Kino-Charts

Top 5 des Arthouse-Kinos

Rauli Kantas (Nahuel Peréz Biscayart, links) und Robert Beck (Christian Ulmen) wollen ein Album aufnehmen - eine Szene des Films "Becks letzter Sommer" - ACHTUNG: NUR ZUR REDAKTIONELLEN VERWENDUNG IM ZUSAMMENHANG MIT DER BERICHTERSTATTUNG ÜBER DEN FILM UND NUR BEI URHEBERNENNUNG
Wollen ein Album aufnehmen: Rauli Kantas (Nahuel Peréz Biscayart, l.) und Robert Beck (Christian Ulmen) in einer Szene des Films "Becks letzter Sommer" © dpa / picture alliance / Oliver Vaccaro
Von Anna Wollner |
Der Lehrer Robert Beck (Christian Ulmen) blickt mit Ende Dreißig frustriert auf sein Leben zurück – und träumt noch einmal den großen Traum vom Rockstar-Leben. "Becks letzter Sommer" ist Platz fünf der Arthouse-Kino-Charts.
"Hörst du den Song? Ich mag den Song. Ich hab den Song geschrieben und ich fände es toll, wenn du dazu mit mir tanzen würdest. Denn ich hab ihn für dich geschrieben. Los, los, los, lass uns tanzen, nur einen Song."
Musik auf der Leinwand, Musik im Film. Sie drängt sich in dieser Woche geradezu auf als roter Faden.
Platz 5 – "Becks letzter Sommer" von Frieder Wittich
Der große Traum vom Rockstar – seien wir doch mal ehrlich, wer hatte ihn nicht? Christian Ulmen blickt als Robert Beck mit Ende Dreißig als frustrierter Lehrer auf sein Leben zurück.
"Ich hätte das vor zehn Jahren auch machen sollen. Aber ich war zu feige. Damals auf Sicherheit gesetzt. Erstmal schön solide mein Referendariat durchgezogen und dachte, ich könnte nebenbei ein paar Songs schreiben. Hab nie wieder einen Einzigen geschrieben."
Verpasste Chancen, geplatzte Träume, ein Schüler mit einem musikalischen Ausnahmetalent. Kino – der perfekte Ort der Projektion von Wünschen. Auf Andere.
Das auf
Platz 4
auch gesungen wird, mag reiner Zufall sein. Die Literaturverfilmung
"Am grünen Rand der Welt" von Thomas Vinterberg
bietet dafür auf den ersten Blick keinen Platz. Eine emanzipierte Frau Ende des 19. Jahrhunderts.
"Glaubt nicht, nur weil ich eine Frau bin, kenne ich nicht den Unterschied zwischen Recht und Unrecht. Ich werde auf den Beinen sein, wenn ihr noch schlaft, ich werde auf dem Feld sein, bevor ihr aufsteht. Es ist mein Ziel, euch alle zu erstaunen."
Es gelingt ihr, denn beim Abendessen bezaubert sie alle – auch uns – mit einer engelsgleichen Stimme.
Das Carey Mulligan singen kann, hat sie schon in Steve McQueens "Shame" und ihrer Interpretation von "New York, New York" gezeigt – preisverdächtig! Hier tut sie es nun wieder. Chapeau!
Platz 3 – "Amy – The Girl Behind the Name" von Asif Kapadia
Und damit wären wir bei jemandem, der mit der Musik tatsächlich seinen Lebensunterhalt verdient hat und gleichzeitig an ihr zerbrochen ist. Amy Winehouse, Mitglied des berühmten Club of 27, in eben diesem Alter viel zu jung gestorben. Der Film ist das posthume Denkmal für eine Frau, die ihren eigenen Untergang kommen sah.
Der Film ist immer dann am stärksten, wenn Winehouse singt, noch einmal ihre Stimme ertönt. Gänsehautgefühl!
Platz 2 – "Victoria" von Sebastian Schipper
Ein Film, über den fast alles gesagt wurde. Eine Nacht in Berlin, eine einzige, 140-minütige Kameraeinstellung, mittendrin eine junge Frau am Klavier. Schon jetzt einer der schönsten Momente des Kinojahres.
Platz 1 – "Taxi Teheran" von Jafar Panahi
Die Musik ist hier der Sound der Straße, der Sound einer ganzen Stadt: Teheran. Die Kamera im Fond eines Taxis, am Steuer der Regisseur selbst.
"Sie drehen doch hier einen Film in Wirklichkeit, oder? Erzählen Sie nicht, dass sie hier nur Taxi fahren, Herr Panahi."
Trotz Berufsverbots und mit den einfachsten Mitteln dreht Panahi eine Komödie über sein Heimatland, die zutiefst politisch ist und dabei gleichzeitig humorvoll und leichtfüßig. Ein Film wie Musik in unseren Ohren.
"Um neue Geschichten zu finden, müssen sie woanders suchen. Sie müssen rausgehen und sich umsehen. Aber wohin muss ich? Wo soll ich anfangen? Das ist der schwierigste Teil der Arbeit. Dabei kann ihnen niemand helfen. Die Geschichte müssen sie selbst finden."
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