Die Lola gibt's per Videoschalte
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Wie auch andere Kulturevents fallen in den kommenden Wochen prominente Filmveranstaltungen aus. Der Deutsche Filmpreis wird erstmals im Fernsehen übertragen, die Promis zugeschaltet. Kinobetreiber schwanken zwischen Hoffnung und Verzweiflung.
Der charmante Gentleman bietet dem jungen Mann ein Vermögen – wenn er sich für eine Jagd auf Leben und Tod zur Verfügung stellt: Christoph Waltz spielt den diabolischen Auftraggeber in "Most Dangerous Game". Seit Montag läuft die Serie bei "Quibi" – der neuen amerikanischen Streaming-Plattform fürs Smartphone. Vom Thriller bis zur Koch-Show gibt es Unterhaltung für die U-Bahn oder das Wartezimmer – maximale Episodenlänge zehn Minuten.
Quibi hat Investoren wie Disney und Regisseure wie Steven Spielberg gewonnen, aber dass der Start ausgerechnet in eine Zeit fällt, in der man eher nicht U-Bahn fährt, hat Nachteile. Am Stück wirkt zum Beispiel "Most Dangerous Game" eher konventionell als innovativ. Hierzulande lässt sich Quibi über die App-Stores von Apple und Android herunterladen.
Allen Garfield an Coronavirus gestorben
In einer Talkshow sprach der amerikanische Schauspieler Allen Garfield über seinen ihm wichtigsten Film. In Francis Ford Coppolas Thriller "Der Dialog" über die Paranoia eines Abhörspezialisten spielte er eine jener Rollen des zwiespältigen, manchmal schmierigen Typen, mit denen er als Nebendarsteller einigen der besten Filme der 70er-Jahre wie Robert Altmans "Nashville" seinen Stempel aufdrückte. Jetzt ist Garfield mit 80 Jahren am Corona-Virus gestorben.
Filmfest München ist abgesagt
Danny Boyles Filmmärchen "Yesterday" lief letztes Jahr auf dem Filmfest München. Heute klingt der Titelsong wie eine Reminiszenz an glücklichere Tage, das Filmfest 2020 ist abgesagt. Teile des Programms online zu präsentieren, wie es etwa das Dok.fest München macht, kommt für Festivalleiterin Diane Iljine nicht in Frage:
"Ein Filmfest ist ja auch ein Ort der Begegnung. Das, was ein Filmfest unterscheidet vom normalen Kinobesuch oder vom Streaming ist ja, dass Regisseure ins Kino kommen, mit den Leuten diskutieren."
Einige Festivals zeigen auch deshalb ein Onlineprogramm, weil sie kleineren Produktionen ein Podium bieten wollen, das ihnen durch die Festivalabsagen fehlt. Iljine hält die Wirkung der Onlineplattformen allerdings für begrenzt, weil die Nachfrage in der Regel gering bleibe:
Einige Festivals zeigen auch deshalb ein Onlineprogramm, weil sie kleineren Produktionen ein Podium bieten wollen, das ihnen durch die Festivalabsagen fehlt. Iljine hält die Wirkung der Onlineplattformen allerdings für begrenzt, weil die Nachfrage in der Regel gering bleibe:
"Wenn ein Film auf dem Filmfest läuft, gibt es eine große Premiere, da ist das Team dabei. Wenn ich jetzt einen Produzenten beraten müsste, würde ich sagen, pass auf, dass die Weltpremiere nicht verloren geht."
Deutscher Filmpreis erstmals live im Fernsehen
Auch ein Event aus einer anderen Zeit – die Verleihung des Deutschen Filmpreises 2019. Dieses Jahr fällt die Gala aus, dafür wird die Verleihung erstmals live im Fernsehen übertragen. Zwar ohne Publikum und Stars – die werden aber dafür privat zugeschaltet. Von wo genau, weiß der Präsident der Deutschen Filmakademie, Ulrich Matthes, noch nicht:
"Keine Ahnung, wo die sich aufhalten werden, ob es das Wohnzimmer ist, die Küche, das Badezimmer oder der Tischtenniskeller, ist relativ wurscht, aber irgendwo hineinschauen wird man."
Favorit für den diesjährigen Filmpreis ist die wuchtige und klug aktualisierte Neuverfilmung von "Berlin Alexanderplatz". Die hoch dotierten Auszeichnungen haben auch finanzielle Bedeutung, aber die Fernsehübertragung soll vor allem symbolisch wirken:
"Wir hatten das Gefühl, dass wir eine Art von Zeichen setzen wollen."
Man will Zuversicht vermitteln in Zeiten, in denen das Kino in einen Abgrund schaut, aber an dessen Zukunft Matthes fest glaubt:
"Diese Art der Gemeinsamkeit, des gemeinsamen Lachens, wir wissen doch, wie verbindend es ist, in einem Kino gemeinsam zu lachen. Dieses Bedürfnis wird, sobald es wieder möglich sein wird, in extremer Weise wieder entstehen."
"Wir werden das nicht noch drei Monate durchhalten"
So sieht das auch die Vorstandsvorsitzende des Hauptverbandes Deutscher Filmtheater, Christine Berg. Aber ohne weitere Unterstützung wird es für die Kinos katastrophal, meint sie:
"Wir werden das nicht noch drei Monate durchhalten. Die ersten Kinos werden mit Sicherheit in den nächsten vier Wochen in die Knie gehen."
Zwar lobt sie die umfangreichen und bemerkenswert schnellen Hilfsmaßnahmen von Bund und Ländern. Aber in den Genuss der Zuschüsse kämen nur die kleineren Kinos:
"Da gibt es Zuschüsse, die greifen aber nur für Kinos bis zu 10 Beschäftigte. Alle die, die über zehn Beschäftige haben, das heißt, mehr als eine Leinwand, fallen aus dem Raster."
Für mittlere und größere Kinos gibt es nur Kredite, die zurückzuzahlen zumeist illusionär sei. Der Verband fordert zur Rettung der Kinos, die in der breiten Fläche oft kulturelle Treffpunkte seien, einen Stabilitätsfond. Aber trotz dieser Existenzkrise des Kinos sieht Christine Berg Licht am Ende des Tunnels:
"Ich glaube, das Kino wird im Endeffekt davon profitieren, weil auch Verleiher werden feststellen, dass wenn man direkt auf die Plattform geht, dann ist das nicht wirklich das große Geschäft. Das große Geschäft wird im Endeffekt im Kino gemacht. Und Kino veredelt immer noch den Film."