Kinokolumne Top Five

Die fünf besten Kindermädchen-Filme

Eine Kinderfrau schwingt einen Besen
Schleicht sich als Hausfrau getarnt zurück zu seinen Kindern: Robin Williams in "Mrs. Doubtfire" © Prod DB/Imago
Von Hartwig Tegeler |
Kommende Woche kehrt "Mary Poppins" zurück in die Kinos. Der Film verspricht eine heile Welt samt magischem Kindermädchen – doch unsere Liste zeigt, dass es auch andere - auch bösere - Varianten dieses Stoffes gibt.

Platz 5 - "Mrs. Doubtfire" von Chris Columbus (1993)

Frau schmeißt Ehemann – einen ziemlicher Versager, dieser Schauspieler und Stimmenimitator –, sie schmeißt ihn raus. Aber in der Verkleidung als sechzigjährige alte Dame kommt Daniel – Robin Williams – als Hausmädchen sozusagen wieder durch die Hintertür herein. Allerdings, man vergesse nicht: Bestimmte männliche Ur-Eigenschaften wie das Urinieren im Stehen können solch ausgefuchsten Ehe-Versöhnungsplan schnell zum Scheitern bringen. Und am Ende haben die Kinder Papa und die Mama auch wieder.

Platz 4 - "Eine zauberhafte Nanny" von Kirk Jones (2005)

"Somit sind wir diese dreiundzwanzig Stunden und dreißig Minuten schneller losgeworden als die letzte. Das Baby zu essen, hat mit Sicherheit den Ausschlag gegeben," sagt der älteste Sprößling von Leichen-Präparator Cedric Brown – gespielt von Colin Firth. Siebzehn Kindermädchen haben die sieben Kinder schon verschlissen. Doch an Nanny McPhee werden sie sich die Zähne ausbeißen. Die wird gespielt von der wunderbaren Emma Thompson, die auch das Drehbuch zum Film schrieb und sich hemmungslos häßlich als hexenartiges Kindermädchen präsentiert. Nanny McPhee hat einige übersinnliche Trick in petto, um die Rasselbande wieder in die Spur zu bringen. Und am Ende haben Papa und die Kinder eine Ersatz-Gattin beziehungsweise Mama wieder. Zugegeben in einer wunderbar herrlich überdrehten Variante. Und wenn sie nicht gestorben sind.

Platz 3 – "Das Kindermädchen" von William Friedkin (1990)

Aber lassen wir jetzt mal den Kindermädchen-Komödien Kitsch. Von wegen nette Nanny! Also, einen fremden Menschen ins Haus zu lassen und dem oder der die Kinder anzuvertrauen, das ist eine filmisch wie psychodynamisch, besser: psychodramatisch heikle Angelegenheit. Übrigens: Lauert da nicht die konservative Botschaft, die Kinder doch bitte selber zu erziehen? Wie auch immer: Am Ende hilft keine geworfene Vase Richtung unheimlichem Kindermädchen, weil Nanny Camilla es auf das Kind von Kate und Phil abgesehen hat. Camilla will mal wieder ihrem Baumgott ein Kind opfern. In einem alten druidischen Ritual. Folgerichtig kommt am Ende auch eine Kettensäge zum Einsatz, um dem bösen Baum den Garaus zu machen. Und als der zersägt ist, zerfällt am Ende auch das böse Kindermädchen in seine Teile. "Exorzist"-Regisseur William Friedkin hat einen herrlich bekloppten Trash-Film vorgelegt.

Platz 2 - "War es wirklich Mord?" von Seth Holt (1965)

Jenny Seagrove, die das Kindermädchen bei Friedkin spielt, kann allerdings Bette Davis in Seth Holts Albtraum-Mär nicht das Wasser reichen. Dieses Kindermädchen ist schon ewig im Dienst der Familie. Nur hat Nanny, die im Film auch nur so heißt, eine ziemlich heftige psychische Störung. Der Mord, den der kleine Joey angeblich an seiner kleinen Schwester Susie begangen hat, hat sie dem Jungen in die Schuhe geschoben. Ein dunkler Abgrund lauert hinter der sanften Oberfläche dieses Kindermädchen, dem Bette Davis eine verstörende Aura verleiht. Noch mal: Einen fremden Menschen den Eintritt in die intimste Privatsphäre zu gestatten, das hat das Zeug zum Horror, der hier allein allein in dem Gesichtsausdruck der alten Hollywood-Grand-Dame aufscheint. Die Kinder vielleicht doch selbst großziehen …

Platz 1 - "Das Hausmädchen" von Im Sang-soo (2010)

Eine junge Frau aus einfachen Verhältnissen, jung, unschuldig, wie’s scheint, wird Haus- und Kindermädchen bei einer begüterten Familie. Für den pater familias ein Objekt der Begierde. Die junge Frau wird schwanger. Aber da Besitz, Ansehen, glamouröse Hülle, der gesellschaftliche Klassen-Stand und die Wahrung all dessen in diesem unheimlichen Kammerspiel und Horrorfilm über Allem stehen, deswegen unternehmen die Hausherrin und ihre natürliche Komplizin, die Mutter des geilen Hausherren, alles, um das Kindermädchen zur Abtreibung zu zwingen. Selbiges wehrt sich mit Zähnen und Klauen, denn auch sie ist eine "bitch". Am Ende ist die Störung des gesellschaftlichen Standes in persona des Kindermädchens ja, quasi "ausgemerzt" und die alles andere als heilige Familie funktioniert wieder als soziale Gemeinschaft, in der es im besten kapitalistischen Geiste um Macht und Gier geht. In der bald wieder ein anderes Kindermädchen seinen Dienst verrichten wird.
(nsc)
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