Klänge aus dem All

Der Astronaut und der Popsong

05:09 Minuten
Sänger David Bowie während eines Konzerts in London -
Sänger David Bowie während eines Konzerts in London. © imago/Photoshot
Von Martin Böttcher |
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Sinatras "Fly Me To Moon" oder Bowies "Space Oddity" – Künstler beschäftigen sich mit dem Weltraum schon vor der eigentlichen Landung der "Apollo 11" auf dem Mond. Die Idee, die Erde verlassen zu können, schrieb Musikgeschichte.
Als die Mondmission "Apollo 11" vor 50 Jahren die Erde verließ, da gab es ihn schon – den vielleicht besten Song über den Menschen im Weltall: David Bowies "Space Oddity".
Das Stück war ein paar Tage vor der Monderoberung veröffentlicht worden: Bowie, der Mann für die großen Gedanken, war aber am Universum an sich interessiert, nicht unbedingt am kleinen Mond. Seine Hauptinspirationsquelle: Stanley Kubricks Film "2001 – Odysee im Weltraum". Die NASA weckte mit Bowies Song manchmal ihre Astronauten im All.
Natürlich haben sich Musiker schon lange vor der Mondlandung vom Außerirdischen inspirieren lassen. Der griechische Philosoph Pythagoras soll von einer Sinfonie geträumt haben, die sich aus den in Noten übersetzten Umlaufbahnen der Planeten zusammensetzt. Der englische Komponist Gustav Holst machte vor über hundert Jahren mit "The Planets" Orchestermusik, die die moderne Filmmusik beeinflussen sollte.

Songs mit Außerirdischen

So richtig Fahrt auf aber nahm das Thema nach dem Zweiten Weltkrieg. Die technischen Errungenschaften, der Beginn des Atom- und Satellitenzeitalters fanden ihren Widerhall in der Popkultur. In den 50ern häuften sich Songs, in denen Außerirdische vorkamen, kleine grüne Männchen, Ufos und Raketen, Satelliten.
1961 verkündete US-Präsident John F. Kennedy, dass die NASA innerhalb einer Dekade Menschen zum Mond schicken werde. Das "Space Race" zwischen den Sowjets und den US-Amerikanern wurde heftiger – und die Popmusik behandelte das Thema nun ernster.
Frank Sinatras "Fly Me To Moon". Ein Song, der es tatsächlich bis zum Mond geschafft hat! Die Astronauten von "Apollo 10", die den Mond nur umrundeten, nahmen ihn auf Kassette mit und hörten ihn. Bei der Mondlandung selbst schickte die NASA das Stück per Funk zur "Apollo 11", es war deshalb auch.

Mundharmonika und Glöckchen im All

Es gibt viele Geschichten rund um die Weltraumprogramme und die Musik. Was zum Beispiel waren die ersten Musikinstrumente im All? Eine Mundharmonika und ein Glöckchen. Aber warum überhaupt Musik für Astronauten, Kosmonauten, Taikonauten? Weil es für die manchmal unglaublich langweilig "da oben" ist – so hat es jedenfalls der erste Mensch im Weltraum mal erzählt, Yuri Gagarin.
Interessanter ist da schon, was das Nachdenken über die Weiten des Universums auf der Erde ausgelöst hat. Janis Joplin zum Beispiel hatte nicht mehr nur den Blues, sondern den offenbar sehr viel größeren "Kozmic Blues"!
Ein bisschen skurril mutet an, was während der Mondlandung in Großbritannien passierte: Die BBC übertrug wie so viele andere Fernsehstationen das Ereignis live. Aber irgendjemand hatte die Idee, auch die Musiker von Pink Floyd ins Studio zu holen. Gitarrist David Gilmor berichtete später, Pink Floyd hätten eine Art Soundtrack live zur Mondlandung eingespielt. "Moonhead" heißt das im Netz zu findende, wenig beeindruckende Stück.
Das Apollo-Programm kostete etliche Milliarden. Rausgeschmissenes Geld für ein Prestige-Projekt mit zweifelhaftem Wert? Gil Scott-Heron dachte so. Der sozialkritische Spoken-Word-Künstler fragte in seinem Song "Whitey on the Moon": Wie kann das sein – meine Schwester wird von Ratten gebissen, wir können uns den Doktor nicht leisten, alles wird teurer – aber Whitey, der weiße Mann, ist auf dem Mond? Auch das ein Mosaiksteinchen im Zusammenspiel von Pop und Space!
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