Kirchenimmobilien unterm Hammer
Langfristig werden sich die Kirchen von rund 6000 Gebäuden trennen müssen. Die Immobilien lassen sich aus wirtschaftlichen Gründen nicht halten. Um Kirchen, Pfarrhäuser, Grundstücke besser zu vermarkten, werden sie zentral im Internet angeboten.
Bundesweit gibt es 45.000 evangelische und katholische Gotteshäuser. Den überwiegenden Teil davon in den ländlichen Regionen Ostdeutschlands. Aber: Hier leben nur acht Prozent der Kirchenmitglieder.
Bis 2030 werden es noch weniger sein, befürchten Statistiker. Die Mitgliederzahl in den Gemeinden wird sich, im Vergleich zu 1980, halbieren.
Hans Mahlstedt von der Evangelischen Kirche Mitteldeutschland:
"Wenn Sie durchs Land fahren, sehen sie an jeder Ecke eine Kirche. Heute sind die Pfarrer für acht bis zehn, teilweise für 14 Gemeinden zuständig. Und dann kann man schon ungefähr errechnen, wie viele Häuser einer anderen Nutzung zugeführt werden müssen."
Mit anderer Nutzung meint der Immobilienfachmann und Kirchenjurist: den Verkauf. Also: Kirchen unter den Hammer. Verkaufen statt verfallen lassen.
Auf einer kircheneigenen Plattform werden Pfarrhäuser, Grundstücke, Gärten und Bauland geboten. Hans Mahlstedt betreut von seinem Magdeburger Büro aus die Internetseite www.kirchengrundstuecke.de:
"Das ist eine Idee, die uns vor vier bis Jahren gekommen ist, um die Vermarktungsbemühungen der Kirchen zu unterstützen. Zunächst war es nur ein Anhang der Homepage unserer Kirche. Da das Interesse so groß war, dass sich also auch die Kirchen hier in Ostdeutschland daran beteiligen wollten – haben wir gesagt, dann stellen wir das auf eine vernünftige Basis und machen eine eigene Immobilienplattform auf."
Die Angebote für Menschen, die Kirchenimmobilien suchen, sind groß.
Von der Ost- und Nordsee bis nach Süddeutschland gibt es Grundstücke und Gebäude.
Das Kurioseste, sagt Hans Mahlstedt, war eine Reihenhausanlage auf Usedom. Ein Angebot der Kirche von Mecklenburg.
"Und da habe ich gedacht: Donnerwetter! Das ist ja ungewöhnlich. Wie ist denn die Kirche dazu gekommen."
Jede dritte Immobilie, die von der Evangelischen Kirche Mitteldeutschland verkauft wird, wechselt mit Hilfe der Internetplattform den Besitzer.
Das teuerste Objekt war bislang eine Jugendstilvilla in Hildesheim für 1,3 Millionen Euro.
Das günstigste? Hans Mahlstedt wägt ab: Nicht wenige Objekte sind mit einem Preis von knapp 10.000 Euro angegeben. Bei anderen steht wiederum "Verhandlungssache" als Vermerk. Grundsätzlich wird durch einen öffentlich bestellten Gutachter der Wert ermittelt. Bei kleinen Objekten schätzt auch schon einmal der kirchliche Baupfleger.
Derzeit sind 180 Gebäude zu haben; von der Scheune bis zur Villa.
Gefragt sind vor allem Pfarrhäuser:
"Die meistens erstens eine wunderschöne Ortslage haben und zweitens ein richtig schönes Grundstück mit einem großen Garten."
Die meisten Angebote gibt es in Thüringen und Sachsen- Anhalt, in den ländlichen Regionen. Dort ist der Bestand an Pfarrhäusern hoch.
Ebenso der Bestand an reinen Grundstücken, die der Käufer individuell bebauen kann. Den Grund und Boden verliert die Kirche nicht, denn:
"Wir vergeben die Grundstücke im Erbbaurecht. Das hat für den Erwerber den Vorteil, dass er den Grundstückspreis nicht zu finanzieren braucht und gegen einen Erbbauzins, der jährlich zu zahlen ist, das Grundstück wie ein Eigentum behandeln kann."
Die Erbbauzinsen sind entsprechend der Lage unterschiedlich hoch und damit ist das Pfarrhaus im Thüringer Land deutlich günstiger als die Immobilie in Erfurts Top-Lage.
