Kinokolumne Top Five

Die besten Filme über Zeitreisen

05:30 Minuten
Publikum einer Bar in Kleidung der zwanziger Jahre.
Zurück in die Goldenen Zwanziger: Woody Allens "Midnight in Paris". © imago / Everett Collection
Von Hartwig Tegeler |
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Durch die Zeit reisen, das ist ein alter Traum der Menschen. In vielen Filmen wird er wahr: Sie spielen mit dem Raum-Zeit-Kontinuum und reisen munter durch die Zeit, vorwärts, rückwärts, seitwärts. Dies sind die fünf besten.

Platz 5 – "Das Philadelphia-Experiment" von Stewart Raffill (1984)

Was, wenn man sich nicht mehr auf die Zeit verlassen könnte? Was, wenn die Raum-Zeit gekrümmt oder – schlimmer – krümmbar wäre? Was, wenn Wissenschaftler 1943 ein Marineschiff eher unbeabsichtigt in eine andere Zeitdimension schickten und David und Jim von Bord sprängen, dabei aber nicht ins Wasser, sondern in ein Zeitloch fielen, an dessen Ende sich das Jahr 1984 öffnete? Jim muss zurück in der Zeit, um 1943 die Generatoren auf dem Schiff abzustellen. Doch das ist erst der Anfang oder schon das Ende … Und wenn sie nicht gestorben wären oder sind … alles läuft hier ab gemäß der Kino-Prämisse: "Die Zukunft ist noch nicht geschrieben."

Platz 4 – Die "Terminator"-Saga (1984-2019)

John Connor, der 2029, nach der Apokalypse, also in der vielleicht noch nicht geschriebenen Zukunft, den Kampf der Menschen gegen die Maschinen anführt, soll in der Gegenwart des Jahres 1984 vom Terminator Arnold Schwarzenegger ermordet werden, damit es in der Zukunft keinen Widerstand mehr gibt. Was aber nicht klappt. Und damit wäre schon mal das "Großvater-Paradoxon" thematisiert, was auf einem anderen, dem emotionalen Schlachtfeld, Marty McFlys Leben so kompliziert macht.

Platz 3 – Die "Zurück in die Zukunft"-Trilogie (1985 bis 1990)

Marty (Michael J. Fox) kanns nicht glauben, aber als Doc Brown (Christopher Lloyd) ihn aus dem Jahr 1985 dreißig Jahre zurückschickt, gibts 1955 ein Problem. Der Zeitreisende löscht ja gemäß des "Großvaterparadoxons" sich selbst aus, wenn er in der Vergangenheit den Großvater tötet, weil sein Vater ja dann nicht gezeugt werden kann und damit weder die Zeitreise noch der Mord möglich ist.
In "Zurück in die Zukunft" gehts aber um Martys Mama: Die verliebt sich im Jahr 1955 in den Sohn. Somit besteht die Gefahr, dass sie nicht mit Martys Vater zusammenkommt. Vertrackte Geschichte und nur lösbar mit einer Veränderung der Zeitlinie, sagt uns der Physiker. Oder mit einem schrägen Plot inklusive Happy End, insistiert der Drehbuchautor. Was im Zeitreisethriller auch sonst zu ziemlich durchgeknallten Ideen führt.

Platz 2 – "Frequency" von Gregory Hoblit (2000)

"Aber du bist doch schon lange tot! Der Brand in Buxton. - Was soll das dumme Geschwätz?", fragt der tote (sic!) Vater seinen Sohn. Der hört dessen Stimme aus dem alten Funkgerät des Vaters, der in einer parallelen Zeitdimension in das Gerät spricht. Der tödliche Unfall wird in der Zeitlinie, in der der Vater noch lebt, am nächsten Tag stattfinden. Aufgrund des Hinweises des Sohnes aus der Zukunft verhält sich der Feuerwehrmann anders und überlebt. So entsteht eine neue Zeitlinie, aber die Mutter wird darin von einem Serienkiller getötet.
Das folgende Hin und Her zwischen diversen alternativen Handlungsverläufen würde den Physiker mangels schlüssiger Raum-Zeit-Logik zum Würgen bringen. Aber was schert das den Kinogänger!

Platz 1 – "Midnight in Paris" von Woody Allen (2011)

Die 1920er-Jahre in Paris, die Raum-Zeit, die der Hollywood-Drehbuchautor Gil aus dem 21. Jahrhundert so liebt. Das Paris von Hemingway, Fitzgerald, Dali, Buñuel. Eines Nachts, um Mitternacht, um genau zu sein, steigt Gil in eine altmodische Limousine und landet so in den 1920er-Jahren. Doch Adriana, die Geliebte Picassos, die sich in Gil verliebt, will mit ihm lieber weiter zurück, in die Belle Époque der Jahrhundertwende. Die, die die beiden da treffen, wollen aber wiederum ihrerseits lieber in der Renaissance leben.
Das Ganze kommentiert bei Woody Allen Gertrude Stein: "Was auf die eine Generation prosaisch oder gar vulgär wirkte, hatte sich durch die verstrichene Zeit in etwas Magisches und zugleich Kitschiges verwandelt." Die Zeitreise wird in "Midnight in Paris" liebevoll-ironisch enthüllt als das Begehren nach einer Flucht aus der anstrengenden Jetzt-Zeit. Aber Woody Allen zeigt natürlich vor allem, dass das Kino seit jeher Zeit- und Raumgrenzen relativieren und spielend auflösen kann. So wie jeder Traum!
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