Top 5 des Mainstream-Kinos
Ob auf Klassenfahrt in Thailand, beim Kicken in Berlin oder in der Animations-Welt von Pixar: Die Jugend hat in diesen Tagen das Filmgeschehen fest im Griff. Anna Wollner mit den Mainstream-Kino-Charts.
"Oh ja, ich mach ein Video über die Party für meinen Youtubechannel. Wow. Warte, du machst eine Party an einem Mittwoch? An einem Schultag? Ja, ich kann das. Wahnsinn."
Denken Sie jetzt bitte nichts Schlechtes von der Jugend. Sie hat es oft einfach nicht leicht. Auf …
Platz 5
… zum Beispiel machen zwei von Ihnen Urlaub bei den bis dato unbekannten Großeltern.
"The Visit" von M. Night Shyamalan
Und der Besuch verläuft anders als geplant.
"Oma und Opa benehmen sich merkwürdig. Opa trägt Windeln und bringt sie in den Schuppen. Oma rennt nachts ohne Klamotten rum. Und Opa denkt, dass er von Fremden verfolgt wird."
Der Regisseur von "Sixth Sense" schickt die beiden Geschwister Tyler und Becca auf einen grotesken Horrortrip streng nach Regeln Erstens: Genießt die Zeit. Zweitens: Esst soviel ihr wollt. Drittens: Verlasst euer Zimmer nie nach 21 Uhr 30. Und Regeln, das ist altbekannt, sind gerade bei Teenagern, dazu da gebrochen zu werden. In Found-Footage-Optik, mit Märchen-Motiven und vorhersehbarem Twist sorgt Shyamalan wohl nur bei unter 20-Jährigen für einen wohligen Schauer.
"Könntest du den Ofen sauber machen Becca?
"Mh."
"Kriech bis ganz hinten rein."
"Mh."
"Kriech bis ganz hinten rein."
Hänsel und Gretel – ein Buch, das weit unter dem Niveau dieser Vorzeigejugendlichen liegt.
"Wir haben den Roman gelesen und zusammengefasst."
"Welchen Roman?"
"Mit der Faust."
"Komm laber nicht."
"Doch, ich schwöre. Es blutet immer noch aus meinen Augen."
"Welchen Roman?"
"Mit der Faust."
"Komm laber nicht."
"Doch, ich schwöre. Es blutet immer noch aus meinen Augen."
Platz 4 – "Fack Ju Göhte 2" von Bora Dagtekin
"Ich hab keine Ahnung, wer das geschrieben hat, aber der war verrückt, dieser Reclam. Goethe. Na oder so."
Reclam, Goethe, am Ende war auch noch dieser Schiller unter den bisher 6,5 Millionen Zuschauern. Dabei ist der zweite Teil der Paukerkomödie nur ein warmer Aufguss von Teil Eins. Mit einer fast schon humanistischen Erkenntnis am Ende: Die Proll-Schüler Chantal und Danger sind tief in ihrem Herzen auch nur liebesbedürftige Pubertierende, die einfach mal in den Arm genommen werden wollen.
"Es gibt den Teufel und der hat eine Wette mit der Faust."
"Dem Faust."
"Weil der ist auch unglücklich. So wie sie."
"Genau."
"Dann nimmt er die Seele von dem, dafür kriegt er Spaß und so. Aber der Teufel ist ein Hurensohn. Ja, er macht Intrigen und so. Und die Faust merkt es zu spät."
"Der Faust, Junge."
"Ja. Ja, weil er ja keine 10b hat, die ihm hilft."
"Hier sind unsere Interpretationen und wir konnten auch nicht googlen."
"Dem Faust."
"Weil der ist auch unglücklich. So wie sie."
"Genau."
"Dann nimmt er die Seele von dem, dafür kriegt er Spaß und so. Aber der Teufel ist ein Hurensohn. Ja, er macht Intrigen und so. Und die Faust merkt es zu spät."
"Der Faust, Junge."
"Ja. Ja, weil er ja keine 10b hat, die ihm hilft."
"Hier sind unsere Interpretationen und wir konnten auch nicht googlen."
Gegooglt wird auch auf:
Platz 3.
Allerdings nicht von der Jugend.
"Geben Sie mal was ein, irgendwas, was sie interessiert."
"Weltherrschaft."
"Und suchen."
"Weltherrschaft."
"Und suchen."
