Schreckliches erlebt, Schreckliches getan
Der Bürgerkrieg in der Zentralafrikanischen Republik fordert viele Opfer. Selbst Kinder werden rekrutiert, um dort zu kämpfen. Der Weg in ein normales Leben ist für ehemalige Kindersoldaten schwer - auch, weil für ihre Eingliederung das Geld fehlt.
"Ich bin mit zehn entführt worden und war sieben Jahre bei den Rebellen. Wir haben gekämpft und geplündert. Ein paar von uns haben neu Entführte bewacht."
Didier wurde mit vorgehaltener Waffe zum Kämpfen gezwungen, wie viele Kinder in der Zentralafrikanischen Republik. Gewalt ist Alltag in der Zentralafrikanischen Republik, seit sich mehrheitlich muslimische Rebellen im März 2013 kurzzeitig an die Macht putschten und von christlichen Milizen genauso blutig bekämpft wurden.
"Tausende Zivilisten, darunter auch Kinder, wurden vertrieben. Viele Jungen und Mädchen wurden getötet und andere für die bewaffneten Gruppen rekrutiert," erklärt Jean Lokenga von UNICEF.
Das Kinderhilfswerk schätzt, dass sich bis zu 14.000 Kinder den bewaffneten Gruppen angeschlossen haben. Nach den Gräueltaten von beiden Seiten oft freiwillig, um Rache zu nehmen.
Ein Kind als Gefahr
"Ich hab' Fußball gespielt, als sie gekommen sind. Sie haben unser Dorf angegriffen und viele getötet. Sie haben die Häuser angezündet, unsere Kaffee-Plantage. Deshalb habe ich mich der Miliz angeschlossen. Zuerst war ich glücklich da, ich fand die Waffen toll. Aber jetzt will ich nicht mehr mitmachen."
Aber der Weg zurück in ein normales Leben ist schwer. Denn die Kinder haben nicht nur Schreckliches erlebt, sie haben selbst auch Schreckliches getan.
"Wenn ein Kind aus einer bewaffneten Gruppe kommt, ist es kein Kind mehr, sondern vor der Zeit erwachsen. Wenn es direkt nach Hause zurückkehrt, wird es als Gefahr betrachtet, weil es dort auch töten könnte. Es hat Granaten, Messer und ist zu allem fähig. Deshalb muss es zuerst in ein Transitzentrum. Dort kann ein Kindersoldat sich wieder an seine normale Familie gewöhnen."
Ken Angao arbeitet in einem solchen Transitzentrum in der Stadt Bambari. Neben der psychologischen Betreuung bekommen Jugendliche dort eine Ausbildung, die Jüngeren gehen zur Schule.
Zurück zur Miliz
Francois: "Sie müssen verstehen: Die Milizen-Führer sind keine schlechten Menschen. Sie haben sich um uns gekümmert, uns zu essen gegeben und uns mit Respekt behandelt. Aber ich kann ihnen nicht vergeben, dass sie mich gelehrt haben, zu kämpfen. Jetzt, wenn ich in der Schule sitze, bin ich entspannt. Ich kann die schlechten Dinge, die passiert sind, vergessen."
Francois hat Glück gehabt. Nur etwa 40 Prozent der freigelassenen Kinder in der Zentralafrikanischen Republik finden einen Platz in Transitzentren, weil das Geld für sie fehlt.
UNICEF hat im vergangenen Jahr nur knapp die Hälfte der benötigten Mittel von den reichen Geberländern bekommen. Den Preis zahlen die ehemaligen Kindersoldaten, für die es ohne Hilfe oft nur einen Weg gibt: zurück in die bewaffneten Milizen.