Momo und das Tröpfeln der Zeit
Gefängnisinsassen steht eine tägliche Runde auf dem Hof zu. Kirchenasylanten können sich das nicht erlauben, denn zu groß ist die Gefahr einer Verhaftung und Abschiebung. Mohamed Camara aus Mali hat das vier Monate lang erlebt.
Sankt Petri in Wolgast ist ein trutziger Backsteinbau, gedrungen und mächtig das Turmmassiv. Auf dem Kirchplatz eine alte Schule, seit Jahren geschlossen. Das geräumige Pfarrhaus. Gegenüber das Gemeindehaus. Von Tür zu Tür sind es 50 Schritte.
Ein Mann steuert auf das Pfarrhaus zu. Es ist Pastor Jürgen Hanke. Er ist Ende 50, blankes Haupt, der graue Dreitage-Bart sorgfältig gestutzt. Im Gemeindebüro angekommen, zückt Jürgen Hanke sein Handy:
"Na, Momo, wie gehts? Geht? Na, wunderbar. Sag mal, ich wollte dich nochmal erinnern, hast du deinen Einkaufszettel fertig? Okay. Bis gleich!"
50 Schritte über den Hof ohne Aufsicht? Das geht nicht, nicht für Mohamed Camara, den alle Momo nennen. Momo ist 25 Jahre alt und kommt aus Mali. Er ist hier, in der Wolgaster Petrikirche, im Kirchenasyl. Natürlich campiert er nicht auf der Kirchenbank. Er hat ein Zimmer im Gemeindehaus gegenüber.
Hanke: "Ich stelle mich jetzt hier an die Tür, beobachte die Straße, ob eine Polizeistreife kommt. Oder böse Jungs. Da oben, die Fenster, da wohnt er. Also, wir haben immer Kontakt. Wir haben auch einen Fluchtweg durch dieses Haus in die Kirche. Ich hab das ja erlebt mit dem Kirchenasylanten, den wir in Greifswald hatten. Dass die Polizei das Haus und die Kirche umstellt hatte und dass dann die Gemeinde eine ganze Nacht lang Orgel gespielt, gesungen und aus der Bibel gelesen hat. Da konnte die Polizei nicht rein. Solange kirchliche Handlungen in einem Gotteshaus stattfinden, darf die Polizei keine polizeilichen Aktionen durchführen. Das ist Gesetz."
1983 gewährte eine Westberliner Gemeinde einer palästinensischen Familie das erste Kirchenasyl in Deutschland. Bis 2013 waren es bundesweit jährlich 30 bis 60 Fälle. Einen sprunghaften Anstieg gab es 2015, wo schon Ende Februar 226 Mal Kirchenasyl für 411 Menschen, darunter 125 Kinder, gewährt wurde.
Nur kurz an der frischen Luft
(Telefon klingelt) "Ja, Hanke..."
Noch ist nichts zu sehen von Momo. Auch nichts von Polizei. Momos Rechtsanwalt ist am Telefon.
"Ja, ja..."
Jetzt kommt Momo über den Hof. Geschlendert. Er weiß, dass der Pastor auf ihn wartet, trotzdem, er geht langsam. Er genießt es, an der frischen Luft zu sein. Wenigstens für einen Moment.
"So, Momo, komm mal ran!"
Momo, seine schwarzen Haare zu winzigen Rasta-Locken gedreht, Dreitagebart wie der Pastor, kommt mit gesenktem Kopf herbei.
"Momo! - Ja. - Guck mich mal an!"
Der Pastor schaut seinen Schützling besorgt an.
"Ich habe Nachrichten für dich! Ich hab mich heute erkundigt! Jetzt musst du ein bisschen Geduld haben. Und ich werde dich so lange kitzeln, bis du lachst! Komm mal rein. Weißt du, der Rechtsanwalt hat mir gesagt, wenn du jetzt aufgibst, dann haben wir die ganze Zeit hier umsonst verbracht. Momo!"
Gesenkten Kopfes hört Momo sich die neuesten Nachrichten vom Rechtsanwalt an. Fast vier Monate ist er hier schon im Kirchenasyl. Er will noch kämpfen, aber er ist müde.
