Hannelore Elsners beste Filme
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Hannelore Elsners Karriere hatte viele Phasen und Aspekte. Von der gut beschäftigten Schauspielerin im Neuen Deutschen Film über die TV-Kommissarin und bis zur Rückkehr ins Kino nach einem fulminanten Comeback im Jahre 2000. Unsere fünf Lieblingsfilme.
Platz 5 – "Die endlose Nacht" von Will Tremper (1963)
Zu den Tönen des Saxophons und unter den Blicken der beiden Hallodris, die sie im Flughafen Tempelhof anglotzen, schreitet sie im "kleinen Schwarzen" mit übergehängtem Mantel und Schminkkoffer in der Hand, den anderen Arm rhythmisch schwingend, die paar Stufen der Treppe herunter. Lächelt, wohl wissend, dass die beiden sie - wie wir eben auch - die ganze Zeit anschauten. Lächelt in einer betörenden Mischung aus Sinnlichkeit und Ironie. Hannelore Elsners erster Auftritt in "Die endlose Nacht": eine Erscheinung. Eine Nacht auf dem Berliner Flughafen Tempelhof. Nebel. Alle Flüge fallen aus. Die junge Elsner - 21 Jahre alt - spielt das junge Starlet, das ohne Geld, ohne Hotelzimmer, auf dem Flughafen gestrandet ist. Als sie am Ende mit den Typen an der Treppe mitgeht - mitgehen muss? - hat das düstere Aspekte, aber dieses erste Bild einer wunderbaren Schönheit und Sinnlichkeit steht. Es ist nicht mehr aus dem Kopf zu kriegen. Das Geheimnis dieser Ausstrahlung adelte mitunter auch banale, läppische Filme wie die DEFA-Verfilmung der Eichendorff-Novelle "Aus dem Leben eines Taugenichts".
Platz 4 – "Aus dem Leben eines Taugenichts" von Celino Bleiweiß (1973)
Hannelore Elsner als Gräfin, die in ihrer Kutsche auf den wandernden Taugenichts - gespielt vom US-Sänger Dean Reed - trifft. Die Gräfin lächelt nur, kichert mit ihrer Freundin, aber allein damit betört uns Hannelore Elsner einmal wieder alle, nicht nur den Taugenichts. Als erster West-Filmstar übrigens spielte sie - seit dem Mauerbau - in einer DEFA-Produktion. Retten konnte sie den Film nicht, aber die Szenen, in denen sie zu sehen war, verzaubern.
Platz 3 – "Berlinger" von Alf Brustellin und Bernhard Sinkel (1975)
"Du verkaufst deine Leute, wie du mich verkaufst. Du bist ein Händler, ein Spieler. Du verkaufst deine Träume. Ich habe geglaubt, wir beide zusammen. Ich verschwinde", sagt Maria alias Hannelore Elsner und lässt den Außenseiter und Träumer Berlinger - Martin Benrath spielt ihn - allein zurück. Das neue deutsche Kino der 1970er Jahre fing an, spannend zu erzählen mit Brustellins und Sinkels "Berlinger". Dass die Bilder Lebendigkeit bekamen - ja, eben Sinnlichkeit -, das verdankten sie auch der Aura von Hannelore Elsner, der vielleicht nicht das breiteste schauspielerisches Spektrum zur Verfügung stand, die aber mit ihrer Präsenz auf der Leinwand fast alles wettmachte. Gnade, manchmal Falle, für uns meistens ein Glück.
Platz 2 – "Die Unberührbare" von Oskar Roehler (2000)
In den 1980er und 90er-Jahren spielte Elsner fast nur Fernsehen. Doch dann das Jahr 2000: Mit dem fiktiven Porträt von Regisseur Oskar Roehlers Mutter schafft Hannelore Elsner ein Bild von schlafwandlerischen Intensität, das einer alternden, immer verzweifelteren Frau - verblühende Schönheit -, einer Schriftstellerin, die von ihrem Nachruhm lebt. Noch nie war Hannelore Elsner so hässlich zu sehen in einem Film. Das Schwarz-Weiß von "Die Unberührbare" unterstreicht die harten Brüche, das sich wiederfinden in den Falten im Gesicht dieser Schauspielerin, die sich hier so entblösst zeigt wie selten zuvor. Eine komplexe Kinofigur, die widerlich, unangenehm, selbstverliebt, unwiderstehlich ist. Das Jahr 2000, wie gesagt, das Jahr eines wahrhaft großen Comebacks.
Platz 1 – "Kirschblüten - Hanami" von Doris Dörrie (2008)
Auch wenn sie bald im Film sterben wird, bevor sie mit ihrem Mann auf die große Reise gehen kann, strahlt sie. Diese Trudi sagt: "Ich wollte immer mit ihm zusammen nach Japan fahren. Einmal den Fuji sehen. Die Kirschblüte. Mit ihm. Denn ohne meinen Mann was zu sehen, das kann ich mir gar nicht vorstellen." "Die Elsner" als alte, melancholische Frau, Trudi, die über ihren Tod hinaus für ihren Mann gegenwärtig ist. Als Rudi - tief berührend: Elmar Wepper - dann allein nach Japan fährt, sich am See vor dem Fuji wie eine japanische Tänzerin kleidet, taucht sie auf, die tote Trudi, tanzt mit ihm. Eine letzte Vereinigung. Unfassbar: Sie hat hier, in Doris Dörries "Kirschblüten"-Film, tatsächlich nichts verloren von ihrer Ausstrahlung, seit sie damals, vor 45 Jahren, in "Die endlose Nacht", auf der Leinwand "erschien".