Kirchenmusik

Neuer Studiengang als Weg in die Zukunft

Die von Arp Schnitger erbaute Orgel in der Findorffkirche in Grasberg (Kreis Osterholz/Niedersachsen), aufgenommen am 15.02.2016. Niedersachsen will die Instrumente des berühmten Orgelbauers Schnitger für die Aufnahme ins Unesco-Weltkulturerbe vorschlagen.
Kirchenmusik ist schon lange nicht mehr nur Orgelmusik, sondern die Gotteshäuser öffnen sich auch für Rock, Jazz und Pop. © Carmen Jaspersen/dpa
Dieter Falk im Gespräch mit Christine Watty  · 14.07.2017
Auch musikalisch sollte die Kirche ein Spiegelbild der Gesellschaft sein, sagt der Kirchenmusiker Dieter Falk. In Schwäbisch Gmünd zeigt derzeit das Festival Europäische Kirchenmusik die Vielfalt von Klassik bis Pop, Jazz und Rock.
"Bach, Wagner und Piazolla sind natürlich toll und auch nicht wegzudenken aus der Kirchenmusik der nächsten 50 Jahre", sagt der Kirchenmusiker Dieter Falk im Deutschlandfunk Kultur anlässlich des Festivals Europäische Kirchenmusik in Schwäbisch Gmünd. Aber das könne nur eine Seite sein. Die Klassik sei immer die Basis, aber wenn man die Hörgewohnheiten der Gesellschaft heute betrachte, dann überwögen Pop, Rock und Jazz.
"Dem muss die Kirche natürlich Rechnung tragen", sagt der Pianist und Komponist, der an der Hochschule für Kirchenmusik der Evangelischen Kirche in Westfalen lehrt. "Kirchenmusik muss Spiegelbild der Gesellschaft sein, vor allen Dingen kulturell, sonst wird sie die Leute nicht halten können." Das müsse die Kirche in den nächsten Jahren leisten.

"Pionierarbeit der Evanglischen Kirche in Westfalen"

Falk betonte die Bedeutung einer grundständigen Ausbildung, um die Kirchenmusik zu modernisieren. Das bedeute, dass man sich Pop, Rock und Jazz in einem Bachelor- oder auch Masterstudiengang widme. "Da hat die Evangelische Kirche in Westfalen wirklich Pionierarbeit geleistet", sagte Falk über einen neuen Studiengang in Witten, der auch die Klassik ausreichend berücksichtige. Dieses erste Angebot in Europa sei gegen viele Widerstände durchgesetzt worden.

Große Nachfrage nach Musikern

"Uns rennen die Leute die Bude ein", sagte er. "Das ist die Zukunft." Diese gut ausgebildeten Absolventen würden dann Kirchenmusiker. Er mache bei seinen eigenen Konzertreisen die Erfahrung, dass es in den Kirchen eine große Nachfrage nach gut ausgebildeten Musikern gebe. In Schweden und in den USA sei es schon lange üblich, dass in Gottesdiensten auch Popsongs gesungen würden. "Bei uns in deutschen Kirchen wird das auch gemacht, aber viele verwechseln Popmusik gerne mit 50 Jahre alten 'Danke für den guten Morgen'-Songs." Deshalb glaubt Falk, dass der neue Studiengang sich als bahnbrechend erweisen werde.
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