von Fertigwissen" helfe nicht weiter, denn es veralte schnell. "Aber wenn ich wie ein Mathematiker denken kann, wie ein Historiker denken kann, dann kann ich mir neue Inhalte selber erarbeiten."

"Klar ist, dass die Welt uns nicht mehr für das belohnt, was wir wissen – Google weiß alles – sondern für das, was wir mit dem, was wir wissen, wirklich tun können."

Das aktuelle Problem sieht Schleicher so: "Meistens wird sehr viel Stoff in relativ oberflächlicher Tiefe vermittelt." Entscheidend sei indes, wie gelernt werde: nämlich durch mehr Erfahrungen und Projekte.

Weniger Stoff in größerer Tiefe

"Es geht eher darum, weniger Stoff in größerer Tiefe zu vermitteln", sagt er. "Vielen Kitas gelingt das schon sehr gut heute. Ich kann sogar sagen: Vielleicht könnte die Schule einiges von den Kitas lernen – in Bezug auf Lernen durch Erfahrung, Lernen durch Kooperation."
Die Fachkräfte dort müssten allerdings besser unterstützt und bezahlt werden, fordert Schleicher.
(bth)

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