Mehr als 100 Grundstücke und 100 Gebäude hat die Kirche allein im vergangenen Jahr mit Hilfe der Internet-Plattform verkauft. Bis zu 60.000 Mal wird die Internetseite angeklickt im Monat. Und manchmal ist ein Haus im Handumdrehen weg:
"Wir hatten in Eisenach eine wunderschöne alte Villa. Die stand vielleicht ein bis zwei Tage im Internet. Dann hatten wir einen Käufer. Sie haben unverbaubaren Blick auf die Wartburg. Das ist herrlich zu sehen, wie das Gebäude wieder zurechtgemacht wurde. Da sind jetzt Mietwohnungen drin."
Auch Kirchen sind im Angebot. Doch hier wird sehr vorsichtig geschaut, was der neue Besitzer damit vorhat.
"Gerade im nordöstlichen Teil ist die Kirchengemeinde mit zwei Kirchen versehen – das ist historisch bedingt. Das waren früher einmal die kircheneigenen Kirche und dann die Patronatskirche, von den Gutsherren und so weiter und das kann sich natürlich keine Kirchengemeinde mehr leisten – zwei derartige Gebäude zu unterhalten. Und da haben wir ein bis zwei Angebote drin stehen, wobei wir aber sehr darauf achten: erstens wer bekommt die und zweites was macht er damit. Das lassen wir uns auch vertraglich sehr präzise zusichern."
Theologen, Denkmalschützer und Architekten entwickeln neue Nutzungsmodelle: Kirchen als Konzerthaus, Bibliothek, Treffpunkt oder Restaurant.
Beispiel Weißensee bei Sömmerda in Thüringen: Hier hat die Stadt ihre Kirche für 30 Jahre als Konzert- und Tagungsraum gemietet. Das Gebäude wird saniert mit den Geldern, die für ein Kulturhaus geplant waren. Und: In Großmonra, einem kleinen Ort, verkaufte die Gemeinde ihr Haus, finanzierte damit neue Räume, eine Teeküche und Toiletten für die Kirche.
Bis zu 6000 Kirchengebäude, schätzen Fachleute, können bundesweit aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr gehalten werden.
Die Gemeinden müssen also handeln, wenn die Kirche "im Dorf bleiben soll" und dann möglicherweise auch für Literatur oder als Restaurant genutzt wird.
Das Angebot ist da. Die Nachfrage auch.
Bis 2030 werden es noch weniger sein, befürchten Statistiker. Die Mitgliederzahl in den Gemeinden wird sich, im Vergleich zu 1980, halbieren.
Hans Mahlstedt von der Evangelischen Kirche Mitteldeutschland:
"Wenn Sie durchs Land fahren, sehen sie an jeder Ecke eine Kirche. Heute sind die Pfarrer für acht bis zehn, teilweise für 14 Gemeinden zuständig. Und dann kann man schon ungefähr errechnen, wie viele Häuser einer anderen Nutzung zugeführt werden müssen."
Mit anderer Nutzung meint der Immobilienfachmann und Kirchenjurist: den Verkauf. Also: Kirchen unter den Hammer. Verkaufen statt verfallen lassen.
Auf einer kircheneigenen Plattform werden Pfarrhäuser, Grundstücke, Gärten und Bauland geboten. Hans Mahlstedt betreut von seinem Magdeburger Büro aus die Internetseite www.kirchengrundstuecke.de:
"Das ist eine Idee, die uns vor vier bis Jahren gekommen ist, um die Vermarktungsbemühungen der Kirchen zu unterstützen. Zunächst war es nur ein Anhang der Homepage unserer Kirche. Da das Interesse so groß war, dass sich also auch die Kirchen hier in Ostdeutschland daran beteiligen wollten – haben wir gesagt, dann stellen wir das auf eine vernünftige Basis und machen eine eigene Immobilienplattform auf."
Die Angebote für Menschen, die Kirchenimmobilien suchen, sind groß.
Von der Ost- und Nordsee bis nach Süddeutschland gibt es Grundstücke und Gebäude.
Das Kurioseste, sagt Hans Mahlstedt, war eine Reihenhausanlage auf Usedom. Ein Angebot der Kirche von Mecklenburg.