"Der hat eigentlich ein Gemüt, so was Sonniges, so was Fröhliches, ich kenne das ihn gar nicht wieder seit gestern. Gestern kam das so richtig. Was auch verständlich ist, wenn man so lange eingesperrt ist. Und das ist er ja."
31.Januar 2015. Bei einem Treffen des CDU-Präsidiums mit 19 deutschen Bischöfen sagte Bundesinnenminister Thomas de Maizière: "Als Verfassungsminister lehne ich das Kirchenasyl prinzipiell und fundamental ab." Zwar habe er als Christ Verständnis dafür, dass die Kirchen "in Einzelfällen" unter dem Gesichtspunkt des Erbarmens Flüchtlinge aufnehmen würden. Dennoch gehe es nicht, dass sie sich − vergleichbar der Scharia − eigenmächtig über bestehende Gesetze hinwegsetzten.
Hanke: "Und am Dienstag stellt der Rechtsanwalt... da macht er ein Schreiben fertig, für das Bundesamt, dass dein Verfahren neu aufgenommen wird und gleichzeitig ein Schreiben an die niederländischen Behörden, dasssie die Verzichtserklärung geben, dassdu überstellt werden sollst in die Niederlande, weil es ja abgelaufen ist."
Die Vermittler waren Betrüger
Das hört sich kompliziert an. Ist es auch. Mohamed Camara ist kein Kriegsflüchtling. Er kommt aus Bamako, der Hauptstadt von Mali. Dort studierte er drei Jahre Jura und wollte das Studium in den Niederlanden mit einem europäischen Abschluss in Verwaltungsrecht beenden. Das ist für einen Afrikaner nicht ohne Weiteres möglich. Ein Visum und eine Studiengenehmigung mussten besorgt werden, wofür sich "Vermittler" 6000 Euro bezahlen ließen. Ein Studienabschluss in Europa und dann zurückkommen, so war der Plan. Doch die Vermittler waren Betrüger, die Papiere nicht in Ordnung.
Freunde meinten, Momo müsse, um in Europa bleiben zu können, einen Asylantrag stellen, am besten in Deutschland. So kam er nach Harpke in Sachsen-Anhalt. Er lebte dort zehn Monate in einem Heim und danach in Magdeburg. Deutsch hat der Westafrikaner, der neben seiner Muttersprache Bambara noch Französisch und Englisch spricht, sich selbst beigebracht. Deutschunterricht steht Asylbewerbern, solange ihr Verfahren läuft, nicht zu.
"Ich habe ein Wörterbuch gekauft. Ich habe gelernt, jeden Tag, jeden Morgen. Und ich war einmal im Büro und ich habe Guten Morgen gesagt und habe versucht, deutsch zu reden. Die Frau hat mich komisch angeguckt und gesagt: Wo hast du das gelernt? Ich habe gesagt: Ich darf nicht in die Schule gehen und ich darf auch nicht in meinem Zimmer deutsch lernen? - Ja, natürlich, du darfst das!" (Lachen)
Hanke: "Jetzt ist Momo wieder Momo!"
In Magdeburg gab Momo Übersetzungskurse bei der Integrationshilfe, organisierte Projekte an Schulen und in Jugendklubs. Eines davon hieß "Afrikanische Metropolen".
Momo: "Mit diesen Projekt ich habe die Realität von Afrika gezeigt. Weil es gibt so viel im Fernsehen, auf der Straße das Plakat, das ist immer nur Krieg und Hunger, Hungersnot in Afrika. Ich habe auch eine neue Seite von Afrika gezeigt, mit Musik und Kultur. Und auch die modernen Städte in Afrika den Kindern gezeigt."
