Kino-Kolumne Top Five

Die ganz besonderen Auftritte - Popstars im Film

"Per Anhalter durch die Galaxis": Martin Freeman (Arthur), Sam Rockwell (Zaphod) und Mos Def als Ford (von l. nach r.) gehen gemeinsam mit dem Roboter Marvin (l) zu Fuß weiter
Rapper Mos Def in "Per Anhalter durch die Galaxis" - die Verfilmung des Kult-Buchs von Douglas Adams. © Buena_vista_international
Von Hartwig Tegeler |
Was haben Mick Jagger, Rihanna und Mos Def gemeinsam? Sie können nicht nur Musik. Es gibt viele Musiker, die sich auf der Leinwand probiert haben, an die meisten aber muss man sich nicht erinnern. Allerdings: Es gibt wirklich gute Ausnahmen.

Platz 5: Mick Jagger in "Performance" (1970)

"Wie wäre es denn, wenn du uns was vorspielst?", fragt Chas, der Gangster, Turner, den ehemaligen Rockstar. Und der, Mick Jagger, antwortet: "Ich hasse Musik!" Stattdessen fragt Jagger lieber seine beiden Geliebten in der Badewanne: "Soll ich mir die Haare waschen?" Jagger spielt und singt dann doch noch in Donald Cammells und Nicolas Roegs "Swinging-Sixties"-, Flower-Power- und "Sex and Drugs and Rock and Roll"-Klassiker. 1970. Die Inkarnation all dessen mit seinen sinnlichen Lippen und der androgynen Körperaura – geniale Besetzung -, das war damals der Frontmann der Rolling Stones, der hier sein Leinwanddebüt gab. Um so zu wirken, wie es seine Rolle als ehemaliger Rockstar in seinen psychedelischen Träumen und Fluchten erforderte, musste Mick Jagger natürlich nicht viel spielen. Mit dem Song "Sister Morphine" und der Zeile "Du weißt, am nächsten Morgen bin ich tot" sang Jagger dann schon ein Jahr später von der anderen, der dunklen Seite der Drogen, jenseits von Hippie-Illusionen: "… I know, in the morning I´ll be dead …"

Platz 4: Cher in "Die Hexen von Eastwick" (1987)

Die Hexe Cher gibt dem Teufel – Jack Nicholson – zumindest beim ersten Date einen Korb. Eine wundervolle Screwball-Comedy-Szene. Cher, der Popstar, schöne, sinnliche Frau, die als Schauspielerin u. a. einen Oscar oder einen Golden Globe bekommen hat. Ihre ausgestellte Künstlichkeit, die jahrelang Schlagzeilen füllte, ist hier, wenn sie die Hexe Alexandra an der Seite von Susan Sarandon und Michelle Pfeiffer, den beiden Co-Hexen, spielt, kein Problem in diesem herrlichen Teufelsspuk. Wir schauen ihr gerne zu.

Platz 3: David Bowie in "Der Mann, der vom Himmel fiel" (1976)

Natürlich nehmen Musiker und Sänger, wenn sie auf der Leinwand erscheinen, etwas mit von dem flirrend Irrealen des Stars auf der Bühne. Dieses "Nicht von dieser Welt sein", es lässt sich im Kino gut übertragen auf die Figur des Außerirdischen, des Anderen, des Fremden. David Bowie spielt bei Nicolas Roeg, der schon Jagger in "Performance" besetzte, ein Alien, irgendwo zwischen Mensch und Reptil. Es kommt auf die Erde kommt, um für seinen ausgedörrten Heimatplaneten Wasser zu finden und zerbricht am Ende an der Brutalität der Menschen. Ein pessimistisches Bild über uns, melancholisch und verzweifelt. Und Bowie … grandios.

Platz 2: Rihanna in "Valerian – Die Stadt der tausend Planeten" (2017)

Bei Luc Besson spielt Rihanna Bubble, ein amorphes Wesen, das sich in jede Gestalt verwandeln kann. Auch ein Alien. Der Auftritt, den Bubble vor Major Valerian "hinlegt", dieser visuelle, musikalische und choreographisch unfassbare Wechsel von Gestalt und Kostüm, von Körper und Ausdruck, das ist Rihanna pur. Und dann antwortet Robin Rihanna Fenty in der Rolle von Bubble, dieses in einem Club gefangenen Wesens, sie antwortet auf das Angebot, dass Captain Valerian ihr die Freiheit schenken könnte, so, dass es uns erschüttert. "Was nützt dir Freiheit, wenn du ein Illegaler weit weg von zu Hause bist?" Die Frau hat viel als Schauspielerin, sehr viel.

Platz 1: Mos Def in "Per Anhalter durch die Galaxis" (2005)

Mos Def ist ein weiser, zu schlechten Scherzen aufgelegter Außerirdischer in humanoidem Outfit, der seinem minderbemittelten Freund Arthur Dent – Martin Freeman - auf dem nun folgenden Roadtrip durch die Galaxis mit seinem tiefen Wissen über die Geheimnisse nicht nur dieser Galaxis aufklärt. Das ist nötig, denn der Planet Erde, also Arthurs Planet, wurde in die Luft gesprengt. Ford Perfect setzt dabei immer eine wunderbar coole Fresse und wirkt dabei aber sehr, sehr freundlich und gelassen. Das ist nicht große Schauspielkunst, hat aber eine verdammt große Wirkung. Dabei sei immer eines zu bedenken, wie Ford Perfect betont: "Das hier ist eine verdammt harte Galaxis. Wenn man überleben will, muss man immer wissen, wo sein Handtuch ist." Das … ? … Handtuch … ? … Genau! … Das glauben wir Mos Def aufs Wort! Hallo! Jaah!
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