Klang macht glücklich
Der Chor Sound & Joy probt in einer ehemaligen Kirche, jetzt Kulturzentrum, im Norden von Oldenburg. Vor fünf Jahren brachte ein Aufruf in der Zeitung die sangesfreudigen Menschen im Stadtteil Ofenerdiek zusammen. Seitdem ist der Chor stetig gewachsen.
Kalle Popp: "Ja, guten Abend, lieber Chor."
Chor: "Guten Abend, lieber Chorleiter!"
Auf die zünftige Begrüßung, die der Mann mit der umgehängten Gitarre seinen Sängerinnen und Sängern entlockt, folgt das Gesangs-Bekenntnis für den Chor Sound & Joy:
"Wir sind etwas hemdsärmelig, aber arbeiten trotzdem zielstrebig und versuchen, gute Laune zu behalten."
Musiker, Komponist und Chorleiter Kalle Popp.
"Ja, wir wollen uns und auch das Publikum begeistern. Und das groovt bei dem Chor inzwischen schon recht gut. Klar."
Nichts an diesem Montagabend wird dem widersprechen. Doch erst einmal, bevor es mit "Go down Moses" losgehen kann, muss die Gitarre, mit der Kalle Popp den Rhythmus vorgibt, nachgestimmt werden. Aber dann!
Der Chorleiter - entspannt und lächelnd steht er den ganzen Abend vor seinen Sängerinnen und Sängern - ist´s zufrieden:
"Ja, also als erstes Lied war es gut."
Sound & Joy hat rund 30 Songs im Repertoire, von Gospels wie "Go Down Moses" bis zu Beatles- oder Bob-Dylan-Klassikern wie "Yellow Submarine" oder "Blowing In The Wind". Was nicht unbedingt verwundert bei einem Musiker und Komponisten wie Kalle Popp, der einst in London zusammen mit Jack Bruce oder Alexis Corner jammte. Auch heute noch spielt Kalle Popp in diversen Bands.
Irgendwann verschlug es den gebürtigen Hamburger, inzwischen 62 Jahre alt, nach Oldenburg, wo er 2006 den Sound & Joy-Chor gründete. Der bringt es inzwischen auf die stolze Zahl von 116 Sängerinnen und Sängern. Damit wohl einer der größten Laienchöre Deutschlands, meint Cordula Harfst, Vorsitzende des Chor-Vereins. Es gibt nur einen kleinen Haken bei den 116. Es sind hauptsächlich Frauen.
Cordula Harfst: "Ja, die Männer sind der geringere Teil. Wir haben jetzt, glaube ich, 20 Männer. Der Rest sind Frauen."
Cordula Harfst grinst:
"Keine Ahnung. Ob die Frauen ihre Männer vielleicht nicht allein weglassen abends. Ist leider so, obwohl wir eigentlich viele Interessenten haben, aber die trauen sich dann doch nicht. Dann waren schon einige, die haben geguckt. Dann kommen die aber auch mit der englischen Sprache nicht klar. Wir singen halt doch zu 99 Prozent Englisch. Und sind vielleicht auch erschlagen von der Frauenmasse."
Meino Naumann, 72, singt seit seinem 12. Lebensjahr in Chören. Schon in den 50er-Jahren habe er "Go Down Moses" geschmettert. Aber Männer und Singen, das ist wohl noch die Ausnahme, meint auch der singende Schriftsteller:
"Also, so war es wenigstens bis vor Kurzem, nicht. Männer lesen nicht, die haben keine Ahnung von Lyrik, Männer singen nicht und tanzen schon erst recht nicht. Das ist schade, das ist in Norddeutschland ganz schrecklich festgefahren. Und den Männern, die hier sind, ist das ganz hoch anzurechnen, die sind auch inzwischen locker geworden, nicht. Sehen sie ja an mir."
Kalle Popp: "Das ist in anderen Ländern anders. In Italien singen die Männer sehr viel auf der Straße; in Irland ist auch das Singen bei Männern mehr en vogue."
Musikalisch macht Kalle Popp aus dem geschlechtsspezifischen quantitativen Defizit von Sound & Joy eine Tugend. Mit den wenigen Männerstimmen muss er improvisieren:
"Ich habe die Arrangements alle auf den Chor zugeschnitten. Wir haben von Anfang an nicht zwei Männerstimmen, zwei Frauenstimmen, sondern eine Männerstimme und drei Frauenstimmen gehabt."
