Kinderkriegen

Das größte Glück und die größte Herausforderung

06:53 Minuten
Ein kleiner Junge auf dem Schoss seiner Eltern lacht und albert mit ihnen herum.
Vater, Mutter, Kind. Für viele ist dies das Idealbild einer Familie. © imago / fStop Images / Antenna
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Für viele Paare ist ein Leben mit Kindern das größte Glück. Auf dem Weg dorthin gibt es Hoffnung und Freude, manchmal auch Schmerz und Enttäuschung. Und für manche birgt der Wunsch auch die Erkenntnis: Dieses Glück ist nicht selbstverständlich.
Kinder sind ein Ausdruck von Zuversicht, dass das Leben weitergeht und die Zukunft Gutes bringen wird. Für viele Paare gehören Kinder zum Lebensglück dazu. In "Plus eins" erzählen Menschen Geschichten über ihre Kinder, über die Veränderungen in ihrem Leben, über das Glück und die schweren Momente.

1. Teil: Ein Schrecken mit Happy End

von Henrike Möller
Silvia war 16 Jahre alt, als sie schwanger wurde. Sie war erschrocken und sicher, das Kind nicht bekommen zu können. Ihr Elternhaus: von Enge, Alkohol und Problemen geprägt. Das ist kein Ort für ein kleines Kind, dachte sie. Der 20-jährige Vater des Kindes war schockiert und zog sich zurück.
Eine junge Mutter mit pink lackierten Fingernägeln hält sich ihren Schwangerschaftsbauch.
In Sylvias Umfeld rieten ihr alle, das Kind nicht zu kriegen.© unsplash / Cassidy Rowell
Beim Ultraschall sah Silvia ihr Kind zum ersten Mal und wusste plötzlich, trotz allem: "Ich kriege dieses Kind." Alle in ihrem Umfeld rieten ihr ab, doch Silvia blieb dabei.

"Ich wurde damals vom Jugendamt betreut, weil zu Hause so viel los war", berichtet Silvia. Eine Mitarbeiterin empfahl ihr eine Mutter-Kind-Einrichtung. Und dann stand plötzlich doch der Vater des Kindes vor der Tür: "Meine erste Reaktion war, dass ich ihm an den Hals gesprungen bin und ihn geküsst habe."

2. Teil: Franziskas Blitzgeburt - "Das ging ratzfatz"

von Magdalena Bienert
Auch wenn es für die Geburt einen errechneten Termin gibt, Kinder halten sich nun mal nicht an einen bestimmten Fahrplan. Franziska saß eben noch mit ihrem Freund am Frühstückstisch, als es ein bisschen zwickte. Er könne ja schon mal den Wehen-Tracker herunterladen, meinte Franziska. "Das heißt, man muss dem Partner sagen, wann die Wehe beginnt. Und ich konnte das überhaupt gar nicht auseinanderhalten, das ging so schnell."
Ein Rettungswagen der Berliner Feuerwehr mit Blaulicht in einer Kurve.
Das Krankenhaus lag nur etwa einen Kilometer entfernt. Doch das Kind kam irgendwo auf dem Weg zur Welt.© picture alliance / Andreas Gora
Die gerufene Feuerwehr fragte als Erstes, warum sie nicht eher angerufen habe. Dann wurde sie in den Krankenwagen gebracht. "Ich hätte mir gewünscht, dass ein Arzt dabei gewesen wäre", sagt Franziska. "Das Kind wurde nur noch durch meine Hand gehalten."
Das Krankenhaus lag nur etwa einen Kilometer entfernt. "Aber der Körper hat einen eigenen Plan und dem ist er dann auch gefolgt." Ihr Kind kam dann irgendwo zwischen ihrer Wohnung und dem Krankenhaus im Rettungswagen zur Welt. Erst die Hebamme in der Klinik verwies auf eine neue Studie, die besagte, dass es Frauen gebe, die die ersten Wehen gar nicht spüren. Das erklärt, warum Franziskas Kind innerhalb weniger Minuten zur Welt kam.

