Die besten Richter der Filmgeschichte
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Passend zum Kinostart von "Die Berufung" - ein Porträt der US-Richterin Ruth Bader Ginsberg - unsere Hitliste mit den besten Richterrollen. Richter und Richterinnen können nicht nur Kämpfer für Gerechtigkeit sein, ihre Rollen können auch voller Komik sein.
Platz 5 – "Falsches Spiel mit Roger Rabbit" von Robert Zemeckis (1988)
Richter Doom alias Christopher Lloyd, der hier dem ´private eye´ - natürlich heruntergekommen – Bob Hoskins wie dem Cartoon-Hasen Roger Rabbit in L. A., wo Zeichentrickfiguren und Menschen zusammenleben, eben dieses Leben schwer macht, ist ein mieser Patron: Am Ende stellt sich raus, wie bei vielen Richtern im Wilden Westen, dass dieser Richter hier mehr Dreck am Stecken als mancher Angeklagte. Von wegen ehrenwert! Euer Ehren! Eine Willkürherrschaft, die sich da im eichenholzgetäfelten Gerichtssaal abspielt.
Platz 4 – "Mein Vetter Winnie" von Jonathan Lynn (1992)
Richter Haller ist nicht zwielichtig, sondern nur ein Provinz-Paragraphenhengst und macht auf moralisch-ethische Instanz, da, weit weg von New York, im ländlichen Alabama, wohin es Rechtsanwalt Winnie und Verlobte Mona – Joe Pesci und Mariso Tomei - verschlagen hat, um Winnies Vettern zu verteidigen. Für Richter Haller ist "sein" Gerichtssaal letztes Bollwerk vor dem Chaos der Welt, in der die Fremden aus New York fürchterliche Unruhe und Unordnung hineinbringen.
Platz 3 – "The Verdict" von Sidney Lumet (1982)
Zum Gerichtssaal, vorne, gehört hinten immer auch das Richterzimmer. Ein Ort für Deals, der Willkür. Hier will Richter Hoyle - die Robe hängt im Schrank - beim Frühstück dem heruntergekommenen Anwalt erstens klarmachen, dass er den Fall, wenn es denn zur Verhandlung kommt, verliert. Dieser Richter ist einer, der seine Interessen vertritt, aber nicht die von Justitia. Ein Schmierlappen, dieser Richter. Man sieht gerne, wenn er am Ende den Mund nicht zubekommt, weil Anwalt Galvin, gespielt von Paul Newman, Recht bekommt. Und wir mit dem an Gerechtigkeit glauben wollen für den Moment.
Platz 2 - "Der Richter" von David Dobkin (2014)
Großes Pathos, das Richter Hank Palmer zum Besten gibt, wenn er vom Gerichtssaal als einer der "letzten großen Kathedralen in diesem Land" spricht. Die Kathedrale von Justitia ist natürlich gemeint. Doch dann nimmt Palmer, in seiner Heimatstadt nur "der Richter" genannt, das Recht in die eigene Hand. Er überfährt einen Mörder, weil der im Verfahren zu milde bestraft wurde, wie der Richter meint, und einen neuen Mord beging. Die absolute Macht da oben, auf dem ledernen Sessel vor der eichenholzgetäfelten Wand, zu oft zelebriert, zu lange genossen, tut nicht jedem gut. Robert Duvall spielt einen alten Richter, der von dem, an das er einst glaubt, abgewichen ist.
Platz 1 - "Kindeswohl" von Richard Eyre (2017)
Natürlich gibt es auch Richterinnen … im Kino. Fiona Maye ist eine aus London. Der Sohn von Zeugen Jehovas will keine Bluttransfusion. Ist das rechtens? Entscheiden wird die Familienrichterin. Eine unscheinbare Geste: Emma Thompson als Richterin Maye erhebt sich, knöpft das Jackett ihres Kostüms zu, geht aus ihrem Büro zur gegenüberliegenden Tür, klopft an, das Zeichen für die Gerichtsdienerin im dahinter liegenden Gerichtssaal, die Anwesenden erheben sich, und die Richterin nimmt Platz auf dem Richterstuhl. Der steht, wie wir wissen, um einiges höher als die anderen Plätze. Mit der Geste des Zuknöpfens des Jackets zeichnet Emma Thompson eine Figur, die sich hinter dem Panzer der Akten zurückgezogen hat. Gefühle werden nicht gefühlt. "Kindeswohl" ist auch böses Porträt einer Gesellschaftsschicht, die sich von dem sogenannten "einfachen Menschen" abgekoppelt hat und in wohlsituierter Erstarrung verharrt. Die Richter, Richterinnen in ihren Gerichtssälen sind von einer anderen Welt.