Kino-Doku "Ich bin Anastasia"

Als Transfrau bei der Bundeswehr

07:59 Minuten
Filmszene aus dem Dokumentarfilm "Ich bin Anastasia", in der die Protagonistin sich selbst im Spiegel betrachtet. Der Film erzählt die Geschichte von Oberstleutnant Anastasia Biefang, die bei ihrer Geburt das Geschlecht "männlich" zugewiesen bekam.
Trans bei der Bundeswehr: "Ich möchte das Thema sichtbar machen", sagt Oberstleutnant Anastasia Biefang. © Missing Films
Anastasia Biefang im Gespräch mit Ute Welty |
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Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere bei der Bundeswehr entscheidet sich Anastasia Biefang, zukünftig in ihrem gefühlten weiblichen Geschlecht zu leben. Im Gespräch spricht sie über ihre Erfahrungen, die jetzt auch ein Kinofilm dokumentiert.
Der Film "Ich bin Anastasia" (Regie: Thomas Ladenburger) erzählt die Geschichte von Oberstleutnant Anastasia Biefang, die bei ihrer Geburt das Geschlecht "männlich" zugewiesen bekam. Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere bei der Bundeswehr entscheidet sie sich, zukünftig in ihrem gefühlten weiblichen Geschlecht zu leben.
Eine Gruppe Soldaten steht auf einem vernebelten Hof in Reih und Glied.
Szene aus dem Film "Ich bin Anastasia"© Missing Films
Zu ihrem eigenen Erstaunen gibt es nach ihrem Outing als Transgender bei der Bundeswehr keine Karriereeinbußen für sie. Gleich nach ihrer Geschlechtsangleichung zur Frau übernimmt sie das Informationstechnikbataillon im brandenburgischen Storkow.
Im Gespräch lässt Anastasia Biefang die Zeit der Veränderung Revue passieren. Der Weg sei sind nicht einfach gewesen und auch "komplex" - von den medizinischen Maßnahmen bis hin zur gesetzlichen Anerkennung der Identität als Frau. "Aber es ist einfach machbar", betont Biefang.

"Das Umfeld muss mitgehen"

Rückblickend über die Zeit der Verdrängung sagt sie: "Es ist nicht so, dass ich das Thema 20 Jahre in die Schublade gesteckt habe, ich habe einfach nur einen sehr schlechten Umgang für mich damit gefunden." Allerdings sei die Zeit auch "mit viel Unglücklichsein" einhergegangen. Zu sich selbst und ihrer Identität als Frau zu stehen, sei erst Schritt für Schritt möglich gewesen. "Das Umfeld muss auch mitgehen, um das möglich zu machen", sagt sie.
Oberstleutnant Anastasia Biefang (r) und ihr Vorgänger Oberstleutnant Thorsten Niemann, Standortältester der Kurmark Kaserne und Kommandeur des Führungsunterstützungsbataillons in Storkow (Brandenburg), unterhalten sich in einem Lehrraum einer Ausbildungsanlage für die Satellitenkommunikation. 
Oberstleutnant Anastasia Biefang (r) und ihr Vorgänger Oberstleutnant Thorsten Niemann unterhalten sich in einem Schulungsraum der Bundeswehr.© dpa-Zentralbild / Patrick Pleul
Motivation für den Film sei es gewesen, "das Thema sichtbar zu machen", betont Biefang - als starke Persönlichkeit, die im Leben steht, die sich bewusst und selbstbewusst dem Weg der Geschlechtsangleichung stellt. Zu ihrer Rolle als Frau in der Bundeswehr und im Leben meint sie schlicht: "Wir müssen nicht die besseren Männer sein, sondern einfach tolle Frauen."

Aufmerksamkeit für Transmenschen

Der Blogger, Buchhändler und Transmann Linus Giese hat den Film gesehen und ist zwiegespalten: Einerseits finde er es total wichtig, dass das Thema Trans mediale Aufmerksamkeit bekomme, da es relativ wenig dazu gebe. Besonders gut gefallen habe ihm, wie der Film den Weg von Anastasia Biefang bis zum Coming-Out darstelle.

Die komplette Filmkritik von Linus Giese hören Sie hier:
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Andererseits fehle ihm in der Doku aber Einordnung und Erklärung, etwa durch eine Erzählstimme aus dem Off. "Gerade bei einem Thema, wo es so wenig Wissen darüber gibt, kann schnell der Eindruck entstehen: Das ist etwas, was alle Transmenschen denken. Aber es ist eben nur, was Anastasia Biefang denkt." Er habe sich auch gefragt, ob man auch den nackten Körper einer Cisperson so zur Schau stellen würde, wie es bei Anastasia Biefang geschehe.
Linus Giese sagt, er hätte es interessant gefunden, wenn die Doku manche soziale Aspekte der Transition noch vertieft hätte - etwa, wem gegenüber man sich outet und wie man das macht.
(huc/jfr)
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