Die besten Filme über Hollywood
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Mit "Once Upon a Time in Hollywood" erzählt Quentin Tarantino ein nostalgisches Märchen über die US-amerikanische Filmindustrie der 60er-Jahre. Schon lange gibt es Filme, in denen Hollywood sich selbst thematisiert. Hier die Top Five von Hartwig Tegeler.
Platz 5: "Andy Warhol's Hollywood" von Paul Morrissey (1972)
Ehemaliger, abgehalfterter Kinderstar – Joe Dallesandro – trifft auf alternde Schauspielerin, Sylvia Miles. Außerdem zu sehen: dicker Transvestit als Leiter eines Hotels in L.A., ein lesbisches Paar und einige andere Wesen, die es auf keinen Fall als Figuren in einen Mainstream-Film geschafft hätten. In tiefer Verbeugung vor Billy Wilders "Boulevard der Dämmerung" inszeniert Morrissey ein Bild von Hollywood, das zusammengesetzt ist aus Außenseitern, Abgedrehten, Freaks. Aber dieses Bild ist geprägt von tiefer Zuneigung gegenüber denen, da hinter dem Vorhang des Glamours, in den Seitenstraßen zum Sunset Boulevard. Handlung? Ja, irgendwie auch ein bisschen.
Platz 4: "Schnappt Shorty" von Barry Sonnenfeld (1995)
"Ich steige ins Filmgeschäft ein, ich werde Produzent", meint Kredithai Chilli Palmer, herrlich cool gespielt von John Travolta. "Aber was verstehst du denn vom Filmemachen?", fragt der Freund. "Ich glaube, der Produzent muss nicht so viel wissen", konstatiert der nun ehemalige Gangster. Dann packen wir mal – inklusive einiger Schenkelklopfer - die Klischeekiste aus über Hollywood. Um in dieser Adaption eines Elmore-Leonard-Romans zur Frage zu gelangen: Was ist der Unterschied zwischen Mafia-Geschäft und dem Filmbusiness? Die herrliche Dauerpointe in "Schnappt Shorty" lautet: Chilli Palmer findet partout keinen. Also ist er als Ex-Gangster in Hollywood wunderbar ausgestattet, um Erfolg zu haben. Woher die Kohle für den Film stammt, der im Film dann den Titel "Schnappt Shorty" bekommt? Am Ende gibt es einen Film, da erübrigen sich doch alle Fragen, oder?
Platz 3: "Adaption – Der Orchideen-Dieb" von Spike Jonze (2002)
Was in diesem Film ist Realität, was Fiktion? In "Adaption" zerfließt das alles so konsequent, dass sich der Wunsch nach dem Zugang zu Charlie Kaufmanns Gehirn tatsächlich erledigt. Charlie Kaufmann ist der Autor von Spike Jonzes Film "Being John Malkovich", in "Adaption" – geschrieben von Charlie Kaufmann – spielt Nicolas Cage Charlie Kaufmann und dessen – fiktiven – Zwillingsbruder Donald. Charlie ist gefeierter Autor mit Schreibblockade, Donald schreibt Schrott, aber erfolgreich. Und die Kunst dieses Films im Film ist die des Verwebens von Schein und Sein, das ja auch nur Fiktion ist. Herrlich absurdes Porträt über einen gequälten Hollywoodarbeiter.
Platz 2: "Mullholland Drive – Straße der Finsternis" von David Lynch (2001)
"Es ist eine Illusion", sagt der Konferenzier im Club Silencio. Alles ist Illusion, aber mit Wirkung. Die junge Schauspielerin, erfolglos, wünscht sich Erfolg und Liebe, begehrt das, aber auch mit heftigen Folgen in der Realität. Und die Straße Mullholland Drive mit ihren Kurven und Serpentinen führt in das Innere des Mollochs Hollywood wie in das Unterbewusste derjenigen, die träumen. David Lynch folgt keiner linearen Erzählweise, sondern der Logik dieses Traumes. Andeutungen, nicht zu Ende geführte Erzählstränge, Abwege, Abgründe, die Begegnung mit den Archetypen Hollywoods – Cowboy, Regisseur, Horror und Melodram –, und Naomi Watts als junge Schauspielerin spielt atemberaubend diesen Albtraum über die Traumfabrik, den man auch nach noch einem Schauen und noch einem und noch einem nie zu fassen bekommt.
Platz 1: "Boulevard der Dämmerung" von Billy Wilder (1950)
Vom Mullholland Drive, der "Straße der Finsternis", ein halbes Jahrhundert früher auf den "Boulevard der Dämmerung". Zu dem alten Stummfilmstar, über den die Zeit hinweggefegt ist, und der in die Hölle ihres Wahns abgestiegen ist. "Noch immer nahm sie huldvoll die Ovationen eines huldvollen Publikums entgegen, das sie längst vergessen hatte", kommentiert William Holden als erfolgloser Drehbuchautor, der in die Fänge des alten Stummfilmstars in ihrer einsamen Villa am Hollywood Boulevard gerät. Gloria Swanson, einst großer Stummfilmstar, spielt den alten Stummfilmstar Norma Desmond, die langsam, aber sicher den Bezug zur Realität verloren hat. Der Film beginnt mit einem Bild der Leiche des Drehbuchautors im Swimmingpool, gefilmt von unten. Ein Klassiker der Dekonstruktion Hollywoods, der selber ein großer Hollywood-Film ist. Ein Widerspruch, aber einer, der zum Geschäft gehört. Studioboss Louis B. Mayer beschimpfte Billy Wilder nach einer Vorführung im erlesenen Kreis als Nestbeschmutzer. Billy Wilder antwortete: "Fuck yourself."