Kinderprojekt "La mia opera - meine Oper"
Der Rhythmikverband Sachsen hat ein Modellprojekt unter dem Titel "La mia opera – meine Oper" gestartet. Darin können Kinder in Schulen in Leipzig, Dresden und im Erzgebirge ihre eigene Oper entwickeln. Anna Angelika Meißner, eine der zwei Frauen, die hinter dem Projekt stehen, ist Musiktheaterpädagogin und Fundraiserin in Sachen Kinderkultur.
Knisternde Schallplattenaufnahmen von Schubert- oder Schumann-Liedern, die legte ihr die Mutter immer zum Einschlafen auf.
Zu Hause, das war im Harzvorland, in Aschersleben. Arm an Kultur, aber mit – in dieser Hinsicht - reicher Nachbarstadt. Quedlinburg: Hier arbeitete ihr Vater als Musiklehrer und auch sonst passierte allerhand für kulturinteressierte Kinder.
Kurt Schwaens Kinderoper "König Midas" gehörte für sie, wie für viele Kinder in der DDR, zum Standardprogramm.
Meißner: "Es war ja doch viel los in der DDR. In Bernburg, in Hettstedt, in Eisleben, überall gab es Theater, da sind wir dann hingefahren. Wir haben auch kleine Singspiele zu Weihnachten gemacht und so weiter. Deshalb hatte ich auch schon immer einen Bezug dazu, auch später in meiner Erstausbildung als Kindergärtnerin."
Damals war die junge Frau mit dem strohblonden Haar und den hellen blauen Augen gerade 19 Jahre alt und tauschte so langsam die Kassetten von AC/DC gegen ABBA und Madonna aus. Mozart, Schubert und Kurt Schwaen waren nicht vergessen, aber Neues dazu. Für ihre Arbeit im Kindergarten zum Beispiel: Die Lieder von Gerhard Schöne.
"Meine Gruppe, das waren so Rabauken, sieben kleine Jungs. Und ich habe überlegt, wie ich die zur Ruhe bekomme und habe dann festgestellt, dass das mit Musik sehr gut geht und habe dann Lieder komponiert, vom Peter, der sich die Zähne nicht putzen will bis zu der Mareike Liederlich und habe gemerkt, wenn ich die mit Musik durch den Tagesablauf führe, dass das sehr gut ist für sie."
Zwölf Jahre später sitzt Anna Angelika Meißner in der "Met Opera", der Metropolitan Opera in New York. Sie ist Studentin der …
"… Erziehungswissenschaften mit Schwerpunkt Medien- und Kulturpädagogik."
… und hat gerade in den USA ein Fulbright Stipendium für Medienpädagogik und Kultursoziologie erhalten, später kam noch ein Aufbaustudium Fundraising dazu, also Beschaffung von Sponsoren- und Spendengeldern. Und plötzlich war sie wieder da, die Lust am Musiktheater und damit auch die Frage, was eigentlich passiert in den großen Opernhäuser heute für die Zuschauer von morgen.
"Wir haben dann immer sehr viele Konzertkarten bekommen und so war ich viel in der Met. Dort bin ich auf die Kinderprojekte gestoßen. Und dann war eine mastertheses und eine Diplomarbeit fällig und da habe ich das halt ausgewählt."
Ihre eigenen Kindheitserlebnisse, die Erfahrungen an der New Yorker Met, aber auch praktischen Erfahrungen aus Mini-München, einer Kinderstadt, wo 7- bis 14-Jährige spielen, mitbestimmen und Verantwortung übernehmen können, das gab die Initialzündung für ihre Forschungsarbeit.
"In einem allgemeineren Sinne brauchen unsere Kinder nicht nur Mathematik und Sport, sondern sie brauchen auch ästhetische Erziehung, denn das begründet die Feinfühligkeit und die soziale Kompetenz. Und deswegen glaube ich, das muss passieren, bevor die Kinder jugendlich und pubertär werden, mit null Bock und so. Bevor sie zu einer Pflichtveranstaltung ins Musical müssen und dort ihre Kaugummis auspacken, sollte man ihnen schon mal gezeigt haben, dass es auch einen anderen Kulturkreis gibt, mit anderen Verhaltensweisen. Und idealerweise sollte man sie schon zu diesem Zeitpunkt für diesen Kulturkreis begeistert haben."
