CTM Festival in der Halle am Berghain
am Wriezener Bahnhof
10243 Berlin-Friedrichshain
Bis 3.2.2019 | 12–18 Uhr
Live performances: 31.1. und 1.2.2019 | 20 Uhr
Krieg der Sound-Panzer
10:54 Minuten
Nach dem Mauerbau beschallten Lautsprecherwagen aus dem Westen die Ost-Berliner. Radiosendungen wurden mit enormer Lautstärke über die innerdeutsche Grenze übertragen. Der Künstler Nik Nowak holt diese Ereignisse mit "The Mantis" in die Gegenwart.
In der Halle am Berghain in Berlin-Friedrichshain treten zwei riesige Sound-Maschinen gegeneinder an. "The Mantis" heißt die Installation, die dieser Tage auf dem CTM-Festival in Berlin zu sehen ist. Beide Maschinen hat der Künstler und Schallkrieg-Forscher Nik Nowak konstruiert. Über einen Zaun hinweg, der die deutsch-deutsche Grenze darstellen soll, reenacten die Maschinen sozusagen den Kampf der Systeme.
Die Kunstinstallation greift historisch auf das "Studio am Stacheldraht" zurück - eine politische Aktion unter Mitwirkung des Westberliner Senats im geteilten Berlin.
Kurz nach dem Mauerbau beschallten Lautsprecherwagen aus dem Westen in politischer Mission die Grenzer im Osten. Die Rede war vom "Lautsprecherkrieg". Teils wurde es so laut, dass die Grenzsoldaten die Flucht ergriffen. Der Westberliner RIAS, der Rundfunk im amerikanischen Sektor, fuhr mit Übertragungswagen an der Berliner Mauer entlag und übertrug so Sendungen in den Osten der Stadt.
"The Mantis" hat 7500 Watt Leistung und kann einen Sound-Frontlader bis zu vier Meter in die Höhe ausfahren. Es handelt sich bei dem Klang-Fahrzeug um eine alte Schmiedag-Raupe aus den 60er-Jahren: "eine alte landwirtschafltiche Raupe quasi, die mit 'ner ganzen Menge Lautsprechern ausgerüstet ist", so Künstler Nik Nowak. Über mehrere Hydrauliksysteme lässt sie sich ausfalten, so dass oben eine Krone aus Mittelton- und Hochton-Hörnern entstehe, die dann rundherum beschallen.
Die Installation besteht insgesamt aus zwei "Sound-Panzern" und Bewegtbildern. Die Videos zeigen historische Aufnahmen: Aufmärsche, Wettrüsten und ähnliches.
Er selbst sei "ein Kind des Kalten Krieges", sagt Nowak, der 1981 in Mainz geboren wurde, "wo wir extrem viel amerikanische Militärpräsenz hatten". Das habe seine künstlerische Arbeit sehr geprägt. In seiner Kunst gehe es ihm darum, wie weit wir als Menschen in der Lage seien, den eigenen Propaganda-Kontext zu reflektieren, meint er. Auch die "Verwendung von Sound als Waffe" sei ein Thema.
(huc)