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32:33 Minuten
Geschlossene Kinos, gestoppte Dreharbeiten, aufgeschobene Premieren – das Coronavirus lähmt auch den Filmbetrieb. Wie können wir unser Lieblingskino unterstützen? Wie stillen wir unsere Filmleidenschaft? Und welche Angebote gibt es fürs Heimkino?
Nichts geht mehr in den deutschen Lichtspielhäusern – der Hauptverband Deutscher Filmtheater (HDF) rechnet bei den 700 Kinos in Deutschland mit einem Verlust von 17 Millionen Euro pro Woche. Das Kino hat in seiner langen Geschichte schon viele Krisen überstanden, doch die Coronapandemie stellt die gesamte Branche nun vor eine existentielle Bedrohung.
Gutscheine für bessere Zeiten
Das Wichtigste für Kinobetreiber sei jetzt die Unterstützung durch die Kinofreunde, sagt der Filmkritiker Jörg Taszman: "Was ihnen derzeit am meisten hilft, ist wirklich, dass man von seinem Lieblingskino einfach Kinogutscheine kauft. Das hat den Vorteil, dass man cash ausgibt – die Kinos haben also sofort ein bisschen Geld. Und später kann man damit, wenn hoffentlich irgendwann wieder geöffnet ist, auch wieder ins Kino gehen. Man arbeitet diese Gutscheine dann einfach ab – tut sich was Gutes, tut den Freunden was Gutes und den Kinos hilft man damit am meisten."
Darüber hinaus lohnt es sich, einen Blick auf die Webseiten der Kinos zu werfen – dort beschreiben die Betreiber viele Möglichkeiten der Unterstützung. Und noch eine weitere Initiative, sagt Jörg Taszman, greife den notleidenden Kinos derzeit unter die Arme – die Webpage "Kino on Demand". Mit handverlesenen Dokumentarfilmen, die normalerweise jetzt anlaufen würden.
"Auf dieser Webpage kann man sich ein Kino seiner Wahl aussuchen, das dann von der Initiative profitiert und etwa die Hälfe der Einnahmen bekommt. Das ist eine sehr schöne Initiative, bei der auch kleinere deutsche Verleiher wie "Grandfilm" oder "Eksystent" einige ihrer Filme zur Verfügung stellen."
Finanzspritzen dringend notwendig
Doch die entscheidenden Maßnahmen zur Rettung der Kinowirtschaft müssten jetzt aus der Politik kommen, fordert Jörg Taszman. Bisher ist die Förderung regional noch stark unterschiedlich. In Berlin und Brandenburg etwa ist sie bereits angelaufen – in anderen Bundesländern dagegen gibt es bürokratische Hürden:
"Das hängt teilweise damit zusammen, dass die Filmförderungsanstalten eher Produktionen fördern dürfen und nicht unbedingt Abspielorte. Ich finde, da muss etwas passieren! Denn letztendlich sind ja die Kinos die Abspielstätten der produzierten Filme – sie dürfen nicht in den wirtschaftlichen Ruin getrieben werden."
Jörg Taszman befürchtet, dass viele Häuser eine Durststrecke von Wochen oder Monaten ohne Förderung nicht überleben. Zumal es der Kinobranche auch ohne Coronakrise nicht sonderlich gut gehe – mit den großen Streaming-Diensten im Nacken.
Netflix und Amazon haben ganz im Gegensatz zu den Lichtspielhäusern derzeit Hochkonjunktur. Die Streaming-Anbieter gehören zu den wenigen Unternehmen, die massiv von der Krise profitieren. Hier stelle sich die Frage, ob diese Anbieter nicht Fairness zeigen und die notleidende Kinobranche mit einem Teil ihrer Gewinne unterstützen sollten.
Auch die Rolle der Rundfunkgebühren wird in diesem Zusammenhang diskutiert: Ein Vorschlag zielt darauf ab, aus Gebührengeldern finanzielle Hilfen für die deutsche Kinolandschaft zu generieren.
Das Kino nach der Krise
Wie wird das Angebot der Kinos aussehen, wenn sich die Säle nach der Coronakrise wieder füllen? Gibt es dann möglicherweise kaum noch Filme, weil viele Verleiher die Filmstarts in den Herbst verlegt haben? Filmkritiker Jörg Taszman sieht diese Gefahr nicht:
"Normalerweise starten bei uns in Deutschland pro Woche zehn bis fünfzehn Filme. Wenn wir davon ausgehen, dass die Kinos nur zehn Wochen geschlossen sind, dann kommen jetzt 100 bis 150 Filme gar nicht erst in die Kinos – Filme, für die ja Verleiher schon Geld bezahlt haben, für die streckenweise sogar schon Filmplakate hängen. Ich denke, nach der Krise werden wir durch diese große Menge an Filmen eher das Problem eines Überangebots haben. Wenn die Kinos wieder öffnen, werden gar nicht alle Produktionen herauskommen können."
Jörg Taszman hofft, dass die Kinobetreiber kreativ mit dem Überangebot umgehen: "Vielleicht spielt man dann zum Beispiel in einem Kino mit zwei Leinwänden eben nicht nur zwei Filme, sondern richtet mehrere Schichten ein: eine 15-, eine 17- und eine 20-Uhr-Schicht. So könnte man ein paar mehr Filme zeigen!"
Revival des Autokinos?
Kino trotz Corona – in manchen Orten in Deutschland ist das möglich. Mit dem guten alten Autokino. Grade ist es 60 Jahre alt geworden, bekommt derzeit viele Schlagzeilen und Fernsehporträts und in einigen wenigen Städten – wie etwa in Essen – hat man tatsächlich noch immer die Möglichkeit, Kino vom Auto aus zu kucken.
Doch als Alternative zur cineastischen Abstinenz ermuntert Jörg Taszman vor allem dazu, die Krise für Entdeckungen zu nutzen. Wer die Zeit habe, könne momentan sehr interessantes Neuland im Film- und Kinobereich erkunden:
"Wenn Sie ein Abonnement bei einem großen Anbieter haben, kucken Sie vielleicht mal nicht das, was alle kucken, sondern gehen Sie doch mal ruhig ein Risiko ein – normalerweise weiß man ja nach zehn,15 Minuten, ob einem ein Film gefällt. Und, wenn er nicht gefällt, klickt man einfach weiter."
(tif)
(tif)
Filmempfehlungen der Hörer*innen:
"Das fünfte Element" – Regie: Luc Besson (1997)
"The Boy Who Harnessed The Wind" – Regie: Chiwetel Ejiofor (2019)
"Das Fenster zum Hof" – Regie: Alfred Hitchcock (1954)
"Down by Law" – Regie: Jim Jarmusch (1986)
"The Boy Who Harnessed The Wind" – Regie: Chiwetel Ejiofor (2019)
"Das Fenster zum Hof" – Regie: Alfred Hitchcock (1954)
"Down by Law" – Regie: Jim Jarmusch (1986)
Online-Tipps:
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