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Die Top Five der Arthouse-Filme

Szene aus dem Film "Brooklyn" mit Emory Cohen und Saoirse Ronan
Szene aus dem Film "Brooklyn" mit Emory Cohen und Saoirse Ronan © imago/stock&people/ZUMA press
Von Hartwig Tegeler |
Mit Alicia Vikander in "The Danish Girl" oder Saoirse Ronan in "Brooklyn" bieten die Arthouse-Filme der Woche einige starke Schauspielerinnen. Aber auch ein paar harte Kerle haben es unter die Top Five geschafft.
"Ich werde einen Film drehen, einen Megahit! - Ich dachte, wir versuchen mal was Großes! - Hat er den final cut? - Nein! - Hören Sie, tun Sie das Richtige. Oder aber ich nehme Ihnen den Film weg und schneide ihn selber."
Zur Geschichte mit dem Großen kommen wir gleich. Vorher zu den starken Frauenfiguren. Diese hier zum Beispiel …
Platz 5 - "The Danish Girl" von Tom Hooper
"Ich brauche meinen Mann. Holst du ihn bitte? - Nein, tut mir leid."
… die Ehefrau, deren Mann Frau sein will. Eine eindrucksvoll Alicia Vikander an der Seite von Eddie Redmayne. So melodramatisch überzogen der Film mitunter auch wirkt: Alicia Vikander, Schwedin, 1988 geboren, die Königin aus "Die Königin und der Leibarzt", die Androidin aus "Ex Machina", na ja, das mit "Codename U.N.C.L.E." vernachlässigen wir jetzt mal, und bald, wenn nicht im Kino, dann auf DVD als britische Schriftstellerin Vera Brittain in "Testament of Youth".
Manchmal liebt die Kamera die Schauspieler, gut: -innen. Die, die Kamera, liebt übrigens auch eine Schauspielerin, Irin, sechs Jahre jünger als Alicia Vikander, […]
Platz 4 - "Brooklyn - Eine Liebe zwischen zwei Welten" von John Crowley
… bei denen sich Nicht-Iren die Zunge verknoten, wenn sie versuchen, ihren Namen richtig auszusprechen. CBS-Late-Show-Talker Stephen Colbert: Wie oft sprechen die Leute deinen Namen beim ersten Versuch richtig aus?
"How often get people right on the first try. - Hardly never!"
Eigentlich nie, meint, und wir versuchen es jetzt hier: Eigentlich nie, meint Saoirse Ronan. Saoirse Ronan, die wunderbare, spielt in "Brooklyn" eindrucksvoll eine Migrantin, die es nach New York und dann zurück in ihre irische Heimat verschlägt.
Richard Brody, Filmkritiker des "New Yorker" und letzte Woche Gast zur Podiumsdiskussion auf der Berlinale, meinte in einem Interview: "Es gibt in Deutschland gute Filmemacher, aber keine großen". Das hieße - sozusagen in Verlängerung -: Es gibt in Deutschland gute Filme, aber keine großen. Nur frage ich mich, wie sich die Begriffe "gut" und "groß" überhaupt begründen lassen. Und wo ordnet sich in einer Filmkritik dann dazu die Kategorie "bewegend" - im wahrsten Sinne des Wortes von "etwas in Bewegung setzen". Und machen wir´s noch komplizierter und ergänzen wir das Ganze durch "Subjektivität".
Also Platz 3 - "Ich bin dann mal weg" von Julia von Heinz
Weder für "gut", geschweige denn für "groß" halte ich die Verfilmung von Hape Kerkelings Pilgerfahrt auf dem Jakobsweg. Offen gestanden eher schrecklich und unangemessen laut und grell angesichts des Themas "Gottsuche". Letzte Woche erzählte mir eine Bekannte, dass sie mit ihrem Mann in "Ich bin dann mal weg"war. Ihr Mann ist solide verhaftet in der materiellen Realität, ein Unternehmer. Aber nach diesem Film will er jetzt auch auf den Jakobsweg gehen. Sprich: Er hat etwas gesehen in diesem Film. Da staunte der Filmkritiker in mir nicht schlecht, still, nachdenklich werdend angesichts seines vernichtenden Urteils. Manchmal handelt ein Film - "groß", "klein", "gut", "schlecht", vollkommen egal - offensichtlich von dem oder von der, die ihn sehen.
Platz 2 - "Suffragette - Taten statt Worte" von Sarah Gavron
"Ich bin mit siebzehn Oberwäscherin geworden, Vorarbeiterin mit zwanzig, ich bin jetzt 24. - Sie sind sehr jung für diesen Posten. - Als Wäscherin hat man oft kein langes Leben. - Und wieso nicht? - Man kriegt das Reißen und starke Hustenanfälle."
Die Geschichte der Wäscherin Maud, 1912, Großbritannien, der Kampf ums Frauenwahlrecht, um soziale und die Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern, friedlicher Protest, militanter Aktivismus. Groß in diesem Film: Carey Mulligan, Helena Bonham Carter, Meryl Streep wie ihre männlichen Kollegen Brendan Gleeson und Ben Wishaw. Eindrucksvolles historisches Politkino mit unerledigtem Thema.
Platz 1
"Ihr schwenkt die Rebellenflagge als Vorwand zum Morden und Brandschatzen. Das sollte dich interessieren, Warren, Opfer waren insbesondere befreite Schwarze."
"The Hateful Eight" von Quentin Tarantino
Indem Quentin Tarantino die Gewalt-Urgründe seiner Gesellschaft erzählt, indem er zurückblickt zu dem historischen Riss des Amerikanischen Bürgerkrieges, indem er die Brutalität, Blut, Massaker, Rassismus als Gewaltporno zelebriert, weil es so blutig, so gewalttätig war, wie Tarantino sagt - indem er das tut, kritisiert er die Gewalt, die er zeigt? Ist Darstellung per se Kritik? Oder interpretieren wir das wohlwollend hinein? Wie viele Stunden, Tage, Wochen wollen wir uns für eine Annäherung an die Antwort auf diese Frage inklusive der Geschichte des Kinos nehmen?
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