Kraftvoll und dynamisch wirkt Sound & Joy in seinen besten Momenten, und das ist, wie Kalle Popp meint, natürlich das alles Entscheidende:
"Wichtig ist, dass es im Gefühl ist. Das ist für mich immer wichtig, wenn jemand noch so gut Notenlesen kann, dann singt er das wie eine Zeitung ab. Aber das muss im Bauch sein. Der Rhythmus muss drin sein. Und das geht ohne Noten genauso gut wie mit."
Sound & Joy ibt im Jahr vier größere Konzerte. Nicht mitgerechnet den einen oder anderen Auftritt auf Hochzeiten oder Jubiläumsfeiern. Langlebige Beziehungen sind aus dem Chor entstanden, erzählt Cordula Harfst. Aber etwas anderes ist für die Chororganisatorin vielleicht noch wichtiger:
"Ich bin total stolz drauf, dass bei uns alle Schichten sind. Also, so vom Hartz-IV-Empfänger bis zum Arzt. Wir haben alles dabei, und auch jede Altersklasse. Ab 18 nehmen wir Leute auf, und unsere Jüngsten sind jetzt, glaube ich, Anfang 20, und die Älteste ist 78."
Ulrike Heine-Bild, 55 Jahre alt, seit rund fünf Jahren im Alt dabei, betreibt das Singen hier übrigens als gesundheitsfördernde Maßnahme:
"Weil ich in einer Reha-Maßnahme gehört habe, dass Singen das Immunsystem stärkt. Und wenn man alleine singt, wird es normal gestärkt. Singt man aber im Chor, wird es um das Fünf- bis Sechsfache gestärkt. Durch diese intensive Atmung, die man dann ja auch hat."
Und wenn es denn so ist, wie Meino Neumann und Ulrike Heine-Bild meinen:
Meino Neumann: "Singen befreit."
Ulrike Heine-Bildt: "Macht einfach gesund und glücklich!"
Dann kann man vielleicht auch verstehen, warum ein schnödes "Baba-Da-Dab" solch eine Sogwirkung entfalten kann. Nomen est omen: Klang und Glück - Sound and Joy.
Chor: "Guten Abend, lieber Chorleiter!"
Auf die zünftige Begrüßung, die der Mann mit der umgehängten Gitarre seinen Sängerinnen und Sängern entlockt, folgt das Gesangs-Bekenntnis für den Chor Sound & Joy:
"Wir sind etwas hemdsärmelig, aber arbeiten trotzdem zielstrebig und versuchen, gute Laune zu behalten."
Musiker, Komponist und Chorleiter Kalle Popp.
"Ja, wir wollen uns und auch das Publikum begeistern. Und das groovt bei dem Chor inzwischen schon recht gut. Klar."
Nichts an diesem Montagabend wird dem widersprechen. Doch erst einmal, bevor es mit "Go down Moses" losgehen kann, muss die Gitarre, mit der Kalle Popp den Rhythmus vorgibt, nachgestimmt werden. Aber dann!
Der Chorleiter - entspannt und lächelnd steht er den ganzen Abend vor seinen Sängerinnen und Sängern - ist´s zufrieden:
"Ja, also als erstes Lied war es gut."
Sound & Joy hat rund 30 Songs im Repertoire, von Gospels wie "Go Down Moses" bis zu Beatles- oder Bob-Dylan-Klassikern wie "Yellow Submarine" oder "Blowing In The Wind". Was nicht unbedingt verwundert bei einem Musiker und Komponisten wie Kalle Popp, der einst in London zusammen mit Jack Bruce oder Alexis Corner jammte. Auch heute noch spielt Kalle Popp in diversen Bands.
Irgendwann verschlug es den gebürtigen Hamburger, inzwischen 62 Jahre alt, nach Oldenburg, wo er 2006 den Sound & Joy-Chor gründete. Der bringt es inzwischen auf die stolze Zahl von 116 Sängerinnen und Sängern. Damit wohl einer der größten Laienchöre Deutschlands, meint Cordula Harfst, Vorsitzende des Chor-Vereins. Es gibt nur einen kleinen Haken bei den 116. Es sind hauptsächlich Frauen.
