Kino-Kolumne Top Five

Die besten Filme mit Wohnmobilen und Bussen

Olive (Abigail Breslin - M) läuft in dem neuen Kinofilm "Little Miss Sunshine" neben dem Bus her, der von ihrer Familie angeschoben wird.
Eine Familie in einem ziemlich klapprigen Bus... und los geht das Road-Movie "Little Miss Sunshine". © dpa-Film / 20th Century Fox
Von Hartwig Tegeler |
Der Weg ist das Ziel, zumindest im Road-Movie. Dazu gehört natürlich das passende Gefährt. Gerne ein VW-Bus, Van – oder im Western das "Vorgängermodell": der Planwagen.

Platz 5 - "Karawane der Frauen" von William A. Wellman (1955)

Dass bei der Reise im Road-Movie der Weg das Ziel ist, das ist eine ausgemachte Sache, auch in den Zeiten, als man eben im Planwagen auf den Trip ging. Die Richtung war auch damals klar: nach Westen. In Kalifornien erwarten die Frauen, die sich von Chicago aus mit ihrem Planwagen-Treck 3000 Kilometer durch die Wildnis schlagen, mit Indianern kämpfen, tödliche Schluchten überwinden und Wüsten überleben, da erwarten sie Ehemänner. Die nächste Stufe, nüchtern gesprochen, um das Überleben in der damaligen schweren Zeit zu sichern. Das Schwarz-Weiß der Bilder lässt den Staub und den Schweiß und die Anstrengung fast dokumentarisch wirken.
Szene aus "Karawane der Frauen".
Szene aus "Karawane der Frauen". © Imago / United Archives

Platz 4 - "Little Miss Sunshine" von Jonathan Dayton und Valerie Faris (2006)

Auch hier geht es, dem Genre angemessen, nun im VW-Bus, nach Westen, nach Kalifornien. Eine chaotische Familie – Vater, Mutter, Sohn, Onkel und Großvater -, die die kleine Olive begleiten wollen. Sie will in Los Angeles an einem Schönheitswettbewerb teilnehmen. Eine Reise in einem restaurierten gelben VW-Bus mit vielen Streits und technischen Problemen, so, wie es sich für diese Kino-Reisen in diesen Gefährten gehört. Die Kupplung ist bald tot und die Hupe arbeitet etwas später ohne Unterbrechung. Wobei das größere Problem der tote Großvater hinten, unter der Heckklappe ist. Aber auch das regelt sich. Die Reise bringt diese Familie wieder zu sich und zusammen. Road-Movie als Selbstfindungstrip. Der Weg als Ziel.

Platz 3 - "Into the Wild" von Sean Penn (2007)

Am Ende seiner langen Reise findet Christopher – Emile Hirsch – einen alten Linienbus, der in der Wildnis einfach dasteht. Ausrangiert. Der junge Mann hatte geträumt vom Ausstieg aus der Gesellschaft, hatte gelebt als Tramper, Obdachloser, Farmarbeiter, Burger-Brater und war immer "on the road". Am Ende will er sich in Alaska, jenseits der Zivilisation, allein von der Natur ernähren. Ein Traum, der in diesem "Magic Bus" tödlich endet. Auch die Variante wird im Kino gerne genommen.

Platz 2 - "Taking Woodstock" von Ang Lee (2009)

Als Eliot über das Gelände des Woodstock-Festivals geht, das er mit organisiert hat, kurz vor dem Beginn des ersten Konzerts, trifft er auf zwei Hippies in einem VW-Bus. Auch dieses Wohnmobil steht da. Es fährt nicht. Verharrt sozusagen dramaturgisch erwartungsvoll. Drinnen geht Eliot nun zusammen mit beiden auf große Reise. Am Ende seines LSD-Trips im VW-Bus auf dem Festivalgelände – nicht Zeit, auch Bewegung durch den Raum ist relativ, das lehrt uns dieses Road-Movie, das an einem Ort verharrt -, am Ende macht sich Elliot auf, ja wieder: nach Kalifornien. Als schwuler Künstler, der nun bereit ist, sein Leben zu leben. Die Reise im "Magic Bus" hat immer Konsequenzen. Träume bieten sich an, wahr zu werden.

Platz 1 - "Priscilla – Königin der Wüste" von Stephan Elliot (1994)

Dieses Wohnmobil hat nicht nur einen Namen, es ist auch titelgebend: Priscilla. Bernadette alias Ralph, Mitzi alias Anthony und Felicia alias Adam, drei Drag Queens, machen sich in einem abgehalfterten Schulbus, der natürlich in der Wüste liegenbleiben wird, von Sydney auf ins australische Outback. Im Gepäck Felicias Traum, der der Reise – wie immer im Road-Movie – das Fundament gibt, in dieser Drag-Queen- oder auch in jeder anderen Variante. Und der lautet so: "Ins Herz Australiens reisen, den King's Canyon erklimmen, als Tunte, meine ich, mit einem Palettenkleid von Gautier mit Stöckelschuhen." Das einzige, was dazu zu bemerken wäre, sagt Terence Stamp zu Guy Pearce: "Genau so etwas braucht unser Land: Ne Tunte im Fummel aufm Berg." Wunderbar, wenn die drei dann in ihren gigantischen, eben Fummeln in der unendlichen roten Weite des King's Canyon stehen. Der Weg ist bei dieser Sommerreise zum Ziel gekommen. Oder, sorry, war es umgekehrt?
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