"Kirchheimer Konzertwinter" mit Werken von Christoph Graupner

Lust am Klang des Barockfagotts

Moderation: Bernd Heyder |
Sergio Azzolini ist ein Star der Barockszene. Wenn er sein Fagott spielt, fängt die Musik an zu leben. Dieses Jahr war er Gast beim "Kirchheimer Konzertwinter". Mit Gesangssolisten und dem Kirchheimer BachConsort haben sie Kirchenkantaten von Graupner belebt.
Im Jahr 1709 kam Christoph Graupner, ein ehemaliger Leipziger Thomaner und inzwischen versierter Hamburger Opernmusiker, als zukünftiger Kapellmeister an den Hof des Landgrafen von Hessen-Darmstadt. Bis 1754 komponierte er dort fast unermüdlich neue Werke für weltliche und geistliche Anlässe.

Bibliotheksschätze

Die Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt verwahrt mehr als 1.400 seiner Kirchenkantaten. Damit ist sie zum Eldorado für die entdeckungsfreudigen Barockspezialisten der Initiative "Kirchheimer Konzertwinter" um den Bassisten Dominik Wörner geworden.
Porträt des Sängers, der in Abendgarderobe die Kamera lächelt.
Der in Bern lebende Bassist Domink Wörner ist Festivalleiter mit Leidenschaft.© Domink Wörner / Wolfgang M. Schmitt
Gemeinsam mit dem Dirigenten und Graupner-Experten Florian Heyerick haben sie diesmal sechs farbig instrumentierte Kantaten mit virtuosen Fagottpartien zur Aufführung im barocken Ambiente der protestantischen Kirche von Kirchheim an der Weinstraße ausgewählt. Da gesellt sich mit Sergio Azzolini einer der Stars auf dem Barockfagott zum vokalen Solistenensemble und den instrumentalen Begleitern des Kirchheimer BachConsorts.
Im Mittelpunkt des Konzertes stehen Kirchenkantaten des Darmstädter Hofkapellmeisters Christoph Graupner. Nach einem Dornröschen-Schlaf von 300 Jahren waren diese Werke Anfang Januar erstmals wieder zu hören: im Rahmen der Reihe "Kirchheimer Konzertwinter".
Graupner hat fast 45 Jahre immer wieder neue Kompositionen für die Gottesdienste in der Darmstädter Schlosskapelle geliefert, vom Sommer 1709 bis Ende 1753. Daher liegt ein sehr umfangreicher Fundus vor.

Festival als Familienunternehmung

Die kleine Gemeinde zwischen Rhein und Pfälzerwald ist der Geburtsort des Bassisten Dominik Wörner. Die ganze Familie Wörner organisiert dort seit drei Jahrzehnten den "Konzertwinter", obwohl der Sänger inzwischen in Bern lebt. Für das Festival in Kirchheim hat er sich in den vergangenen Jahren immer wieder dem Werk von Christoph Graupner zugewandt, gemeinsam mit weiteren renommierten Interpretinnen aus dem Bereich der Alten Musik.
Diesmal war die Idee, Kantaten mit obligatem Fagott in den Mittelpunkt des Programms zu stellen. Die Auswahl berücksichtigt das Kirchenjahr, also fünf Kantaten von Advent bis Ostern und zusätzlich eine Marienfestkantate für Mariae purificationis.

Ein Fagott als Extra-Stimme

Besonders lebendig sind diese Kantaten durch ihr obligates Fagott. Auch Johann Sebastian Bach hat in seiner Weimarer Zeit den Fagottisten herrliche Partien geschenkt. Ähnlich hat Graupner die Fagottisten ins Rampenlicht gesetzt.
Sergio Azzolini sagt dazu: "Das Barockfagott ist fragil. Und das passt zu dieser Musik, weil die Musik auch fragil ist. Das Barockfagott ist ein Teil, und den Rest muss der Spieler machen, also unser Körper. Deswegen sind wir auch ganz nah beim Sänger. Und ich glaube, Graupner hat das verstanden und der hat genau das zelebriert."
Aufzeichnung der Konzerte am 4. und 5. Januar 2020 in der Protestantische Kirche in Kirchheim a.d. Weinstraße
Christoph Graupner
Kantaten mit obligatem Fagott
Hebet eure Augen auf gen Himmel (1740), GWV 1102/40
Jauchzet ihr Himmel, freue dich Erde (1743), GWV 1105/43
Jesu mein Herr und Gott allein (1737), GWV 1109/37
Kehre wieder, du abtrünnige Israel (1743), GWV 1125/43
Ach bleib bei uns, Herr Jesu Christ (1746), GWV 1129/46
Wir werden ihn sehen (1749), GWV 1169/49
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