Cordula Harfst: "Ja, die Männer sind der geringere Teil. Wir haben jetzt, glaube ich, 20 Männer. Der Rest sind Frauen."
Cordula Harfst grinst:
"Keine Ahnung. Ob die Frauen ihre Männer vielleicht nicht allein weglassen abends. Ist leider so, obwohl wir eigentlich viele Interessenten haben, aber die trauen sich dann doch nicht. Dann waren schon einige, die haben geguckt. Dann kommen die aber auch mit der englischen Sprache nicht klar. Wir singen halt doch zu 99 Prozent Englisch. Und sind vielleicht auch erschlagen von der Frauenmasse."
Meino Naumann, 72, singt seit seinem 12. Lebensjahr in Chören. Schon in den 50er-Jahren habe er "Go Down Moses" geschmettert. Aber Männer und Singen, das ist wohl noch die Ausnahme, meint auch der singende Schriftsteller:
"Also, so war es wenigstens bis vor Kurzem, nicht. Männer lesen nicht, die haben keine Ahnung von Lyrik, Männer singen nicht und tanzen schon erst recht nicht. Das ist schade, das ist in Norddeutschland ganz schrecklich festgefahren. Und den Männern, die hier sind, ist das ganz hoch anzurechnen, die sind auch inzwischen locker geworden, nicht. Sehen sie ja an mir."
Kalle Popp: "Das ist in anderen Ländern anders. In Italien singen die Männer sehr viel auf der Straße; in Irland ist auch das Singen bei Männern mehr en vogue."
Musikalisch macht Kalle Popp aus dem geschlechtsspezifischen quantitativen Defizit von Sound & Joy eine Tugend. Mit den wenigen Männerstimmen muss er improvisieren:
"Ich habe die Arrangements alle auf den Chor zugeschnitten. Wir haben von Anfang an nicht zwei Männerstimmen, zwei Frauenstimmen, sondern eine Männerstimme und drei Frauenstimmen gehabt."
Kraftvoll und dynamisch wirkt Sound & Joy in seinen besten Momenten, und das ist, wie Kalle Popp meint, natürlich das alles Entscheidende:
"Wichtig ist, dass es im Gefühl ist. Das ist für mich immer wichtig, wenn jemand noch so gut Notenlesen kann, dann singt er das wie eine Zeitung ab. Aber das muss im Bauch sein. Der Rhythmus muss drin sein. Und das geht ohne Noten genauso gut wie mit."
Sound & Joy ibt im Jahr vier größere Konzerte. Nicht mitgerechnet den einen oder anderen Auftritt auf Hochzeiten oder Jubiläumsfeiern. Langlebige Beziehungen sind aus dem Chor entstanden, erzählt Cordula Harfst. Aber etwas anderes ist für die Chororganisatorin vielleicht noch wichtiger:
"Ich bin total stolz drauf, dass bei uns alle Schichten sind. Also, so vom Hartz-IV-Empfänger bis zum Arzt. Wir haben alles dabei, und auch jede Altersklasse. Ab 18 nehmen wir Leute auf, und unsere Jüngsten sind jetzt, glaube ich, Anfang 20, und die Älteste ist 78."
Ulrike Heine-Bild, 55 Jahre alt, seit rund fünf Jahren im Alt dabei, betreibt das Singen hier übrigens als gesundheitsfördernde Maßnahme:
"Weil ich in einer Reha-Maßnahme gehört habe, dass Singen das Immunsystem stärkt. Und wenn man alleine singt, wird es normal gestärkt. Singt man aber im Chor, wird es um das Fünf- bis Sechsfache gestärkt. Durch diese intensive Atmung, die man dann ja auch hat."
Und wenn es denn so ist, wie Meino Neumann und Ulrike Heine-Bild meinen:
Meino Neumann: "Singen befreit."
Ulrike Heine-Bildt: "Macht einfach gesund und glücklich!"
Dann kann man vielleicht auch verstehen, warum ein schnödes "Baba-Da-Dab" solch eine Sogwirkung entfalten kann. Nomen est omen: Klang und Glück - Sound and Joy.