Kindesmissbrauch

Wie schützen wir Kinder vor sexualisierter Gewalt?

85:33 Minuten
Marionette mit zerzaustem Haar und zerrissenen Klamotten in einem Fenster.
Die meisten Fälle von Kindesmissbrauch bleiben im Dunkeln, nur ein geringer Teil wird angezeigt. © picture alliance/Lino Mirgeler/dpa
Beate Kriechel und Julia von Weiler im Gespräch mit Katrin Heise |
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Die Missbrauchsfälle von Lügde und Gelsenkirchen zeigen: Sexualisierte Gewalt gegen Kinder kann überall stattfinden – in Vereinen, Familien, aber auch der Schule, der Kirche. Im Internet existiert ein Netzwerk pädokrimineller Täter. Wie können wir Kinder schützen?
Etwa 40 Kinder werden täglich in Deutschland missbraucht, pro Schulklasse sind es ein bis zwei, die regelmäßig sexualisierte Übergriffe erleben. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht insgesamt von einer Million betroffener Mädchen und Jungen aus. Die meisten Fälle bleiben im Dunkeln, nur ein geringer Teil wird angezeigt. Im vergangenen Jahr verzeichnete die polizeiliche Kriminalstatistik 14.606 Fälle.

Betroffene werden meist allein gelassen

"Wir alle kennen ganz bestimmt einen Menschen, der von Missbrauch betroffen ist, auch wenn wir es nicht immer von ihnen wissen", sagt Beate Kriechel. "Viele Taten werden nicht gesehen und Betroffene bei der Bewältigung ihres Missbrauchs bisher meist allein gelassen." Die Autorin ist selbst als Kind vom Freund ihrer Mutter und dessen Sohn missbraucht worden und hat über ihre Erfahrungen ein Buch geschrieben: "Für immer traumatisiert? Leben nach dem sexuellen Missbrauch in der Kindheit". Darin porträtiert sie auch andere Betroffene.

Täter und Täterinnen leben auch in unserer Nachbarschaft

Das Erschreckende daran: die Alltäglichkeit. "In den Medien wird oft ´nur` über die besonders spektakulären, sehr brutalen Fälle berichtet. Aber Missbrauch ist meist alltäglicher, als wir wahrhaben wollen. Es kann sehr erschreckend und schmerzhaft sein, sich damit auseinander setzen zu müssen, dass wahrscheinlich auch in unserer Nachbarschaft Täter und Täterinnen leben."

Signale der Kinder ernst nehmen

"Kinder in Not brauchen Erwachsene, die ihnen zuhören und etwas unternehmen", sagt Julia von Weiler, Vorstand des Vereins "Innocence in Danger", einer weltweiten Organisation gegen sexuellen Missbrauch. "Kinder senden Signale aus: Sie verändern sich, ziehen sich zurück, das sollten Erwachsene unbedingt ernst nehmen. Da sind alle gefragt, zu helfen: die Eltern, Lehrer, Trainer – wir alle können dazu beitragen."
Zu oft schreckten Erwachsene davor zurück, einer Missbrauchsvermutung nachzugehen, die Kinder anzusprechen – gerade, wenn die Täter oder Täterinnen aus dem Umfeld kommen. "Wir schieben weg, was wir uns nicht vorstellen wollen. Niemand sollte leichtfertig mit Vermutungen umgehen, und die Angst vor falschen Anschuldigungen ist berechtigt. Aber sie sollte nicht dazu führen, dass man nichts tut." (sus)

Wie schützen wir Kinder vor sexueller Gewalt?
Darüber diskutiert Katrin Heise am Samstag, den 25. Januar, von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr mit Beate Kriechel und Julia von Weiler. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 0800 2254 2254 sowie per E-Mail unter gespraech@deutschlandfunkkultur.de" target="_blank" href="https://www.deutschlandfunkkultur.de/im-gespraech.969.de.html">gespraech@deutschlandfunkkultur.de.

Unterstützung für Betroffene:
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