Der Verdacht der "Scheinehe"
Für das Projekt wurde Mohamed Camara 2014 im Wettbewerb "Freistil − Jugend engagiert in Sachsen-Anhalt" ausgezeichnet. Drei Monate nach der Preisverleihung sollte er abgeschoben werden. Anfragen nach einem Kirchenasyl in Magdeburg wurden abgewiesen. Momos Freunde fanden heraus, dass die Petri-Gemeinde in Wolgast bereit war, einen Flüchtling aufzunehmen. Dann ging alles sehr schnell, der Mann aus Mali kam nach Wolgast ins Kirchenasyl. Nicht nur weg von seiner Arbeit und den Freunden, sondern auch von seiner Freundin, die er heiraten möchte. Obwohl alle Unterlagen inzwischen in Deutschland sind und die deutsche Botschaft in Mali alles geprüft hat, erteilt das Standesamt keinen Termin. Auch etwas, das zu Momos Zermürbung beiträgt.
Hanke: "Da gibt es auch Fragen, Bedenken: Was soll da, ist das eine Scheinehe, dasser hierbleiben kann, will er sich das erkaufen? Bei der Scheinehe, da kann man natürlich ganz schnell einen festnageln, einen Ausländer. Der Mann ist 25, der steht in voller Blüte. Dass der sich in eine Deutsche verliebt, wo er schon zwei Jahre hier ist, das ist doch nicht unnormal, das gesteht man jedem anderen Menschen auch zu!"
1. Februar 2015. Wegen der gestiegenen Kirchenasyl-Fälle will das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge den Kirchen die Praxis erschweren: Flüchtlinge, die dort beherbergt sind, sollen künftig als "untergetaucht" betrachtet werden. Dabei geht es vor allem um Menschen, die über ein anderes EU-Land nach Deutschland eingereist sind. Laut der sogenannten Dublin III-Verordnung dürfen sie nur im Einreiseland Asyl beantragen − es sei denn, die Überstellungsfrist von sechs Monaten wird überschritten. Werden die Betroffenen als "flüchtig" und "untergetaucht" eingestuft, verlängert sich diese Frist auf 18 Monate. Ein Kirchenasylant müsste also, um nicht abgeschoben zu werden, anderthalb Jahre in Kirchenräumen zubringen.
Hanke: "Am schlimmsten finde ich, das macht mir ganz große Sorgen − das habe ich mal mit Neonazis erlebt. Bei einer Neonazi-Demo in Friedland, da habe ich mit ihnen das Gespräch gesucht. Und die haben mir gesagt: Die Asylanten sind die Juden unserer Zeit. Und so werden sie eigentlich auch öffentlich behandelt. Und nicht nur von den Neonazis. Denn das Abwerten dieser Menschen und die Verdächtigungen, was die uns alles wegnehmen, das könnten ja unsere Kinder kriegen, die arbeitslos sind − das ist 'ne Katastrophe. Das ist wirklich sehr bedenklich, finde ich."
(Schritte) "Wo ist der Zettel geblieben? Ne, den hab ich eingesteckt, alles gut."
Der Pastor geht jetzt einkaufen. Momos Zettel hat er dabei. Unten an der Treppe dasselbe Prozedere: Sondieren, ob keiner auf dem Kirchplatz ist. Momo bis an die Tür des Gemeindehauses begleiten.
Momo: "Das ist der einzige Weg. Ich geh immer mit dem Pfarrer zusammen, oder mit der Tochter von dem Pfarrer oder der Frau."
Musik aus Mali gegen den Stress
Drei Stockwerke hat das Gemeindehaus. Momo steigt bis in den Dachboden hinauf. Zwischen alten Schränken, Kisten und Regalen ist seine Wohnungstür.
Momos Reich. 20 Quadratmeter. Die Gästewohnung der Gemeinde. Ein Zimmer, eine Kochnische, Waschbecken, Toilette.
Momo startet seinen Laptop. Auf dem Bildschirm erscheint das Foto einer Frau mit einem bunten Tuch auf dem Kopf:
"Das ist meine Mutter, Marijam."
Im Internet findet Momo seine Musik:
"Das ist ein Junge aus Mali."
"Das ist meine Muttersprache, Bambara. Es gibt Französisch, das ist unsere offizielle Sprache. Aber meine Muttersprache ist Bambara. Und ich höre Musik hier auf Youtube aus Mail, aus ganz Afrika, ein bisschen meinen Kopf frei machen, nicht so viel nachdenken, nicht so viel Stress haben. Und danach mache ich Sport, so viel Sport."