"Und da habe ich gedacht: Donnerwetter! Das ist ja ungewöhnlich. Wie ist denn die Kirche dazu gekommen."
Jede dritte Immobilie, die von der Evangelischen Kirche Mitteldeutschland verkauft wird, wechselt mit Hilfe der Internetplattform den Besitzer.
Das teuerste Objekt war bislang eine Jugendstilvilla in Hildesheim für 1,3 Millionen Euro.
Das günstigste? Hans Mahlstedt wägt ab: Nicht wenige Objekte sind mit einem Preis von knapp 10.000 Euro angegeben. Bei anderen steht wiederum "Verhandlungssache" als Vermerk. Grundsätzlich wird durch einen öffentlich bestellten Gutachter der Wert ermittelt. Bei kleinen Objekten schätzt auch schon einmal der kirchliche Baupfleger.
Derzeit sind 180 Gebäude zu haben; von der Scheune bis zur Villa.
Gefragt sind vor allem Pfarrhäuser:
"Die meistens erstens eine wunderschöne Ortslage haben und zweitens ein richtig schönes Grundstück mit einem großen Garten."
Die meisten Angebote gibt es in Thüringen und Sachsen- Anhalt, in den ländlichen Regionen. Dort ist der Bestand an Pfarrhäusern hoch.
Ebenso der Bestand an reinen Grundstücken, die der Käufer individuell bebauen kann. Den Grund und Boden verliert die Kirche nicht, denn:
"Wir vergeben die Grundstücke im Erbbaurecht. Das hat für den Erwerber den Vorteil, dass er den Grundstückspreis nicht zu finanzieren braucht und gegen einen Erbbauzins, der jährlich zu zahlen ist, das Grundstück wie ein Eigentum behandeln kann."
Die Erbbauzinsen sind entsprechend der Lage unterschiedlich hoch und damit ist das Pfarrhaus im Thüringer Land deutlich günstiger als die Immobilie in Erfurts Top-Lage.
Mehr als 100 Grundstücke und 100 Gebäude hat die Kirche allein im vergangenen Jahr mit Hilfe der Internet-Plattform verkauft. Bis zu 60.000 Mal wird die Internetseite angeklickt im Monat. Und manchmal ist ein Haus im Handumdrehen weg:
"Wir hatten in Eisenach eine wunderschöne alte Villa. Die stand vielleicht ein bis zwei Tage im Internet. Dann hatten wir einen Käufer. Sie haben unverbaubaren Blick auf die Wartburg. Das ist herrlich zu sehen, wie das Gebäude wieder zurechtgemacht wurde. Da sind jetzt Mietwohnungen drin."
Auch Kirchen sind im Angebot. Doch hier wird sehr vorsichtig geschaut, was der neue Besitzer damit vorhat.
"Gerade im nordöstlichen Teil ist die Kirchengemeinde mit zwei Kirchen versehen – das ist historisch bedingt. Das waren früher einmal die kircheneigenen Kirche und dann die Patronatskirche, von den Gutsherren und so weiter und das kann sich natürlich keine Kirchengemeinde mehr leisten – zwei derartige Gebäude zu unterhalten. Und da haben wir ein bis zwei Angebote drin stehen, wobei wir aber sehr darauf achten: erstens wer bekommt die und zweites was macht er damit. Das lassen wir uns auch vertraglich sehr präzise zusichern."
Theologen, Denkmalschützer und Architekten entwickeln neue Nutzungsmodelle: Kirchen als Konzerthaus, Bibliothek, Treffpunkt oder Restaurant.
Beispiel Weißensee bei Sömmerda in Thüringen: Hier hat die Stadt ihre Kirche für 30 Jahre als Konzert- und Tagungsraum gemietet. Das Gebäude wird saniert mit den Geldern, die für ein Kulturhaus geplant waren. Und: In Großmonra, einem kleinen Ort, verkaufte die Gemeinde ihr Haus, finanzierte damit neue Räume, eine Teeküche und Toiletten für die Kirche.
Bis zu 6000 Kirchengebäude, schätzen Fachleute, können bundesweit aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr gehalten werden.
Die Gemeinden müssen also handeln, wenn die Kirche "im Dorf bleiben soll" und dann möglicherweise auch für Literatur oder als Restaurant genutzt wird.
Das Angebot ist da. Die Nachfrage auch.