Kinokolumne Top Five

Die besten Filme über Boxerinnen und Boxer

05:32 Minuten
Die Schauspielerin Alina Serban als Boxerin Ali in "Gypsy Queen".
Steht in einer langen Tradition von Boxfilmen: Ali (Alina Serban) in "Gipsy Queen". © Dor Film / Lukas Gnaiger
Von Hartwig Tegeler |
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Neu ins Kino kommt der deutsch-österreichische Film "Gipsy Queen" über eine alleinerziehende Mutter, die sich boxend aus der Misere kämpft. Sie ist in guter Gesellschaft: Auch viele Hollywoodstars haben sich im Ring versucht.

Platz 5 - "Laurel und Hardy: Die Schlacht des Jahrhunderts" von Clyde Bruckman (1927)

Alles ist hier enthalten, was den Boxerfilm ausmacht: Stan, der Hänfling, wird vom "miesen Manager" Ollie in den Ring geschickt. Kohle, klar! Totaler Zufall, dass Stan den Champ in die Seile schickt "total Stan", dass er das Anzählen des Gegners vermasselt. Dann, in der zweiten Runde, haut der Champ Stan eher nebensächlich um, und Ollie fällt in Ohnmacht. Aber der finale Punch, sonst dramaturgischer Höhepunkt, fällt nur scheinbar aus, denn der Box-Showdown wird im zweiten Teil dieses Klassikers ersetzt durch die größte Tortenschlacht der Filmgeschichte. Tut weniger weh, das mit den Torten, aber die Choreographie dieser "Schlacht des Jahrhunderts", ist so durchgeknallt, dass eine Weltmeisterfight nachgerade öde wirkt. Lachen findet in den nächsten 100 Jahren im Boxerfilm eher selten statt.

Platz 4 -"Die Hölle in mir" von Robert Wise (1956)

Der Film, der Paul Newman zum Star macht, ist das Biopic über den Boxer Rocky Graziano, der – wie üblich im Boxerfilm – aus zerrütteten Familienverhältnissen stammt. Saufender Vater, Jugendknast, Militär, wieder Knast. Das übliche Programm für das Genre. Outcast Grazianos Karriere beginnt, als er als Sparringpartner einen guten Boxer umhaut. Auch später, bei Profikämpfen, wirkt dieser Boxer wie ein Schläger, und der Satz, der gern über Mike Tyson gesagt wird, dass du einen Typen aus dem Getto holen kannst, aber das Getto nie aus einem Boxer wie Tyson, gilt auch für diesen Filmboxer, dem Paul Newman eine flirrende beängstigende Energie gibt.

Platz 3 - "Million Dollar Baby" von Clint Eastwood (2004)

Das mit dem vom Tellerwäscher oder – in diesem Fall Tischabräumerin – zum Millionär klappt nicht so recht; Maggie, die in Frankie einen Trainer sucht (Hilary Swank) ist desillusioniert. Sie meint zu dem alten Trainer, gespielt von Clint Eastwood: "Zweiunddreißig, Mr. Dunn. Und ich feiere, dass ich wieder ein Jahr mit Bedienen und Tische abräumen verbracht habe, was ich mache, seit ich dreizehn bin." Frankie trainiert Maggie, sie ist nach einem Kampf querschnittsgelähmt, und ihr alter Trainer gibt ihr Sterbehilfe. Alle Stereotype des Boxerfilms zu bemühen und am Ende eine Geschichte über Liebe, Tod und Vergänglichkeit zu erzählen, ist eine meisterliche Leistung. Und damit wird das Boxen im Film zu dem, was es – häufig versteckt – immer war: Metapher auf das Leben.

Platz 2 - "Hurricane" von Norman Jewison (1999)

Das rassistische Klischee lautet: 'Tanzen können sie, die Schwarzen, und Boxen.' Wegen seiner schnellen, harten Fäuste und wegen seines aggressiven Stils erhielt Rubin Carter den Boxer-Namen "Hurricane". Im Spielfilm "Hurricane" wird der Rassismus in den USA am Fall des Mittelgewichtsboxers Rubin Carter gezeigt. Erst 1985 kam er frei. Bob Dylans Album "Desire" eröffnet mit dem Song "Hurricane". Denzel Washington brilliert im Film als schwarzer Boxer, der aufgrund von Verfahrensfehlern und rassistischen Vorurteilen 1966 zu Lebenslang verurteilt wurde. Ob Norman Jewison die historische Wahrheit korrekt erzählt, mag dahingestellt sein. "Hurricane" bleibt aber ein eindrucksvolles Mahnmal gegen Rassismus. Am Anfang meint der Polizist zu seinem Partner: "Dieser verfluchte schwarze Drecksack. Hält sich wohl für den Champion."

Platz 1 - "Creed" von Ryan Coogler (2015)

Der uneheliche Sohn von Rockys altem Gegner Apollo Creed will Boxer werden. Wie sein Vater. Adonis Creeds Wunschtrainer: Rocky Balboa. Das alte weiße Boxer-Schema ist in "Creed" liebevoll präsent, wenn beispielsweise der in die Jahre gekommene Rocky alias Sylvester Stallone Adonis einbläut: "Du musst erst Prügel kassieren, einstecken, zu Boden gehen, wieder aufstehen. Und dann weißt du, ob du es in dir hast." Aufstehen, immer wieder aufstehen. Boxen als Metapher fürs Leben, gerade in einer rassistischen Gesellschaft. Aber am Ende ist es der junge Boxer, der zu einer eigenen Identität gelangt. Der alte Traum des (Film-)Boxers, die Leiden der Herkunft, die Stigmatisierung durch die Gesellschaft zu überwinden, realisiert sich in "Creed". Aber aus einer neuen, zurzeit politisch sehr aktuellen Perspektive: der des jungen Afroamerikaners. In solch Umschreibung wirkt der alte "Rocky"-Mythos erstaunlich verlebendigt.
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