Kino-Charts

Die Top 5 des Mainstream-Kinos

Der Schauspieler Oliver Masucci als Adolf Hitler in der Verfilmung von "Er ist wieder da", Regie: David Wnendt
Er ist wieder da - und entert umgehend einen Zeitungskiosk: Adolf Hitler alias Oliver Masucci. © 2015 Constantin Film Verleih GmbH
Von Hartwig Tegeler |
Wenn man mit seinem Film in die Kinocharts will, dann dreht man eine Fortsetzung und ist garantiert dabei. Auch wenn die aktuellen Bestseller nicht immer eine Fortsetzungsnummer im Titel tragen - irgendwie sind sie alle eine Fortsetzung von etwas.
"Verstehe. Wir sind also in dem Film. - Wie kommen wir wieder raus? - Hey, lecker Milchbeutel! - Milchbeutel! Großartig. - Die Texte sind echt mies."
Recycling - von "Avatar" wird es einen zweiten, dritten, wahrscheinlich auf vierten Teil geben...
"Recycling ist definiert als jedes Verwertungsverfahren, durch das Abfälle zu Erzeugnissen, Materialien oder Stoffen entweder für den ursprünglichen Zweck oder für andere Zwecke aufbereitet werden."
...von "Blade Runner" einen zweiten, von Indiana Jones einen fünften, eine Fortsetzung von "The Lego Movie", eine zweite Fortsetzung von Sherlock Holmes, das wäre also Teil 3, vielleicht "Beverly Hills Cop 4", vielleicht "Crank 3", vielleicht "Die Hard 6", aber sicher, hier und jetzt, also diese Woche:
Platz 5 - "Hotel Transsilvanien" von Genndy Tartakovsky - das ist Teil 2.
Platz 4 - "Paranormal Activity: Ghost Dimension" von Gregory Plotkin - ist der zweite, nein dritte Teil, vom "Blair Witch Projekt", nee, von Jason Bourne - also "The Bourne Identity" - oder dem vierten Teil von den "Ecpandables".
Ach, ja, apropos, Alien-Schrei und -Schleim, einen fünften Teil von ALIEN wird es auch geben. Von seiner Vorgeschichte zu "Alien", zu "Prometheus", macht Ridley Scott, Macher es Original-"Alien"-Films, als des ersten jetzt übrigens Teil 2, vielleicht auch Teil 3.
Jetzt im Kino. - Keine Fortsetzung! - Unglaublich!
Platz 3 - "Der Marsianer - Rettet Mark Watney" von Ridley Scott.
"Ich muss mir überlegen, wie ich Essen für drei Jahre anbauen kann auf einem Planeten, auf dem nichts wächst."
Auf dem Mars gestrandeter Astronaut kämpft ums Überleben: mit Mut, Erfindungsreichtum, Klebeband und Kartoffeln.
"Der Mars wird sie noch fürchten lernen, meine botanischen Kräfte."
Toller Matt Damon in einem schönen Sci-Fiction-Film, von dem die NASA natürlich behauptet, das könne alles so sein. Na ja, wir kennen ja unsere NASA, [...]
"Und Sie sind? - Teddy!"
... wenn das Kino ihr Honig um den Bart schmiert, dann ist sie ganz hin und weg.
"Ich bin der Direktor der NASA."
Platz 2 - "Alles steht Kopf" von Pete Docter und Ronaldo Del Carmen
"Seht ihr manchmal jemanden an und fragt euch, was geht in seinem Kopf vor?"
In Pixars perfekt animierten neuem Wurf über das emotionale Chaos im Kopf eines kleinen Mädchens, das kurz vor der Pubertät mit seinen Eltern umziehen muss, wird die Angst in der deutschen Synchronfassung von Olaf Schubert gesprochen. Die Angst, die im kleinen Mädchen, die in der großen Gesellschaft:
"Na holla hopp, näh. Wer hat zum Beispiel gewusst, dass sich syrische Flüchtlinge ausschließlich von kleinen, ostdeutschen Kindern ernähren. Näh, dass sie die kochen und braten. Das, ja, das ruft natürlich Ängste hervor. Diese Information. Und ich bin erstaunt, dass das so ... dass das immer so auf fruchtbaren Boden fällt." - Apropos: Fruchtbarer Boden.
Platz 1 - "Er ist wieder da" von David Wnendt
Wie Menschen in "Er ist wieder da" vor einem fiktiven Adolf Hitler ihr Herz ausschütten, sich anlehnen, rassistisch sich äußern, demokratiefeindlich, dumpf. Und das vor der Kamera. Und irgendetwas verrutscht in der Wahrnehmung, was Fiktion ist, was Realität, was Geschichte ist. Hitler-Darsteller Oliver Masucci: "Die Leute haben auch irgendwie vergessen, dass das ein Schauspieler ist, der da steht. Es ist irgendwas passiert da, dass die Figur, die ist noch so stark, hinter den Schauspieler zurücktritt, und die das offensichtlich annehmen. Offensichtlich scheinen 70 Jahre nicht genug zu sein. Und es ist noch relativ nahe dran."
Es ist, also ob David Wnendts Versuchsanordnung, seinen Hitler-Darsteller mit den realen Menschen dieser realen deutschen Jetzt-Zeit zu konfrontieren, das bestätigt, was Jakob Augstein geschrieben hat. ´Wir wissen längst, dass die Geschichte nicht zu Ende ist - und für die deutsche Geschichte´, schreibt Augstein, ´gilt das erst recht. Wir sehen gerade, wie ein Stück dieser Geschichte lebendig wird: der Faschismus. Nicht anderes ist es, wenn Enttäuschung, Lüge, Hass und Gewalt zu Politik werden: Faschismus. Wer dachte, Geschichte wiederhole sich nicht, der irrt. So Augstein. Ob sie allerdings den gleichen Verlauf nehmen wird, entscheiden wir.
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