Momo zeigt auf das Hometrainer-Fahrrad neben dem Büfett.
"Ich kann auch zwei oder drei Stunden fahren. Und der Pfarrer ruft mich an: Hallo Momo, was machst du? Ich fahre Fahrrad. Ah, ja, okay, fahr nicht so weit von Wolgast! Ja, ja, ich bleibe noch in Wolgast!"
Pastor Jürgen Hanke steht an der Tür. Einkaufstaschen in der Hand.
"Wurst und Käse, das sind drei, vier Packungen. Das ist alles Hähnchen oder Pute. Und Reis und Brötchen. Und Eier ´ne große Packung. Na ja, und der Dreitage-Bart, da reicht eine Creme."
Gemeinsam gekocht haben sie schon oft, drüben im Pfarrhaus. Zum Geburtstag des Pastors hat der Mann aus Mali für alle Gäste ein afrikanisches Menü gezaubert.
"Ich habe auch gestern gekocht, ich habe leider noch nicht gespült."
Den meisten Flüchtlingen kann geholfen werden
2. Februar 2015. Die Katholische Kirche will Flüchtlingen auch in Zukunft Kirchenasyl gewähren, sagte Reinhard Marx, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Das Instrument habe sich bewährt, denn in 90 Prozent der Fälle konnte den Flüchtlingen durch eine erneute Überprüfung ihres Falles geholfen werden. Der Sinn dieses Mittels sei nicht, "das Recht auszuhebeln", erklärte auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm.
Schlafen, kochen, hoffen. Im Zimmer Fahrrad fahren. Hanteln stemmen. Musik hören. Momos Alltag auf 20 Quadratmetern. Und Bücher, die sind wichtig für ihn. Freunde haben ihm ein Buch über die Geschwister Scholl geschenkt und "Momo". In der Geschichte von Michael Ende spielt die Zeit eine große Rolle: Wie sie langsam tröpfelt, wie sie verschwindet, wie sie knapp wird, wie man ihr hinterher jagt. Momo liest "Momo" auf Deutsch:
"Das ist echt schön, etwas so zu lesen und eine Vision haben, eine neue Meinung haben auch. Das hilft auch manchmal."
Manchmal hilft es auch, mit dem Pastor und seiner 18 alten Tochter Dorothea das Lieblingskartenspiel mit dem derben Namen zu spielen.
"Doro, willst du nicht mal mit Momo 'Arschloch' spielen?"
Die Karten hat er immer parat. Das Spiel ist auch bei den Konfirmanden beliebt.
Dorothea: "So, Momo, weißt du noch, wie das geht? Hast du die Karo Sieben?" − Momo: "Ja."
Schon nach der Karo Acht sieht es schlecht aus für Momo.
Hanke: "Na Momo?" - Momo: "Ich kann nicht." – "Ich sehe Schlimmes kommen!"
So schlimm kommt es am Ende doch nicht für Momo. Die Tochter gewinnt, der Vater verliert, und Momo ist der zweite Verlierer oder der zweite Gewinner, das ist Ansichtssache.
Hanke: "Ich kann nicht. Was heißt das? Momo, was bin ich jetzt?"− Nee, nicht! – (Lachen) Traut er sich nicht! (Lachen)"
Als Momo nicht mehr im Zimmer ist, holt Jürgen Hanke einen Ordner hervor. Dessen Inhalt würde Momo nur noch weiter herunterziehen:
"Eine Karte aus Leipzig mit Johann Sebastian Bach vorne drauf. Und da steht: An Herrn Pastor - Pastor durchgestrichen - Imam Jürgen Hanke. Warum helfen Sie nicht wirklich verfolgten Christen? (blättert) hier habe ich eine schöne: Fahr' zur Hölle. Sie sind nur ein weiteres Beispiel dafür, warum die Kirche in Scharen Mitglieder verliert. (blättert) Warum machen Sie das und geben einem Betrüger Asyl, den Sie auch noch von meinen Kirchensteuern bezahlen?"
Keine einzige zustimmende Post.
