Neue Kriterien im Wandel der Zeit?
Immer häufiger hört man in der Popmusik von Plagiatsvorwürfen. Nicht immer sind sie gerechtfertigt. Darüber haben wir haben wir uns mit dem Musikwissenschaftler Hartmut Fladt unterhalten. Seine Kompetenz wird in Gerichtsprozessen oft zurate gezogen, um die Sachlage zu klären.
"Ey, das ist doch geklaut!" Gerade im Bereich der Popmusik erreichen uns immer mehr Nachrichten über Plagiatsvorwürfe. Doch Songs, die ähnlich klingen, gerade weil im Pop auf einfache, eingängige und vor allem etablierte Formate gesetzt wird, sind nicht zwangsläufig Plagiate, weil dazu eine sehr komplexe Bewertung notwendig ist.
Doch Songklau schlägt immer wieder große Wellen, vor allem dann, wenn sie beim wohl prominentesten Fall der letzten zwei Jahre vor Gericht landen: Die Erben von Marvin Gaye hatten geklagt, der Song "Blurred Lines" von Robin Thicke und Pharrell Williams sei bei Gayes Stück "Got To Give It Up" abgekupfert. "Lächerlich", nennt Prof. Dr. Hartmut Fladt dieses Urteil:
"Was dort festgestellt wurde ist eine atmosphärische Ähnlichkeit. Aber so etwas gab es schon in Dutzenden Fällen vor Marvin Gaye, dann hätte man auch ihn verklagen können."
Melodien sind komplexe Angelegenheiten
Fladts Expertise ist in Gerichtsprozessen häufig gefragt, wenn es darum geht ob geklaut wurde oder sich jemand nur hat inspirieren lassen. So hat er schon dem Kölner Ensemble Brandt Brauer Frick zu Recht verholfen, das seine Musik in einem Werbeclip des Computerkonzerns wiedergefunden hat, und auch mit dem Rapper Bushido hat er sich als Gutachter angelegt – der hatte nachweislich bei der schwedischen Band Arcana geklaut.
Doch Musikplagiate vor Gericht nachzuweisen, ist nicht einfach, sagt Fladt:
"Einen Regelkatalog gibt es nicht, Musik besteht aus ganz vielen Parametern. Bis jetzt hat immer die Melodie im Zentrum gestanden, aber eine Melodie ist eine komplexe Angelegenheit."
Darum seien auch Computerprogramme auf der Suche nach Plagiaten nicht sonderlich hilfreich.