3. Teil: Claudias unerfüllter Kinderwunsch

von Martina Weber
Lennart war der erste Mann in Claudias Leben, mit dem sie sich vorstellen konnte, eine Familie zu gründen. Doch auch nach einem halben Jahr war Claudia immer noch nicht schwanger. "Dabei soll es doch das Einfachste der Welt sein", denkt sie sich, denn schließlich sei sie als Jugendliche immer gewarnt worden: Pass bloß auf, das geht ganz schnell.
Aus einem weissen Tuch schauen Babyfüsse heraus.
Für Lennart und Claudia blieben Kinder ein unerfüllter Wunsch. (Symbolbild)© unsplash / Praveen Kumar Mathivanan
Bei einem Kinderwunschzentrum bekamen Claudia und Lennart überraschend schnell einen Termin. Zwei Wochen später wussten sie, so einfach wird das nichts. Auch eine teure Behandlung hilft ihnen nicht. Heute sagt Claudia: "Wenn ich heute junge Mütter sehe, dann denke ich immer, dass das Kind auch aus dem Reagenzglas sein könnte." Es würde ihr nur helfen, wenn mehr Leute auch darüber sprechen würden.

4. Teil: Eine Entscheidung für das Kind

von Magdalena Bienert
Lisa und Philipp freuen sich auf ihr erstes Kind. Es wird ein Junge. Aber wie wird er sein? Hat er mehr vom Vater oder mehr von der Mutter? Wird er eines Tages Fußball oder Klavier spielen? Als Eltern träumen die beiden vom Bild einer idealen Familie. Eine befreundete Kinderärztin rät ihnen zur Feindiagnostik. Bei der Untersuchung entdeckt der Arzt Anzeichen für Trisomie 21, auch Down-Syndrom genannt.
Die Hand eines Arztes mit einem Ultraschallgerät auf dem Bauch einer Schwangeren.
Bei einer Feindiagnostik erfuhren Lisa und Philipp davon, dass ihr Kind mit dem Down-Syndrom zur Welt kommen würde. (Symbolbild)© IMAGO / Shotshop
"Ich glaube im Nachhinein, dass ich so ein Bild hatte – und alle diese Vorstellungen wurden auf einmal zerstört", sagt Lisa. Etwa nach einer Woche sei bei ihnen wieder Ruhe eingekehrt, erzählt Philipp. Die beiden haben sich für das Kind entschieden und das nie bereut. Ihr Sohn hat den Kindergarten besucht und wird jetzt in eine ganz normale Grundschule eingeschult. Rückblickend sagt Lisa: "Die letzten sieben Jahre waren total schön. Wie man es sich wünscht mit einem Kind."

5. Teil: Hannes wird Vater

von Lena Löhr
Hannes freut sich. Helene, seine Partnerin, ist schwanger. Aber irgendwann spürt sie, dass irgendetwas nicht stimmt. Im Krankenhaus machen sie einen Termin für eine Untersuchung. Hannes wird gesagt, er müsse draußen bleiben. Als Helene wieder heraus kommt, ist Hannes schlagartig klar, dass ihr Traum vorbei ist. "Ich wünsche niemandem, ein Kind zu verlieren."
Vater mit einem neugeborenen Baby auf dem Arm.
Bis zum Schluss traute sich Hannes nicht, sich zu freuen. (Symbolbild)© IMAGO / Cavan Images
Helene und Hannes trauern. Immer wieder kommt das Gefühl hoch. Sie brauchen Zeit, die Nachricht zu verarbeiten. Doch dann beschließen sie, nicht aufzugeben. Ein neuer Schwangerschaftstest ist positiv. Doch sie trauen sich kaum, sich zu freuen. "Erst als die Zeit herum war, habe ich den Gedanken zugelassen, dass ich Vater werde", sagt Hannes.

6. Teil: Social Freezing - Die innere Uhr tickt

von Henrike Möller
Mit Mitte 20 ging Jenny Saft aus Berlin zum Studium nach Kalifornien. "Silicon Valley ist der Wahnsinn. Jeder arbeitet bei Facebook, Google, Apple oder Twitter", sagt Saft. Damit Facebook keine wertvollen Mitarbeiterinnen wegen einer Schwangerschaft verliert, unterstützte Mit-Geschäftsführerin Sheryl Sandberg die Frauen dabei, ihre Eizellen einfrieren zu lassen.
Zellähnliche Blasen, in denen wiederum zellähnliche Ansammlungen eingeschlossen sind.
Konzerne im Silicon Valley finanzieren Mitarbeiterinnen das Einfrieren ihrer Eizellen, um sie im Unternehmen zu halten.© IMAGO / agefotostock
Jenny Saft hörte damals erstmals von dieser Möglichkeit. Mit Anfang 30 fühlte sie sich noch nicht bereit, eine Familie zu gründen. Doch rings um sie herum bekamen Freundinnen plötzlich Kinder, und sogar ihre eigene Mutter begann zu drängeln. So entschied Jenny sich auch dazu, ihre Eizellen einfrieren zu lassen. Ihre Mutter freut sich: die Hoffnung, Oma zu werden, muss sie noch nicht aufgeben.
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