Schriftstellerin Gudrun Pausewang ist tot
Mit Büchern wie "Die Wolke" oder "Die letzten Kinder von Schewenborn" wurde Gudrun Pausewang berühmt. Sie schrieb engagiert gegen Umweltzerstörung, Krieg und Diktatur - und wurde vielfach ausgezeichnet. Nun ist sie im Alter von 91 Jahren gestorben.
Die Schriftstellerin Gudrun Pausewang ist tot. Sie starb am Donnerstagabend im Alter von 91 Jahren in der Nähe von Bamberg, wie ihr Sohn am Freitag der Deutschen Presse-Agentur mitteilte.
Pausewang war vor allem für ihre Kinder- und Jugendbücher bekannt. Sie zählte zu den politisch engagiertesten Autorinnen in diesem Bereich und scheute sich nicht, Tabus zu brechen. Inhaltlich schrieb sie besonders gegen Krieg und Diktatur, Umweltzerstörung und das Elend in den Ländern der sogenannten Dritten Welt.
Zu ihren bekanntesten Büchern gehörten "Die letzten Kinder von Schewenborn" (1983) und der Roman "Die Wolke" (1987) über die Folgen eines fiktiven Atomreaktorunfalls. Das Buch wurde ein Jahr nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl zum Bestseller. Diese beiden Bücher sowie "Der Schlund" und "Die Meute" wurden Schullektüre.
Knapp fünf Millionen Bücher verkauft
Gudrun Pausewang wurde 1928 in Ostböhmen geboren. Nach Kriegsende floh sie mit einem Teil ihrer Familie nach Westdeutschland. Sie wurde Lehrerin. Sie lebte mehr als drei Jahrzehnte im osthessischen Schlitz, wo sie Grundschüler unterrichtete und einen Großteil ihrer Bücher verfasste. Zuletzt lebte sie in der Nähe ihres Sohnes.
Nach eigenen Angaben schrieb sie mehr als 100 Bücher, knapp fünf Millionen Exemplare wurden verkauft. In ihrem letzten Buch ("So war es, als ich klein war", 2016) hielt sie ihre Kindheitserinnerungen fest. Pausewang erhielt für ihr Schaffen zahlreiche Preise, unter anderem 2017 den Deutschen Jugendliteraturpreis für ihr Lebenswerk. Sie habe mit ihren vielfältigen und politisch engagierten Büchern unzählige junge Leser darin bestärkt, aktiv die Zukunft mitzugestalten, hieß es als Begründung.
Nach Atomunfall in Japan gefragte Gesprächspartnerin
Für ihr Schaffen erntete sie aber auch grundsätzliche Kritik: So wurde ihr Werk teilweise als zu didaktisch, zu einseitig und zu pessimistisch gesehen. Ihr wurde auch der Vorwurf gemacht, ihre schonungslose Darstellung schüre bei Kindern und Jugendlichen Angst. So nannte die "Zeit" sie 2003 "Lehrerin der Angst" und "Weltangstexpertin".
Nach dem Atomunfall 2011 in Japan war Gudrun Pausewang eine gefragte Gesprächspartnerin. "Ich komme kaum zum Essen, so intensiv sind die Gespräche und ein Interview nach dem anderen", schilderte die Schriftstellerin damals im Deutschlandfunk Kultur. Und sie fügte hinzu: "Viele rufen mich auch an, die das Buch gelesen haben und mir ausdrücken wollen, dass dieses Buch bei ihnen sehr viel bewirkt hat."
Dazu, ob die Menschen in Deutschland gut vorbereitet seien auf einen derartigen Atomunfall, sagte Pausewang: "Niemand ist da gut vorbereitet." Sie vermutete aber, dass es in Deutschland weniger diszipliniert ablaufen würde als in Japan. Dass die deutsche Politik einen tatsächlichen Atomausstieg erst nach dem Unfall in Japan beschlossen hat, obwohl die Gefahren lange bekannt waren, führte Pausewang auf die Verdrängungskünste des Menschen zurück:Unangenehmes und Unbequemes werde gerne verdrängt.