Stichwort Bachmann-Preis: Am Klagenfurter Wettlesen beteiligen sich in diesem Jahr 14 Autorinnen und Autoren aus sechs Ländern. Vier stammen aus Deutschland, vier aus Österreich, drei aus der Schweiz und jeweils eine(r) aus Serbien, Italien und den USA. Das Festival ist das vermutlich wichtigste Forum der deutschsprachigen Literatur und generiert jedes Jahr jede Menge öffentliche Aufmerksamkeit - auch dadurch, dass die Lesungen im Fernsehen übertragen werden. Der Preis selbst ist mit 25.000 Euro dotiert. Im vergangenen Jahr hatte ihn die in Berlin lebende Autorin Sharon Dodua Otoo bekommen.
Nur Literatur kann noch die Welt retten
Alle, die sich für Literatur interessieren, blicken jetzt nach Klagenfurt. Der österreichische Autor Franzobel hat den Lese-Wettbewerb mit einer engagierten, vorwurfsvollen und hochpolitischen Rede eröffnet. Und einer Bierflasche.
Es ist wieder so weit: In Klagenfurt beginnt das öffentliche Zerpflücken von Nachwuchs-Literaten beim Bachmann-Preis. 14 Autoren aus sechs Ländern sind eingeladen. Eröffnet wurde die 41. Ausgabe des Wettbewerbs mit einer Rede des österreichischen Schriftstellers Franzobel. Seine Rede hatte den vielversprechenden Titel "Seelenfutter oder das süße Glück der Hirngerichteten".
Unser Literaturkritiker Kolja Mensing hat sie verfolgt - und spricht von einem "schönen und engagierten Start" für den Wettbewerb. Die "Hirngerichteten" - damit meint Franzobel uns alle.
"Das war wirklich eine eindrucksvolle Inszenierung. Franzobel stand wie so ein proletarischer Revoluzzer mit einer Bierflasche in der Hand am Rednerpult, und schimpfte über den Waffenhandel, über die Globalisierung, über den Kapitalismus, über gefälschte Abgas-Studien, über Donald Trump natürlich, über die Aufsichtsräte, Konsumwahn, Saudi-Arabien, Türkei, Russland, und am Ende eben über die Menschen in Deutschland oder in Österreich, die 'Hirngerichteten', die das alles ganz genau wissen, die genau wissen, was schief läuft und längst resigniert haben und den ganzen Wahnsinn da draußen einfach hinnehmen."
Mit einer empörten Rede habe Franzobel allen "richtig ins Gewissen geredet", sagte Mensing. Den Bogen zur Literatur fand Franzobel auch noch: Nach ihm ist Literatur "die einzige Hoffnung, die noch bleibt", so Mensing. In den nächsten Tagen müssen die im Wettbewerb antretenden Schriftsteller demnach nun die Welt retten. (ahe)