"Er ist wieder da" – von David Wnendt
Adolf Hitler wacht im Jahr 2014 in Berlin in einem Gebüsch auf. Orientierungs- und hilflos wendet er sich an drei Fußball spielende Kinder.
"Wat n dit für nen Opfer? Allet klar Meester."
"Ach die Jugend. Die Jugend ist die Zukunft. Es hat der Jugend offensichtlich die Sprache verschlagen. Ja, das ist verständlich. Es ist schließlich eine ungewöhnliche Wendung im Tagesablauf eines Jungen noch nicht voll gereiften Mannes, den Führer in unmittelbarer Nähe zu erleben."
"Ach die Jugend. Die Jugend ist die Zukunft. Es hat der Jugend offensichtlich die Sprache verschlagen. Ja, das ist verständlich. Es ist schließlich eine ungewöhnliche Wendung im Tagesablauf eines Jungen noch nicht voll gereiften Mannes, den Führer in unmittelbarer Nähe zu erleben."
Dabei – und das ist das Bemerkenswerte an Wnendts Hitler-Satire - sind die drei Jungs die Einzigen, die Hitlers Charme nicht verfallen und ihn nicht mit Stammtischparolen anhimmeln - sondern einfach ignorieren.
"Hitlerjunge Ronaldo. Wo geht es zur Straße?"
"Also du bist ein Spast, ey."
"Ich muss dringend zurück in den Führerbunker. Die anwesende Jugend kann scheinbar dabei keine Hilfe sein."
"Also du bist ein Spast, ey."
"Ich muss dringend zurück in den Führerbunker. Die anwesende Jugend kann scheinbar dabei keine Hilfe sein."
Platz Zwei – "Der Marsianer" von Ridley Scott
Jetzt werden Sie wohl kurz stutzig. Matt Damon allein auf dem Mars, zurückgelassen von seiner Crew, 50 Millionen Kilometer von Zuhause entfernt.
"Der Haken ist: Es dauert vier Jahre, bis mich eine andere Mission erreicht. Und diese Station ist nur für 31 Tage ausgelegt. Ich brauche also Wasser und Nahrung auf einem Planeten, auf dem nichts wächst. Aber wenn ich es nicht schaffe, die NASA zu kontaktieren, spielt das auch keine Rolle mehr."
Und wo ist in diesem Weltraumspektakel jetzt die Jugend? Ganz einfach: In Matt Damons charmantem Spiel, denn der 45-jährige macht aus seinem Auftritt auf dem Mars eine leichtfüßige und lustige One-Man-Show im Raumanzug. Während unten auf der Erde an seiner Rettung gefeilt wird.
"Wir haben eine Videonachricht erhalten. Oh mein Gott. Mark Wattney lebt noch. Wir holen dich ab Wattney. Noch Fragen Neil Armstrong."
Platz 1 …
… ist eindeutig nicht nur der Sieger der Charts, sondern definitiv auch der Sieger der Herzen.
"Alles steht Kopf" von Pete Docter und Ronnie del Carmen
Ein ganz wunderbarer Film, ein Geniestreich aus dem Hause Pixar, der Einblicke in die Gefühlswelt eines elfjährigen Mädchens gibt.
"Riley verhält sich so komisch."
"Warum verhält sie sich so komisch?"
"Was erwartest du?"
"Alle Inseln sind erloschen. Freude wüsste, was zu tun ist."
"Genau. Und bis sie zurück ist, tun wir einfach das, was Freude tun würden."
"Super Idee."
"Wut, Angst, Ekel. Wie sollen wir es schaffen fröhlich zu sein?"
"Warum verhält sie sich so komisch?"
"Was erwartest du?"
"Alle Inseln sind erloschen. Freude wüsste, was zu tun ist."
"Genau. Und bis sie zurück ist, tun wir einfach das, was Freude tun würden."
"Super Idee."
"Wut, Angst, Ekel. Wie sollen wir es schaffen fröhlich zu sein?"
Wut, Angst, Ekel, Kummer und Freude regieren die Gefühlswelt, schalten und walten in der Kommandozentrale Gewissen und sorgen für mentales Chaos. Wer sich in diesen Film nicht verliebt, hat kein Herz. Egal in welchem Alter.
"Kummer, ich hab eine super wichtige Aufgabe, nur für dich."
"Wirklich?"
"Das ist der Kreis des Kummers. Deine Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass der ganze Kummer da drin bleibt."
"Wirklich?"
"Das ist der Kreis des Kummers. Deine Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass der ganze Kummer da drin bleibt."