Top 5 Mainstream-Charts
Der richtige Paukenschlag zum Ende des Jahres blieb in den Mainstream-Charts der deutschen Kinos aus. Und doch gibt es zwei Neueinsteiger. Einer kommt aus der Feder von Til Schweiger.
"Lass uns einen Film gucken. Was? Ende der Woche hätte ich Zeit. Und wenn du ein Axtmörder bist? Die Gefahr besteht natürlich immer."
Nicht hier, denn auf der großen Leinwand ging es so kurz nach Weihnachten doch eher besinnlich zu.
Platz 5 – "Paddington" von Paul King
"Achtung Streuner. Nicht hinsehen."
Ein guter Rat, der in diesem Fall nicht von einem Pegida-Anhänger kommt, sondern von Mr. Brown, ehrenwerter Londoner Bürger und besorgter Familienvater, der mitten in der britischen Zivilisation auf einen Fremden trifft:
"Da vorne ist so eine Art Bär, der will uns vermutlich was andrehen."
Maximal ein Brot mit Orangenmarmelade - ist in diesem Fall auch die gesündere Alternative zu Popcorn und bären- bzw. kindgerechter. Einzig und allein Nicole Kidman sorgt in der britischen Nationalheiligtum-Verfilmung für gruselige Gänsehaut. Denn mit ihrem facettenlosen und glatten Gesicht sieht sie selbst aus wie ausgestopft, und dabei hat sie genau das doch mit Paddington vor.
"Diese Kreatur bedeutet mir sehr viel. Ist es eine gefährdete Art? Jetzt schon. Ich werde dich ausstopfen, Bär."
Ausgestopft könnte man an dieser Stelle fast zum Motto dieser Kolumne erklären, denn auch ...
Platz 4 - "Nachts im Museum: Das geheimnisvolle Grabmal" von Shawn Lewy
... ist ein Fest für Taxidermisten. Im Grunde ein fantasieloser Aufguss von einem altbewährten Rezept mit der nicht ganz unspannenden Frage: was machen eigentlich Exponate nachts im Museum?
"Wir wissen beide, dass in diesem Museum etwas Magisches geschieht. Die Sonne geht unter, die Tafel beginnt zu leuchten und alles erwacht zum Leben."
Ben Stiller kennt die Antwort, als frustrierter Museumswächter musste er sich ja schon zweimal alles gefallen lassen und im dritten Teil die Reise von New York nach London ins British Museum antreten. Einziger echter Höhepunkt hier: die letzte Rolle von Robin Williams – als amerikanischer Präsident Theodore Roosevelt
"Teddie – in Krisen braucht man Männer wie sie."
Die Schlussszene: Williams hoch zu Ross verwandelt sich vom Aggregatzustand lebendig zurück in ausgestopft.
Platz 3 – "Exodus" von Ridley Scott
Der, das ist keine wirkliche Überraschung, mit seiner Moses-Verfilmung die Bibel neu interpretiert.
"Moses, Ramses, ich sehe in euch beiden immer noch die zwei kleinen Jungen, die gemeinsam aufwuchsen und sich so nahe sind wie Brüder."
Christian Bale als Moses, Joel Edgerton als Ramses und Ben Kingsley – wer hat eigentlich das ungeschriebene Gesetz erlassen, dass der britische Oscarpreisträger mittlerweile in jedem Sandalenfilm wenigstens einmal kurz durchs Bild laufen muss – als Sklave mit fast schon hellseherischen Fähigkeiten.
"Im Jahre deiner Geburt gab es eine Prophezeiung , dass uns ein Anfürher geboren wird, der uns befreien wird. Und dieser Anführer bist du, Moses."
Scott macht aus Gott einen kleinen Jungen, schickt die biblischen Plagen im Schnelldurchlauf und teilt am Ende noch schnell das Meer. Erschreckend uninspiriert und haltungslos
"Es liegt ein Meer vor uns und eine Armee hinter uns. Macht euch bereit...."
Platz 2 – ...
Geht an den höchsten Neueinsteiger der Woche, den besten Filmstart eines deutschen Films im Jahr 2014 überhaupt.
"Mein Opa hat Alzheimer. Die Menschen, die das haben, vergessen ganz viel."
Oder anders gesagt:
... "Honig im Kopf" von Til Schweiger
Und der macht in seiner elften Regiearbeit eigentlich alles genauso wie bei seinen vorherigen Filmen wie "Kokowääh" eins und zwei, "Keinohrhasen" und "Zweiohrkücken".
"Wir zwei sind auf dem Weg nach Venedig. Daran erinnert sich Opa noch richtig doll."
Eines seiner zahlreichen Kinder, in diesem Fall die elfjährige Emma, spielt seine Filmtochter. Dieter Hallervorden seinen Filmvater. Und dieser hat das Problem mit Gedächtnis; es folgt ein Großvater-Enkel-Roadmovie mit Hochglanzbildern, rührseliger Musik und Emotionen, wie sie kein RTL-Jahresrückblick erschaffen kann.
"Was ist Papa? Ich liebe dich. Das hast du mir noch nie gesagt. Hab ich dir schon mal gesagt, wie sehr ich dich liebe? Wenn, dann hab ich es vergessen. Darfste nicht Persönlich nehmen."
Ein Film, den man eigentlich gleich wieder vergessen sollte.
"Weißt du denn gar nichts mehr? Nee, da ist nur noch nen Loch."
Vergessen – oder viel mehr Verabschieden gilt auch für
Platz 1 – ...
Ein letztes Adieu aus Mittelerde ...
... "Der Hobbit – Die Schlacht der fünf Heere" von Peter Jackson
... gilt im Jackson-Universum fast schon als Kurzfilm:
Werdet ihr mir folgen? Ein letztes Mal?
In den nur 144 Minuten gibt es immerhin zwei große Schlachten. Doch das letzte und endgültige Finale dauert gefühlt über eine Stunde und jeder darf mal fast sterben, einem Ork den Schädel einschlagen, einem Pfeil ausweichen oder einen guten Freund vor dem sicheren Tod bewahren. Es ist das Ende eines Epos, aufgeblasen und auf dem neuesten Stand der digitalen Technik. Ein Abschied, der sich in den Kinocharts in die Länge zieht. So wie der Film selbst.
"Eines Tages werde ich mich erinnern, an alles was geschehen ist."