Die schrägsten Weihnachtsfilme
Was tun, wenn Weihnachten mal wieder alles aus dem Ruder läuft und die Familie droht, auseinanderzubrechen? Klar, schnell einen Film gucken und alles andere vergessen. Hier kommen fünf Vorschläge von unserem Top-five-Kolumnisten Hartwig Tegeler.
Platz 5: STIRB LANGSAM von John McTiernan (1988)
Ein durch und durch aus dem Ruder gelaufener Heiligabend. Am 24.12. muss John McClane, der Cop aus New York, die Geiselnahme im Nakatomi Plaza in L. A. klären. Da aber das Bürohochhaus auf einigen Etagen noch nicht ganz fertig ist, finden einige von McClanes epischen Shootouts daselbst auf Baustellen inmitten diversen handwerklichen Spezialgerätes statt. Insofern wird in STIRB LANGSAM der Blick von den Schießereien oft abgelenkt, von all dem wunderbaren Werkzeug. Die Kappsäge da oder der Akkuschrauber dort oder die Nagelpistole da hinten - wäre das nicht ein formidables Weihnachtsgeschenk für den Filmfan, der im Parallel-Universum ebenso passionierter Heimwerker ist.
Platz 4: SCHÖNE BESCHERUNG von Jeremiah S. Chechik (1989)
Es ist eine gefährliche Zeit, diese Weihnachtszeit, das weiß jeder Ehe- bzw. Familientherapeut. Denn das Heilige Fest im Allgemeinen, vor allem aber ein kleiner Abschnitt in dieser Zeit im Besonderen, hat bei der Familie Griwold das Zeug zum großen Zerstörer. Die Rede ist natürlich vom Aussuchen und späteren Aufstellen des Weihnachtsbaumes. Insofern kann SCHÖNE BESCHERUNG als nachgerade dokumentarische Abbildung des psychoemotionalen Minenfeldes gelten, das diese Tätigkeit nicht nur für die Griwolds bildet.
Platz 3: DREI HASELNÜSSE FÜR ASCHENBRÖDEL von Václav Vorlíček (1973)
Es sei verziehen, wenn an dieser Stelle ein Film kommt, der gar kein Weihnachtsfilm ist, in der filmhistorischen Genre-Zuordnung. Aber es dann doch irgendwie ist. In der alljährlichen Rezeption nämlich, weil DREI HASELNÜSSE immer wieder Weihnachten im Fernsehen läuft. Vielleicht sollte man dann aber auch gleich an dieser Stelle betonen, dass dies nicht nur ein Märchenfilm ist, sondern auch ein tschechischer Schneewestern, genauer, eine Schimmeloper. Denn Nikolaus, Aschenbrödels Pferd, ist neben Hund Kasperle ihr bester Freund, und Aschenbrödel-Darstellerin Libuše Šafránková ist da, in ihrem 20. Lebensjahr, eine wunderbare Reiterin. Doch die Frage, die sich dem Filmfan, der im Parallel-Universum Reiter ist, stellt: Wie ist es möglich, in so tiefem Schnee so entspannt durch den Wald zu galoppieren? Ganz schön anstrengend für's Pferdchen. Und dann die Rutschgefahr. Inzwischen, also heutzutage, gibt es dagegen ja Grip, eine Hufeinlage aus Plastik, die verhindert … das … gut … sorry … führt zu weit. Dann kommen wir eben zum Küchenmesser.
Platz 2: TÖDLICHE WEIHNACHTEN von Renny Harlin (1996)
Geena Davis in der Küche. Vorweg: TÖDLICHE WEIHNACHTEN ist nicht in Gänze ein Weihnachtsfilm, aber als der üble Bursche Samantha auf der Kleinstadt-Weihnachtsparade im Fernsehen sieht und sie heimsucht, um sie kalt zu machen, erinnert sie zaghaft, dass sie in ihrem früheren Leben staatlich angestellte Geheimdienst-Auftragskillerin war. Und jetzt kommen wir zum Küchenmesser: Samantha nämlich wird ihrer alten Instinkte und Fähigkeiten gewahr, als sie in der Küche eine Möhre schneidet, langsam, dann immer schneller und schließlich in rasender Geschwindigkeit, was mich so geflasht hat, sich mir so eingegraben hat, dass der Filmfan - im Parallel-Universum auch Kochender - bei jedem Gemüseschnippeln an Geena Davis denken muss. Wobei - ich weiß nicht, warum - in meiner Erinnerung die Möhre eine Zucchini war, ein Missverständnis, was sich erst gerade, beim Wiederanschauen der Szene, geklärt hat.
Platz 1: GREMLINS - KLEINE MONSTER von Joe Dante (1984)
Ein wunderbar weihnachtliches Szenario, weiss, verschneit, heimelig; die ganze Familie wird am Heiligabend zusammen sein. Und Vater, Handlungsreisender in Sachen eigener Erfindungen, bringt Billy als Weihnachtsgeschenk den Mogwai Gizmo mit. Warum aber ist es - for heaven's sake oder auch "beim Heiligen Weihnachtsmann" - nicht möglich, diese einfachen drei Regeln im Umgang mit dem Mogwai einzuhalten? Kein Sonnenlicht, nicht nass werden lassen, nicht nach Mitternacht was zu fressen geben? Wir dürfen also erleben, wie die aus Gizmo entsprungenen, anarchisch-fies-bösen Gremlins den beschaulichen Ort Kingston Falls an diesem, eben, beschaulichen Weihnachtsabend total auseinander nehmen. Tja, ein wunderbarer Spiegel, der uns die Kommerzialisierung des Heiligen Festes genussvoll um die Ohren haut. Immer noch.