Die besten und schlechtesten Einbrüche
"Heist" ist englisch für Raubüberfall. Mit "Ocean's 8" kommt ein neuer Film des Genres "Heist-Movies" in die Kinos. Da schauen wir doch mal zurück in die Filmgeschichte auf besonders gelungene und grandios gescheiterte Raubüberfälle.
Platz 5 - "Ein Fisch namens Wanda" von Charles Crichton (1988)
Bei den meisten Heist- oder auch Capermovies ist das Problem nicht der Einbruch, sondern das Danach. Wenn die Gangster sich – wie auch im "Wanda"-Fall – gegenseitig an die Gurgel gehen. Doch die gute Nachricht: Rechtsanwalt Archie Leach (John Cleese) schafft es, der an sich kein bisschen zu trauenden Gangsterbraut Wanda (Jamie Lee Curtis) – und das hätte man diesem Spießer nun wirklich zu zugetraut – in die Schranken zu weisen. Harsche Worte, aber nicht ohne Grund gesprochen: "Von jetzt an wirst du dich benehmen oder ich breche dir das Genick." Zudem verrät uns der Abspann, dass Archie und Wanda mit den geklauten Diamanten im Gepäck nach Rio flogen und eine Familie mit 17 Kindern gründeten. Wer mag da schon über die Amoralität eines Bankraubs nachdenken?
Platz 4 – "Inside Man" von Spike Lee (2006)
Ein Mann erklärt uns im Vorspann: "Vor kurzem habe ich verschiedene Abläufe geplant und in die Tat umgesetzt, um den perfekten Bankraub zu begehen." Hier klappt tatsächlich alles: Rein in die Bank, Geiseln nehmen, am Ende im gleichen Overall raus wie die Geiseln. Bis auf den, der alles ausgeheckt hat. Und, wichtig, kein Geld klauen. Weil, es ging um Diamanten im Schließfach, die der Bankchef Juden im Zweiten Weltkrieg stahl. Aber wie kommt Bankräuber Russel alias Clive Owen, der den perfekten Bankraub prognostizierte, am Ende mit den wertvollen Diamanten raus, wenn die Polizei doch noch vor der Bank steht? Genialer Plan, wie es sich für den perfekten Bankraub gehört: Tage hat Russel in einem Lagerregal im Keller der Bank verbracht. In dem geheimen Verschlag, den er mit seinen Komplizen gebaut hat. Nach einer Woche schlendert er einfach raus. Hier hat der Bankraub die Funktion eines moralischen Theaters. Regisseur Spike Lee wird Brechts "Dreigroschenoper" gelesen haben: "Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?"
Platz 3 – "Hundstage" von Sidney Lumet (1975)
Hier klappt nichts! Weniger perfekt kann ein Bankraub wohl kaum sein als der, den Sonny (Al Pacino) unternimmt, um die Geschlechtsumwandlung seiner Frau zu bezahlen. Bankraub, selbstmörderisch angetrieben von der Liebe. Eine Story, die das New Yorker Medienpublikum berührt. Kurz! Der Bankräuber: bauernschlau, hilflos, verunsichert und letztlich naiv. In der Bank befanden sich Eintausendeinhundert Dollar. Eintausendeinhundert! "Hundstage" ist weniger Heist-Movie, denn Menschenporträt.
Platz 2 – "Lina Braake oder Die Interessen der Bank können nicht die Interessen sein, die Lina Braake hat" von Bernhard Sinkel (1975)
Es ist ja nicht nur so, dass sich Sinkels Film für die Rechte alter Menschen stark macht. Nein, "Lina Braake" singt auch das hohe Lied auf die Intelligenz derjenigen, die von einer Bank betrogen werden und es nun schaffen, eben jener Bank Geld aus den Rippen zu leiern. Lina Brake flog aus ihrer Wohnung trotz lebenslangem Wohnrecht und landet im Altersheim. Da aber lernt die alte Dame Gustav, den cleveren Bankbetrüger, kennen. Und der Plan, den die beiden durchziehen, ist perfekt. Am Ende kauft Ettore mit erschwindeltem Geld ein Haus in Sardinien, und Lina Braake bekommt ihr lebenslanges Wohnrecht. Gerechtigkeit darf sich wieder herstellen. Wunderschöner (Kino)Traum.
Platz 1 –"Rififi" von Jules Dassin (1955)
Der sanfte Tony, Jo, Mario und César hätten den perfekten Einbruch schaffen können: Von der Wohnung über dem Juweliergeschäft durch ein Loch in der Decke in den Safe-Raum, Juwelen einsacken, raus. Ende. Doch César musste unbedingt noch den Ring mitnehmen und der Sängerin Viviane schenken, die im Nachtclub das Lied "Le Rififi" singt. Ursprünglich bedeutete das Wort "Rififi" "gewalttätige Auseinandersetzung". Und die kommt im Film. Weil Vivianes Gangster-Chef den Ring entdeckt, gehen beide Gangsterbanden aufeinander los. Und Jules Dassins Mutter aller Heist-Movies über einen Einbruch, der in der Mitte des Films eine nervenzerrende halbe Stunde lang ohne Dialoge, ohne Musik gezeigt wird, diese Geschichte entwickelt sich mit dem Tod aller zu einer moralischen Fabel, in der die Gier auch den perfektesten Bruch zunichte macht. Weil der Mensch ist ja eben immer nur der Mensch.