Top 5 des Arthouse-Kinos
Vertreibung, Flucht, Verlust: Das Raubkunst-Drama "Die Frau in Gold" führt die Arthouse-Charts an. Der Film von Simon Curtis mit Helen Mirren als kämpferische Erbin zeigt, was es bedeutet, wenn ein Leben von einem Tag auf den anderen zerstört wird.
"Der Kerl ist eine Legende. Red mit ihm über seine alten Filme, das findet er gut. - Wie hießen die? - So was darfst du mich doch nicht fragen!"
Platz 5 – "Big Eyes" von Tim Burton
"Sieh dir dieses Kind an. Sie ist so traurig. Da möchte man gleich weinen."
Ehemann erkennt Profitpotential der Bilder, die seine Frau malt, und behauptet, die seien von ihm. Amy Adams spielt anrührend; Christoph Waltz spielt Christoph Waltz. Wie unfassbar präzise hat Ernst Lubitsch das mit dem Star-Sein und Spielen …
"Sein oder Nichtsein!"
… alles schon auf den Punkt gebracht:
Maria Tura: "Weil du glaubst, ich spiele dich damit an die Wand. Joseph Tura: "Haha, das wirst du sowieso nicht schaffen." Maria Tura: "Natürlich, du bist ja der größte Schauspieler der Welt. Das weiß ja jeder, besonders du. Es wird ja langsam lächerlich, wie du alles überspielst."
Wo war´n wir? Ja, "Big Eyes": So recht kann sich Tim Burton nicht entscheiden, ob er eine leise Emanzipationsgeschichte erzählen will oder eine grelle Satire auf den Kunstmarkt. Gemessen an seiner wunderbaren "Alice im Wunderland"-Verfilmung oder Jahre früher mit "Edward mit den Scherenhänden" oder, oder scheint "Big Eyes" zu sehr angesiedelt in einer zu normal ausgestatteten Realität. Und da findet Tim Burton nicht zu seiner künstlerischen Kraft.
"Welchen Beruf hat mein Vater? Du, ja. - Mein Vater ist Maurer. - Deiner? - Mein Vater ist Pflücker."
Platz 4 – "Mein Herz tanzt" von Eran Riklis
"Eyad? - Mein Vater ist Terrorist."
Hier ist er noch Junge, dann wird Eyad erster israelischer Araber an einer Eliteschule in Jerusalem, der sich in einen Jüdin verliebt. Den Ärger kriege ich, sagt Filmemacher Eran Riklis, wenn ich Palästinenser auf der Leinwand als menschliche Wesen zeige.
Es sind aber Respekt, Anerkennung und Liebe, sagt Riklas, mit denen du die Gewalt und das Getrennt-Sein überwinden kannst. "Mein Herz tanzst" - emotionales und politisches Kino.
Platz 3 – "Kiss the Cook. So schmeckt das Leben" von Jon Favreau
Kino ist im übrigen ein hinterhältiges Medium. Es trickst uns aus, überfordert uns, unterfordert uns, manchmal merken wir das, manchmal aber eben nicht - und dann wird´s übrigens besonders spannend. Also, du gehst ins Kino, durchschaust einen Film wie "Kiss the Cooks" vorhersehbare Geschichte, Chef-Koch verliert den Job, erinnert sich an seine Anfänge und fährt, …
"Du wirst lachen, ich habe einen Imbisswagen. - Du hast einen verfluchten Tacco-Wagen?"
… fährt mit Sohn und bestem Kumpel - auch Koch - durchs Land. Weil der Kleine, erfahren in den Neuen Medien, …
"Ich habe ein Foto in deinem Account getweetet."
… von Anfang an alles getwittert hat, wächst sich die Sache zum kulinarischen Geheimtipp aus. Alles nicht sonderlich originell, aber - und jetzt kommt das Hinterhältige - trotzdem verpasst uns Jon Favreau, Regisseur von Blockbuster-Stücken wie "Iron Man", "Iron Man 2" oder "Cowboys & Aliens", in seinem "kleinen" Film "Kiss the Cook" über das immer schon sinnliche Medium Essen eine Dosis Saftigkeit und Lebenslust, die es in sich hat - und an deren Widerstand jede sich filmkritisch geben wollende Ratio scheitern muss. War im Kino, habe Hunger bekommen, könnte der Komplementär-Satz zu Kafkas "War im Kino, habe geweint!" lauten. Immer geht es um Sinnlichkeit, mit der der Film uns beschenkt.
Das, was Alan Rickmans Film über die Garbenbaukunst zu Zeiten Ludwig IV. ...
Platz 2 – "Die Gärtnerin von Versailles" von Alan Rickman
... was Rickmans Film leider abgeht. Bis auf eine Ausnahme: Wenn die Frauen in einem Hinterzimmer des Palastes über den Tod ihrer Kinder reden - ein Tabu in der höfischen Öffentlichkeit des 17. Jahrhunderts - , dann öffnet sich im Film "Die Gärtnerin von Versailles" Trauer für einen Moment ein Fenster zu Lebendigkeit, zu der eben auch Trauer gehört.
Platz 1 – "Die Frau in Gold" von Simon Curtis
"Mein Onkel hat Gustav Klimt beauftragt, sie zu malen."
Helen Mirren in einem Film über Raubkunst. "Die Frau in Gold" erzählt vom Kampf der rechtmäßigen Erbin um die Rückgabe mehrerer Klimt-Gemälde durch den Staat Österreich. In Rückblenden aus dem Wien der 1920er und 30er-Jahre, …
"Die Nazis kamen in unser Haus und nahmen sie von der Wand."
… in diesen Erinnerungen im Film entsteht eine Ahnung davon, was es bedeutet, wenn dieses Leben von einem Tag auf den anderen zerstört wird, wenn das, was lieb, teuer, was bedeutend ist, entrissen, gestohlen wird. Vertreibung, Flucht, Verlust: Merkwürdig, wie aktuell ein Film wie "Die Frau in Gold" auf einmal erscheint.