Die besten Filme übers Flüchten
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Zwei Kerle, ein junges Paar, zwei Freundinnen – und alle sind sie auf der Flucht. Diese Flucht, immer getrieben von der Sehnsucht nach Freiheit und Befreiung, ist ein gutes Motiv, um im Kino auch von der Gesellschaft zu erzählen.
Platz 5 – "Zwei Banditen" von George Roy Hill (1969)
Eine Richtung für die Flucht, hier mit dem Pferd, nicht dem Cabrio, könnte sein: "Bolivien!" Also nicht nur der schnurgerade Highway durch den Südwesten der USA – Roadmovie-Country –, sondern ein Gebirgspfad, den Butch Cassidy und Sundance Kid nehmen. Die beiden sind ein ausgefuchstes Paar. Noch cleverer aber sind die Verfolger. Gefährlich gut!
Fast die Hälfte des Films macht diese Verfolgungsjagd über "Stock und Stein" aus. Zermürbt machen sich Butch und Sundance schließlich auf nach – eben – "Bolivien!" Da wird es aber auch nicht besser. Doch wenn sie nicht gestorben sind – das letzte Bild zeigt nicht den Tod der beiden –, dann lebt die Legende der beiden charmanten Banditen immer noch weiter.
Platz 4 - "Badlands – Zerschossene Träume" von Terrence Malick (1973)
Ein anderes Paar: Martin Sheen und Sissy Spacek. Kit, 25; Holly, 15. Er tötet ihren Vater. Sie fliehen durchs Land; er mordet weiter. So nebenbei. Als die Polizei die beiden fasst, meint einer der Cops, Kit sehe aus wie James Dean. Noch eine Legende!
Doch diese Flucht hat nichts Romantisches. Die Selbstverständlichkeit, mit der Kit mordet, hat nur etwas Dumpfes. Terrence Malick wühlt mit diesem Trip durch die Weiten des Südens der USA gnadenlos in dem Gewalttrauma eben dieses Landes.
Platz 3 - "Natural Born Killers" von Oliver Stone (1994)
Ein weiteres Killerpaar: Mickey und Mallory. Und der Journalist hat die TV-Bilder, wie in Echtzeit. Oliver Stones Film ist wie die Speed-Variante von "Badlands": hektisch, sprunghaft, brutal, durchgeknallt, Augen und Ohren malträtierend.
Die Bonnie-und-Clyde-Variante des Medienzeitalters ist ein Trip durch die Hölle, während die Kamera Bilder auf die heimische Schirme schickt. Zerrspiegel einer Gesellschaft und ihres Medienwahns, der sich an dem delektiert, was er kritisiert. Zynisch. Gefühlte Schnittfolge: eine Sekunde.
Platz 2 - "Thelma & Louise" von Ridley Scott (1991)
Diesmal zwei Freundinnen: Louise hat den Kerl, der ihre Freundin auf dem Wochenendtrip vergewaltigen wollte, erschossen. Flucht in Richtung Süden inklusive Ladenraub, weil Brad Pitt – jung und knackig – ihnen im Motel die Kohle geklaut hat. Die feministische Variante des Roadmovies, in dem Susan Sarandon und Geena Davis romantisch, die Zeile aus Kris Kristoffersons "Me and Bobby McGee" leben: Freiheit ist nur ein anderer Begriff, nichts zu verlieren zu haben.
Ridley Scott bereitet diese Mär mit viel rotem Staub des Südwestens auf, und wenn das Ford-Thunderbird-Cabrio über die Klippen des Grand Canyon rast. Ach was, irgendwie schön kitschig. Und wie das auf die Tränendrüse drückt.
Platz 1 - "Galveston" von Mélanie Laurent (2018)
Die Geschichte vom Ex-Auftragskiller, der jungen Prostituierten und ihrem Roadtrip nach Galveston, Texas. Roy hat zwei Probleme: Der alte Auftraggeber ist ihm auf den Fersen, und er hat Rocky, die 19-jährige Prostituierte, an der Backe inklusive ihrer kleinen Schwester Tiffany. Im Mittelpunkt steht bei Mélanie Laurents Filmdebüt in guter alter Roadmovie-Tradition die Entwicklung der Beziehung zwischen einer jungen Frau, missbraucht von ihrem Stiefvater, und einem älteren Mann mit dunkler Vergangenheit.
Am Ende sitzt Tiffany, jetzt eine erwachsene Frau, vor Roy. Er will ihr alles erzählen, was damals passierte. Auch, dass Rocky nicht Tiffanys Schwester, sondern ihre Mutter ist. Das muss Tiffany noch erfahren, um ihren Frieden mit dieser Geschichte zu machen. Etwas, das Roy nicht vergönnt sein wird, und Ben Foster geht in der letzten Szene hinaus in den großen Sturm, der aufgezogen ist am Ende der Flucht, am Ende dieses Roadmovies.