Kino-Kolumne Top Five

Die besten Filme, in denen Weizen eine Rolle spielt

Ein Weizenfeld wird in East Lothian in Schottland gegen die Sonne aufgenommen.
Ein Weizenfeld wird in East Lothian in Schottland aufgenommen. © imago / Westend61
Von Hartwig Tegeler |
Er ist ein Nahrungsmittel, aber gleichzeitig eine Metapher: Weizen. Diese Rolle spielt das Getreide immer wieder in der Filmgeschichte. Hartwig Tegeler hat die fünf besten Filme ausgesucht, in denen Weizen eine Rolle spielt.

Platz 5: "Alien: Convenant" von Ridley Scott (2017)

Der Weg da, auf dem fremden Planeten, acht Kilometer lang, führt ins Verderben, aber vorher durch ein Feld mit Getreide, Weizen mit fetten Ähren. Dick und dicht. Irgendetwas stimmt hier nicht. Und die, die diesen Science-Fiction-Horrorfilm überlebt, na ja, fast überleben wird, besser: als letztes Leben in die Kälteschlafkoje steigt, hat hier schon das Misstrauen, das natürlich angebracht ist, wenn sie fragt, wer das denn angebaut haben soll. Nutzpflanzen, Weizen, soweit weg von der Erde. Da gehört etwas, das uns so vertraut ist, nicht hin. Und das ist verdammt unheimlich. Und am Ende tödlich.

Platz 4: "In der Glut des Südens" von Terrence Malick (1978)

Mit seiner Geliebten, die er als Schwester ausgibt und seiner kleinen Schwester, ist Bill – Richard Gere – aus Chicago geflohen und arbeitet jetzt – wir schreiben das Jahr 1916 - auf den riesigen Weizenfeldern eines wohlhabenden Farmers – gespielt von Sam Shepard. Weizen, harte Arbeit; die ersten Maschinen verweisen schon auf die beginnende Industrialisierung der Landwirtschaft. Romantik des Landlebens? Pah! Das Verhältnis von Farmer und Landarbeiter ist das von Herr und Knecht. Und erster will auch noch die Geliebte seines Arbeiters. Das kann nicht gutgehen. Klassenverhältnisse treffen auf Melodram bei Terrence Malick in einer unendlichen Weite, in der alle schon verloren sind.

Platz 3: "Früchte des Zorns" von John Ford (1940)

Am Anfang gehört das Land noch den kleinen Leuten. Aber die Prärieparzellen, die sie pachteten und Oklahoma zur Kornkammer des Landes machten; diese Prärie eignete sich nicht für die Landwirtschaft. Und dann – 1930er Jahre - der Wind, der Staub, die Erosion. Aus der Kornkammer wird das Armenhaus; die Großgrundbesitzer nahmen den kleinen Farmern das Land. Und im gelobten Kalifornien, wohin sich die Familie Joad mit ihrem altersschwachen Lastwagen auf den Weg macht, um Arbeit zu finden, warten Ausbeutung und Hunger und Fremdenfeindlichkeit. Migrationsströme in der Weltwirtschaftskrise. Keine wogende Weizenfelder, nur Staub und Armut zeigt John Ford in seiner John-Steinbeck-Verfilmung.

Platz 3: "Holodomor - Bittere Ernte" von George Mendeluk (2017)

Stalin beginnt mit dem Hunger-Terror gegen die Ukraine, 1932, 1933, um die Kollektivierung der Landwirtschaft zu erzwingen. Ernten, Saatgut, Vieh und der Besitz der Bauern werden requiriert oder gestohlen. Die Opferzahl der "Tötung durch Hunger", so die Übersetzung des ukrainischen Begriffs "Holodomor", betrug zwischen drei bis 14 Millionen Menschen. Wobei diese Zahl, je nach politischem Interesse, nach oben oder unten schwankt. Am Anfang von "Holodomor" die Romantik: wogende Weizenfelder, die Erntefeste. Aber die Idylle ist schnell dahin. Und doch prägt sich dies als Gegenbild ein zu dem Menschheitsverbrechen, dass der Film dann erzählt.

Platz 1: "Gladiator" von Ridley Scott (2000)

Der Tribun, der Meister im Krieg, der die Germanen besiegt, ist eigentlich Bauer. Nun will er vom Schlachten heimkehren und Frieden finden. Schon in der ersten Szene geht Maximus im Traum, der immer wiederkehrt in GLADIATOR, durch ein Weizenfeld. Lässt die Hand wie unschuldig zart über die Ähren streifen. Als ob ihm das die Verbindung gibt mit der Natur. Frieden, endlich. Der ersehnte Frieden. Am Ende stirbt Russell Crowe und schwebt aus dem Colosseum heraus und hinweg in einen Traum und über die Ähren, hin zu Frau und Sohn. Ebenfalls beide tot. Gegen die römische Dekadenz, die der Zivilisierten, steht der Traum vom wogenden Weizenfeld im Jenseits. Getreide-Paradies und wunderbarer Kino-Kitsch.
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