Fünf Film-Tipps für Burn-out-Kandidaten
Menschen mit dünnem Nervenkostüm - gebeutelt von Job, Ehefrau, Kindern oder Obsessionen - bieten reichlich Stoff für eine gute Kino-Dynamik. Hier sind fünf Burn-out-Patienten für die große Leinwand: vom Mafioso bis zur Prima-Ballerina.
Platz 5: "Roter Drache" von Brett Ratner (2002)
Ob FBI-Agent Will Graham (Edward Norton) sich nach dem fast tödlichen Kampf mit Psychiater/Serienmörder Hannibal Lecter (Anthony Hopkins) von seinem Job zurückzieht, weil er traumatisiert oder "nur" ausgebrannt ist, quasi selbst verbrannt von zuviel Mord, Totschlag, Blut und Leichen, wie ja inzwischen jeder zweite Tatort-Kommissar, das sei einmal dahingestellt. Aber der stichelnden Aufforderung seines Chefs, wieder einzusteigen und die nächste Serienmord-Serie aufzuklären, der kann Will sich nicht entziehen. Und das ist natürlich eine wohlfeile Therapie. Im Kino.
Platz 4: "Silver Linings" von David O. Russell (2012)
"Ob ich die richtig dosiere? Natürlich mache ich das!", lautet die Antwort des Sohnes zum besorgt-nervigen Vater. Pat, der seine Frau beim Fremdgehen überraschte, deswegen in der Psychiatrie landete und nun wieder bei den Eltern eingezogen ist, hat wohl zu viel Ehe-Symbiotisches ausgebrannt. Ihn heilt der Tanzwettbewerb, an dem Bradley Cooper mit Jennifer Lawrence als emotional auf dem Grat wandelnde frische Witwe Tiffany teilnimmt.
Platz 3: "Black Swan" von Darren Aronofsky (2010)
Nina (Natalie Portman) jedoch, die Ballett-Tänzerin, brennt von zu viel Tanz; spätestens, als sie die Rolle des weißen und schwarzen Schwans in einer New Yorker Aufführung von Tschaikowskis "Schwanensee" tanzt. Klinisch leidet Nina nicht nur an psychotischen Schüben, sondern auch an Dermatillomanie. Sie kratzt sich blutig und halluziniert, weil sie das dämonische Feuer in sich nicht löschen kann. Aber damit wären wir doch bei einer feinen Kino-Metapher für das Ausbrennen. Meine ich.
Platz 2: "Inside Hollywood" von Barry Levinson (2008)
Natürlich, die Filmbranche, speziell Hollywood, ist ein Haifisch-Becken. Überleben? Nur mit Pillen. "Die nimmt man drei Mal am Tag. Damit könntest du zusehen, wie deine Alte mal am Tag vergewaltigt wird und trotzdem das schöne Wetter genießen!", sagt der Regisseur, der diese Art der Eigentherapie vornimmt, weil die Studiochefin ihm das Ende seines neuen Films – natürlich ein Meisterwerk - umschneiden will. Und natürlich hat der Regisseur nicht den "Final Cut", das Recht auf den letzten Schnitt. Wenn das noch ein paar Mal passiert, dann, ja, dann brennt dieser Filmkünstler natürlich aus. Um das zu erkennen, muss man kein Psychiater, es reicht, Kinogänger zu sein. Doch nicht nur Regisseure haben es schwer!
Platz 1: "Reine Nervensache" von Harold Ramis (1999)
Bedroht vom Burn-out sind auch Mafiosi in ihrem verbrecherischen Alltag. Vor allem dann, wenn der Dämon des ermordeten Vaters ihm Erektionsprobleme und - das ist hier nicht als psychoanalytische Kategorie, sondern genregemäß ganz real gemeint - Schuss-Hemmungen beschert. Wie soll man dann noch den Job als Pate ausfüllen. Paul Vitti alias Robert De Niro also bei Billy Crystal alias Ben Sobel, seines Zeichens Psychiater. Nein, Medikamente wolle er auf keinen Fall. Dann also, meint der Psychiater, dann müssen wir in einer Therapie tiefer gehen. Allerdings wird der Prozess der Heilung des Mafia-Bosses von seinem Burn-out konterkariert von einem, nun sagen wir, etwas von Vorurteilen getrübten Blick auf die Psychoanalyse und auf Sigmund Freud. Seitdem er von dem wisse, habe er Angst, seine Mutter auch nur anzurufen. Soll heißen, Paul Vitti wird noch einen langen Weg zurücklegen müssen auf dem Weg der Genesung. Deswegen gab es nach "Reine Nervensache" drei Jahre später, 2002, "Reine Nervensache 2".