Und wie schafft man das? Welche Opernprojekte begeistern Kinder? Neugierig macht sich Anna Angelika Meißner immer wieder auf die Suche, opfert ihren Urlaub, tourt von Oper zu Oper quer durch Europa von Wien nach Zürich und Paris. Erstaunt ist sie vor allem, dass sich besonders Opern engagieren, die immer ein ausverkauftes Haus haben.
"Gerade die Stadt Wien stellt kostenfrei die Tickets zur Verfügung für Schüler, ja, da gibt’s das Kinderopernzelt auf der Wiener Staatsoper drauf, das ist das ganze Jahr ausgebucht, die werden überrannt."
Und noch eine Erkenntnis gab es: Zuschauernachwuchsförderung sollte im besten Falle nicht passiv und damit langweilig, sondern aktiv und für Kinder aller sozialen Schichten zugänglich sein.
"Wir können nicht nur Hochtalente- oder Besserenförderung betreiben. Es ist wieder eine Breitenförderung wichtig, insbesondere für solche Kinder, deren Eltern eine Theaterkarte nicht bezahlen können. Und die Met, die kümmert sich sehr stark um Kinder aus der Bronx und Queens und nimmt zum Teil sehr arme Schulen in ihr Programm mit rein. Die haben Wartelisten bis zu vier Jahren, weil diese Schulen den Wert dieser Erziehung erkannt haben. Und so sollte es sein, dass Schulen den Wert von Musiktheater erkennen."
In Deutschland ist man davon noch weit entfernt und überhaupt, resümiert Anna Angelika Meißner, gibt es immer noch zu wenig Fachliteratur für Lehrer und Musiktheaterpädagogen.
Nun sorgt sie auch ganz praktisch für mehr Opernlust in deutschen Schulen. "La mia opera" ist gemeinsam mit Kerstin Gedig vom Rhythmikverband Sachsen entstanden. Ein engagiertes Projekt für 120 sächsische Kinder. Anna Angelika Meißner hofft auf viele Nachahmer.
"Die Kinder sind superbegeistert. Sie haben ihre eigene Oper gemacht und die werden ihre eigene Oper nie vergessen. Sie werden lebenslang einen ganz anderen Bezug zum Thema Musiktheater haben."
Zu Hause, das war im Harzvorland, in Aschersleben. Arm an Kultur, aber mit – in dieser Hinsicht - reicher Nachbarstadt. Quedlinburg: Hier arbeitete ihr Vater als Musiklehrer und auch sonst passierte allerhand für kulturinteressierte Kinder.
Kurt Schwaens Kinderoper "König Midas" gehörte für sie, wie für viele Kinder in der DDR, zum Standardprogramm.
Meißner: "Es war ja doch viel los in der DDR. In Bernburg, in Hettstedt, in Eisleben, überall gab es Theater, da sind wir dann hingefahren. Wir haben auch kleine Singspiele zu Weihnachten gemacht und so weiter. Deshalb hatte ich auch schon immer einen Bezug dazu, auch später in meiner Erstausbildung als Kindergärtnerin."
Damals war die junge Frau mit dem strohblonden Haar und den hellen blauen Augen gerade 19 Jahre alt und tauschte so langsam die Kassetten von AC/DC gegen ABBA und Madonna aus. Mozart, Schubert und Kurt Schwaen waren nicht vergessen, aber Neues dazu. Für ihre Arbeit im Kindergarten zum Beispiel: Die Lieder von Gerhard Schöne.
"Meine Gruppe, das waren so Rabauken, sieben kleine Jungs. Und ich habe überlegt, wie ich die zur Ruhe bekomme und habe dann festgestellt, dass das mit Musik sehr gut geht und habe dann Lieder komponiert, vom Peter, der sich die Zähne nicht putzen will bis zu der Mareike Liederlich und habe gemerkt, wenn ich die mit Musik durch den Tagesablauf führe, dass das sehr gut ist für sie."