"Nö. ‚Ein Molotowcocktail ist sehr leicht herzustellen, ihr Faschisten und Judasse.' Seine Geschichte ist ja nicht die typische Geschichte eines Flüchtlings. Die einen schimpfen ihn Wirtschaftsflüchtling. Und vergessen, dasswir gerade 25 Jahre Mauerfall gefeiert haben und die Flüchtlinge in Prag und an der ungarischen Grenze gefeiert haben, die da rüber durften. Und ich sage Ihnen, dass da nicht alles politisch Verfolgte standen."
Doch der Pfarrer und seine Gemeinde bekamen auch Zuspruch: Im Kreistag wurde ein Antrag von NPD und AfD abgelehnt. Darin hatte man gefordert, das Kirchenasyl in Wolgast sofort zu beenden und im Landkreis keine Asylbewerber mehr aufzunehmen.
Hanke: "Unser Kirchenkreis Pommern in der Nordkirche hat reagiert. Und hat eine Kanzelabkündigung in den Gottesdiensten verlesen lassen, dasssie sich hinter die Gemeinden stellen, die Kirchenasyl gewähren. Und es gibt hier in der Gemeinde Leute, die mir in regelmäßigen Abständen 20 Euro in die Hand drücken und sagen: Für Momo. Sonst würde uns das wohl auch nicht so leicht fallen, es ist ja immer mit Kosten verbunden."
Warten auf das erlösende Wort
In rund 50 Fällen gewähren Gemeinden der Nordkirche − sie umfaßt Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern − zur Zeit Kirchenasyl. Ein Zeichen der Hoffnung für Jürgen Hanke:
"Wir handeln nicht gegen den Staat, sondern letztendlich für diese Gesellschaft, dass sie ein bisschen menschlicher wird. Und diese Gesetzlichkeit vielleicht an Einzelpunkten überdenken kann."
Der Gesellschaft, konkreter: dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge zu diesem Überdenken im Fall Mohamed Camara mehr Zeit zu geben, ist der Sinn dieses Kirchenasyls. Die Abschiebung soll ausgesetzt und der Fall noch einmal genau geprüft werden. Wieviel Tage noch vergehen werden, bis das erlösende Wort kommt, weiß keiner. Am wenigsten Momo selbst:
"Allein zu sein nicht mein Ding. Leider jetzt ich muss allein leben.Das ist schwer und kompliziert. Seit drei Monaten ist immer das Gleiche: Momo, du musst Geduld haben. Momo, Geduld, Geduld, Geduld. Ich habe Geduld , aber das ist nicht einfach. Ich kann auch nicht immer bei die Pfarrer gehen jeden Tag. Die braucht auch sein Privatleben. Sie hat auch was zu tun. Das ist nicht mein Ding. Ich kann auch selber etwas machen für mich. Ich bin nicht frei. Das ist das Problem. Ich bin nicht frei. Ich will nur frei sein."
27. Februar 2015. Der Streit ums Kirchenasyl ist vorerst beigelegt. Die Kirchen versprechen engere Kontakte zum Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Dafür will die Behörde darauf verzichten, die Abschiebefrist für die besonders umstrittenen Dublin-Fälle auf 18 Monate zu verlängern. Die Abmachung gilt vorerst bis zum Herbst 2015.
Hanke: "Der liebe Gott wird das schon machen.Es wird alles gut. Das ist eine Grunderfahrung, die mich bis jetzt nicht verlassen hat. Auch wenn es nicht immer so gekommen ist, wie ich es mir gewünscht hätte. Aber es ist alles gut. Und dabei wollen wir mal bleiben!"
Und es ist dabei geblieben: Zwei Wochen später ist Momos Kirchenasyl beendet. Er darf vorerst für ein halbes Jahr als "Geduldeter" in Magdeburg leben. In dieser Zeit prüfen die Behörden seinen Fall. Ein Interview in Magdeburg sagt Mohamed Camara ab. Er ist mit seiner Kraft am Ende. Das Warten, Hoffen und Bangen hat ihn zermürbt. Wird er die Chance haben, hier zu studieren? Darf er endlich die Frau, die er liebt, heiraten? Momo aus Mali hofft weiter und wartet. Aber immerhin in Freiheit.