Die größten Oscar-prämierten Kassenflops
Großes Kino mit mehreren Oscar ausgezeichnet, berühmte Schauspieler – und trotzdem ein Flop an der Kinokasse. Diese fünf Academy-Awards-Filme scheiterten kommerziell völlig.
Platz 5 – "Spotlight" von Tom McCarthy, 2016 (45 Millionen Dollar)
Die grandios erzählte Geschichte über ein Journalisten-Team namens "Spotlight", das den sexuellen Missbrauch katholischer Priester an Kindern aufdeckt. Ohne den Suspense von "Die Unbestechlichen", ohne die fiebrige Atemlosigkeit von "Nightcrawler – Jede Nacht hat ihren Preis" oder "Reporter des Satans", ohne schockierende Szenen und Bilder über den Missbrauch, sondern präzise und mit ruhiger Sachlichkeit beschreibt der Film die Arbeit der Journalisten, also der Vierten Gewalt in der Demokratie. Und so wird der Film zu einer grandiosen Studie über gesellschaftliche Systeme von Verlogenheit, geistiger Korruption und Feigheit. Ein zu komplexer Film für den Boxoffice-Erfolg, für den die Welt einfach, schwarz oder weiß, gut oder böse zu sein hat.
Platz 4: "The Artist" von Michel Hazanavicius, 2011 (44,7 Millionen Dollar)
Die Presse konnte sich die Finger wundschreiben, von einer wunderbaren, brillanten "Liebeserklärung an das klassische Hollywood und das Filmemachen" sprechen, aber diese Geschichte vom Aufstieg und Fall eines Superstars in der Übergangsphase vom Stumm- zum Tonfilm war ein Schwarzweiß-Film. Und dann noch ein Stummfilm. Und dann noch ein französischer Star namens Jean Dujardin, den die US-Kinogänger ja erst später, in Martin-Scorseses- und George-Clooney-Filmen kennenlernen sollten. Nein, das konnte nichts werden in der schnöden Kassen-Realität des Landes, in dem die Academy of Motion Picture Arts and Sciences ihre goldene Statuen verlieh.
Da half dann auch Jack, der Jack Russell Terrier, bester Freund des Stummfilmstars, nichts. Und dabei kommen Hunde im Film an sich immer super.
Platz 3: "Der letzte Kaiser" von Bernardo Bertolucci, 1987 (44 Millionen Dollar)
Ein Monumentalfilm, gedreht in China, mit gigantischen Filmpanoramen, farbenprächtig. Schauwerte en masse in der Geschichte des letzten chinesischen Kaisers, die ein Zeitpanorama von 1908 bis 1967 umfasst. Am Ende ist Puyi, dieser seltsam passive Beobachter des eigenen Lebens, abgestiegen vom Kaiser im goldenen Käfig zum einfachen Gärtner. Heute hat Hollywood China als einen der publikumsreichsten Märkte "auf dem Zettel". Man denke nur an den Joint-Venture-Film "The Great Wall" mit Matt Damon als West-Star und Yang Zhimou als chinesischem Star-Regisseur. 1987 allerdings war Bertoluccis Projekt mit sage und schreibe neun Oscar-Auszeichnungen hochgeehrt – und wenig gesehen.
Platz 2: "Birdman" von Alejandro González Iñárritu, 2013 (43 Millionen Dollar)
Ex-Superhelden-Franchise-Star versucht seine Karriere am Theater wieder in Schwung zu bringen, als Regisseur, Autor und Schauspieler. Doch dieser Film, der alte und neue Medien, in seiner ohne erkennbare Schnitte erzählten Geschichte gegen- und aufeinander prasseln lässt, der einen herrlich voyeuristischen Blick hinter den Vorhang inszeniert, der Liebe, Laster und Unzulänglichkeiten wunderbar enthüllt: Das ist eine klassische Arthouse-Unternehmung, die auch Stars wie Michael Keaton, Naomi Watts, Edward Norton oder Emma Stone nicht zum Kassenerfolg werden lassen konnten. Trotz neun Oscars.
Platz 1: "The Hurt Locker" von Kathryn Bigelow, 2009 (17 Millionen Dollar)
Bigelows Film beginnt mit einer Schrifttafel und einem Zitat eines Krieges-Korrespondenten: "Der Rausch des Kampfes wird oft zu einer mächtigen und tödlichen Sucht. Denn Krieg ist eine Droge." Dann erzählt die Filmemacherin von einem US-Bombenentschärfungs-Team im Irak-Krieg sachlich, gnadenlos, blutig, angetrieben von Adrenalin. Bigelow enthält sich dabei jeglicher Wertung. Am Ende allerdings ist ihre Hauptfigur, der Draufgänger unter den Bombenentschärfern - gespielt von Jeremy Renner - ein Kriegs-Junkie. Ein psychisch Zerstörter. "The Hurt Locker – Tödliches Kommando" ist ein Film über den Krieg, der sich weder für patriotische Heldengesänge eignet noch eine Antikriegshaltung präferiert. So etwas ist weder für die Bellizisten noch für die Pazifisten unter den Kinogängern sexy. Da halfen auch die sechs Oscars nichts.