Klarinettenquintette von Brahms und Reger

Späte Idyllen

Ungewöhnliche Teilansicht einer Klarinette
Teilansicht einer Klarinette © imago stock&people
Gast: Jörg Widmann, Moderation: Olaf Wilhelmer |
Zwei Spätwerke, beide mit Klarinette: In ihren Quintetten blickten Johannes Brahms und Max Reger zurück. Dennoch schufen sie damit innovative Musik, die noch heute eine Herausforderung bedeutet: für Musiker wie Hörer.
Johannes Brahms betrachtete sein Lebenswerk fast schon als abgeschlossen, als er "Fräulein Klarinette" kennenlernte. Dahinter verbarg sich ein männliches Wesen – Richard Mühlfeld, der Klarinettist des Meininger Hoforchesters. Für ihn schrieb Brahms einige seiner späten Werke, darunter das herausragende Klarinettenquintett h-Moll op. 115. Eine Musik voller Melancholie, ein spätherbstliches, komplexes und anspielungsreiches Stück Kammermusik, das die Interpreten seit Jahrzehnten auch in den Plattenstudios herausfordert.
Max Reger starb kurz nach der Vollendung
Weniger bekannt, dabei nicht weniger spannend, ist das Klarinettenquintett von Max Reger A-Dur op. 146. Dem idyllischen Tonfall hört man nicht an, dass diese Musik inmitten des Ers-ten Weltkriegs entstanden ist. Ahnte Reger, dass er keine Zeit mehr haben würde? Zehn Tage, nachdem er die Partitur in den Druck gegeben hatte, starb der gesundheitlich labile Komponist, Organist und Dirigent im Alter von 43 Jahren.
Der damalige Thomaskantor Karl Straube sichtete Regers Nachlass und schrieb:
"Darunter ein Klarinetten-Quintett (op. 146), das von solch unerreichter Schönheit ist, dass Regers Hingehen wie ein Durchschneiden einer Entwicklung zur höchsten Meisterschaft er-scheint. Dieses Quintett zeigt klar und deutlich, welch unersetzbarer Verlust nicht nur wir Deutschen, sondern die ganze musikalische Welt erlitten hat."
Unser Studiogast Jörg Widmann ist mit beiden Werken seit langer Zeit vertraut. Der 1973 geborene Münchner gehört als Komponist und Klarinettist zu den erfolgreichsten Musikern der Gegenwart. Das Quintett von Johannes Brahms hat er gemeinsam mit dem Hagen-Quartett eingespielt (Koproduktion myrios classics / Deutschlandfunk); das Quintett von Max Reger steht noch auf seiner To-do-Liste.