Kinofilm "Big Eyes"

Christoph Waltz als Rampensau

Schauspieler Christoph Waltz bei den 64. Internationalen Filmfestspielen 2014 in Berlin, im Anzug, mit Brille, bis zur Brust zu sehen, Aufnahme von schräg unten links.
Schauspieler Christoph Waltz, hier bei den 64. Internationalen Filmfestspielen 2014 in Berlin, lässt es ordentlich krachen in "Big Eyes". © dpa/picture alliance/Jens Kalaene
Von Anke Leweke |
In Tim Burtons neuem Werk "Big Eyes" spielen Amy Adams und Christoph Waltz aneinander vorbei, meint unsere Filmkritikerin Anke Leweke. Der Streifen könne sich zudem nicht entscheiden, was er eigentlich erzählen wolle.
Tim Burton liebt schräge, einsame, exzentrische Gestalten. Zunächst ist man als Zuschauer irritiert darüber, dass sich dieser Regisseur mit großer Beharrlichkeit - und auch in seinem neuen Film - Sonderlingen widmet. Doch es ist sein mitfühlender Blick, der dann unsere Sympathien weckt.
In "Big Eyes" begegnet man ebenfalls befremdlichen Wesen, allerdings sind es keine realen Figuren. Mit großen Augen schauen uns die traurigen Kinder von Margaret Keanes Kitschzeichnungen an. In dem Film erzählt Burton die Lebensgeschichte der verkannten Malerin.
Die 50er-Jahre sind bei Burton natürlich bonbonbunt
Ihre Geschichte beginnt in den fünfziger Jahren, die bei diesem Regisseur natürlich besonders bonbonbunt ausfallen und bis ins kleinste Detail einschließlich der Wasserstoff-blond gefärbten Haare der Heldin liebevoll gezeichnet sind. Amy Adams, bisher eher für toughe Frauenrollen bekannt, spielt die scheue Künstlerin mit schöner Zurückhaltung. Sie ist so scheu, dass sie ihren Ehemann, der eigentlich Immobilienmakler und nebenbei Hobbymaler ist, ihre Bilder unter seinem Namen verkaufen lässt.
Die Bilder werden zum Verkaufsschlager, und mehr und mehr wünscht Margaret, auch als Künstlerin anerkannt zu werden. Doch was möchte uns Tim Burton eigentlich erzählen: Ein Bio-Pic? Einen besonderen Fall von Kunstbetrug? Eine Emanzipationsgeschichte? Statt sich einen Focus zu suchen, mäandert der Film, greift einen Aspekt heraus, um ihn in der nächste Szene wieder fallen zu lassen.
Waltz poltert und rumpelt, lässt es ständig krachen
Die beiden Hauptdarsteller spielen gnadenlos aneinander vorbei. Das feine, zurückhaltende Spiel von Amy Adams trifft auf einen rampensäuischen Christoph Waltz. Der deutsch-österreichische Schauspieler chargiert, poltert und rumpelt, lässt es in jeder Szene krachen, ohne seiner Rolle eines chauvinistischen Ehemanns satirische oder groteske Seiten abzugewinnen.
So beginnt man sich zu fragen, ob man hier wirklich in einem Tim Burton Film sitzt, oder in einer schlechten Parodie eines solchen. Und der eigentlich spannende Punkt, nämlich die Frage, warum die Kinder auf Keanes Bildern mit ihren überdimensional großen Augen so verdammt traurig blicken, bleibt die große Leerstelle von "Big Eyes".
"Big Eyes" von Tim Burton. Mit : Amy Adams, Christopher Waltz, Danny Huston. USA 2015, 107 Minuten
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