Zwölf Jahre später sitzt Anna Angelika Meißner in der "Met Opera", der Metropolitan Opera in New York. Sie ist Studentin der …
"… Erziehungswissenschaften mit Schwerpunkt Medien- und Kulturpädagogik."
… und hat gerade in den USA ein Fulbright Stipendium für Medienpädagogik und Kultursoziologie erhalten, später kam noch ein Aufbaustudium Fundraising dazu, also Beschaffung von Sponsoren- und Spendengeldern. Und plötzlich war sie wieder da, die Lust am Musiktheater und damit auch die Frage, was eigentlich passiert in den großen Opernhäuser heute für die Zuschauer von morgen.
"Wir haben dann immer sehr viele Konzertkarten bekommen und so war ich viel in der Met. Dort bin ich auf die Kinderprojekte gestoßen. Und dann war eine mastertheses und eine Diplomarbeit fällig und da habe ich das halt ausgewählt."
Ihre eigenen Kindheitserlebnisse, die Erfahrungen an der New Yorker Met, aber auch praktischen Erfahrungen aus Mini-München, einer Kinderstadt, wo 7- bis 14-Jährige spielen, mitbestimmen und Verantwortung übernehmen können, das gab die Initialzündung für ihre Forschungsarbeit.
"In einem allgemeineren Sinne brauchen unsere Kinder nicht nur Mathematik und Sport, sondern sie brauchen auch ästhetische Erziehung, denn das begründet die Feinfühligkeit und die soziale Kompetenz. Und deswegen glaube ich, das muss passieren, bevor die Kinder jugendlich und pubertär werden, mit null Bock und so. Bevor sie zu einer Pflichtveranstaltung ins Musical müssen und dort ihre Kaugummis auspacken, sollte man ihnen schon mal gezeigt haben, dass es auch einen anderen Kulturkreis gibt, mit anderen Verhaltensweisen. Und idealerweise sollte man sie schon zu diesem Zeitpunkt für diesen Kulturkreis begeistert haben."
Und wie schafft man das? Welche Opernprojekte begeistern Kinder? Neugierig macht sich Anna Angelika Meißner immer wieder auf die Suche, opfert ihren Urlaub, tourt von Oper zu Oper quer durch Europa von Wien nach Zürich und Paris. Erstaunt ist sie vor allem, dass sich besonders Opern engagieren, die immer ein ausverkauftes Haus haben.
"Gerade die Stadt Wien stellt kostenfrei die Tickets zur Verfügung für Schüler, ja, da gibt’s das Kinderopernzelt auf der Wiener Staatsoper drauf, das ist das ganze Jahr ausgebucht, die werden überrannt."
Und noch eine Erkenntnis gab es: Zuschauernachwuchsförderung sollte im besten Falle nicht passiv und damit langweilig, sondern aktiv und für Kinder aller sozialen Schichten zugänglich sein.
"Wir können nicht nur Hochtalente- oder Besserenförderung betreiben. Es ist wieder eine Breitenförderung wichtig, insbesondere für solche Kinder, deren Eltern eine Theaterkarte nicht bezahlen können. Und die Met, die kümmert sich sehr stark um Kinder aus der Bronx und Queens und nimmt zum Teil sehr arme Schulen in ihr Programm mit rein. Die haben Wartelisten bis zu vier Jahren, weil diese Schulen den Wert dieser Erziehung erkannt haben. Und so sollte es sein, dass Schulen den Wert von Musiktheater erkennen."
In Deutschland ist man davon noch weit entfernt und überhaupt, resümiert Anna Angelika Meißner, gibt es immer noch zu wenig Fachliteratur für Lehrer und Musiktheaterpädagogen.
Nun sorgt sie auch ganz praktisch für mehr Opernlust in deutschen Schulen. "La mia opera" ist gemeinsam mit Kerstin Gedig vom Rhythmikverband Sachsen entstanden. Ein engagiertes Projekt für 120 sächsische Kinder. Anna Angelika Meißner hofft auf viele Nachahmer.
"Die Kinder sind superbegeistert. Sie haben ihre eigene Oper gemacht und die werden ihre eigene Oper nie vergessen. Sie werden lebenslang einen ganz anderen Bezug zum Thema Musiktheater haben."