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Top 5 Arthouse Charts

Simon Pegg als Hector in einer Szene des Films "Hectors Reise oder Die Suche nach dem Glück".
Auf der Suche: Simon Pegg als Hector in "Hectors Reise oder Die Suche nach dem Glück". © picture alliance / dpa / Ed Araquel
Von Hartwig Tegeler |
Fünf Filme, ein Ranking - und eine Antwort auf die Frage, ob es sich lohnt, diese Filme anzuschauen.
Platz 5: HECTORS REISE ODER DIE SUCHE NACH DEM GLÜCK von Peter Chelsom
"Bist du glücklich?"
...fragt der Londoner Psychiater Hector seine Frau.
"Würdest du dich als einen glücklichen Menschen sehen. - Geht es darum, dass ich noch keine Mutter sein will."
Nein, es geht darum, dass Hector, gespielt vom britischen SHAUN-OF-THE-DEAD-Star Simon Pegg mitten in einer Midlife-Crisis sich selbst die Frage nach dem Glück in seinem Leben stellt. Also begibt sich Hector auf eine Weltreise, trifft in China, Tibet, Afrika oder den USA Menschen, die ihn am Ende immer wieder die Frage stellen: Was ist Glück? HECTORS REISE ODER DIE SUCHE NACH DEM GLÜCK treibt am Ende auf schöne, verspielte Weise auf die Antwort zu, die der schlaue Professor - Christopher Plummer - Hector und seinen Studenten gibt:
"Wir sollten uns nicht so sehr mit der vielbeschworenen Suche nach dem Glück beschäftigen, sondern eher mit dem Glück das wir beim Suchen erleben."
Platz 4: DIE GELIEBTEN SCHWESTERN von Dominik Graf
Ach, das Lächeln, das Träumen, die Erotik, das sexuelle Begehren - nein, keine nackten Brüste, Hintern et cetera -, der Blick, vor allem der Blick, in dem sich die Sehnsucht nach Freiheit, nach einem frei laufenden, schwingenden, tanzenden Begehren, ausdrückt. Der Wunsch gegen die Verhältnisse zu leben, gegen die Einschränkungen, im Kopf, im Unterleib, den primären, den sexuellen Merkmalen des Geschlechts, ach, wie Politik - der Lebensverhältnisse - und der Körper in die gleiche Bewegungen geraten, wo das eine dem anderen kein Kontrapunkt ist, wo das eine - die Revolution 1789, Frankreich, Paris - sich in einer Blutlache auf dem Pflaster zeigt, das Ende des freien Sehnens andeutet, wo auch am Ende die beiden Schwestern, diese wunderschönen Frauen in ihrer Menage-à-Trois mit Friedrich Schiller, das Einschränkende, die Eifersucht wieder packt. Von dem erzählt Dominik Graf in seinem, nein, kein bisschen originell, das hier zu sagen, haben schon viele getan, erzählt davon in seinem Meisterwerk DIE GELIEBTEN SCHWESTERN. Mit diesen wunderschönen erotischen beiden, Henriette Confurius und Hannah Herzsprung. Das mit Meisterwerk habe ich übrigens nicht gedacht, als ich aus dem Film kam. Aber dann wurde ich Grafs Bilder, ihre Stimmung, ihr Atmosphäre nicht mehr los. Und da muss man sich eben manchmal später verbeugen. Was für ein erotischer Film. Ja, verdammt, klug ist er auch, aber eben auch erotisch. Und deutscher Beitrag für die Oscars 2015. Dominik Graf und ein Oscar? Häh, ich glaub, ich werd nich mehr Dann geb ich einen aus.
Platz 3: WIR SIND DIE NEUEN von Ralf Westhoff
Die drei Alt-68er, die nach 35 Jahren erneut eine WG gründen, treffen in der Nachbar-WG auf junge, von ihren Leistungswünschen wie -zwängen in die Verzweiflung gedrückte junge Leuten. Ralf Westhoff unterfüttert seine Komödie mit genauen Beobachtungen aus unserer Realität. So berühren sich in seinem Film das Saukomische, das leise Melancholische, das versteckt Traurige und auch Dramatische auf schöne Weise. Nach SHOPPEN und DER LETZTE SCHÖNE HERBSTTAG der dritte Film des Münchners. Spannend, was da noch kommt.
Platz 2: MADAME MALLORY UND DER DUFT VON CURRY von Lasse Hallström
"Ich habe gesehen, die arbeiten schon an dem neuen Restaurant gegenüber. - Maguerite, das kann man doch nicht Restaurant nennen. Aus dem Büro des Bürgermeisters höre ich, es sei Fast Food oder wo was Ethnisches!"
Liebe geht durch den Magen, aber irgendwann ist der Teelöffel Zucker in der Sahne auf der Schwarzwälder Kirschtorte dann doch zuviel. Lasse Hallströms Multikulti-Koch-Komödie über die französische Edel-Restaurant-Besitzerin und die indische Familie, die es nach Frankreich verschlägt, ist wunderbar gespielt, aber es ist doch alles sehr, sehr vorhersehbar.
Platz 1: MONSIEUR CLAUDE UND SEINE TÖCHTER von Philippe de Chauveron
Wenn der Notar aus der Provinz, Monsieur Claude, seinen eigenen Rassismus gegenüber seinem jüdischen, arabischen, chinesischen und schließlich schwarzafrikanischen Schwiegersohn outet, nun, das mag menschlich sein, aber dieses Geste von "Sind wir nicht alle ein bisschen rassistisch?" zeigt, wie die Komik in MONSIEUR CLAUDE UND SEINE TÖCHTER es eben uns allen, auch dem kleinen Rassisten in uns, recht machen möchte. Böser wäre besser gewesen. Inzwischen mehr als eine Million Zuschauer in Deutschland würden, ich weiß, sie würden mir widersprechen.