Klassik-Initiative "Castle of our Skins"

Konzertreihe feiert schwarze Komponistinnen

05:31 Minuten
Gemälde von Chevalier de Saint-George mit einem Säbel in der Hand.
Die Initiative "Castle of our Skins" bringt klassische Musik Schwarzer Komponisten auf die Bühne - von Chevalier de Saint-George bis zu Zeitgenossen. © Picture Alliance / Collection Leemage / Joseph Boulogne
Von Claudia Sarre |
Audio herunterladen
Die Diskriminierung aufgrund von Hautfarbe muss aufhören. Das gilt auch für die klassische Musik, wo Schwarze sowohl als Komponisten als auch Interpreten unterrepräsentiert sind. Die Initiative "Castle of our Skins" hat es sich zum Ziel gesetzt, das zu verändern.
"Juba" heißt das Musikstück für Streichquartette aus der Feder von Florence Price. Geboren 1887 in Little Rock, Arkansas, war die Komponistin gleich in zweifacher Hinsicht benachteiligt: Sie war eine Frau. Und sie war schwarz.
"Florence Price - eine afro-amerikanische Komponistin, Pianistin und Lehrerin - war musikalisch beeinflusst sowohl von klassischer Musik also auch von Spirituals, also christlichen Liedern aus der Kirche", erzählt Ashleigh Gordon im Skype-Interview.
Die 36-Jährige ist Violinistin und Mitbegründerin von "Castle of our Skins", einer Initiative, die es sich zum Ziel gesetzt hat, vor allem Kompositionen von Afro-Amerikanern auf die Bühne zu bringen.

Die Haut - wie ein Schloss

Der Name der Konzertreihe "Castle of our Skins" - frei übersetzt etwa "die Schönheit unserer Haut" - entstammt einem Gedicht.
So interpretiert Ashley Gordon die Metapher. Und genau darum geht es in dem Projekt, das die junge Frau vor acht Jahren zusammen mit dem Komponisten Anthony Green gegründet hat: "Unsere Mission ist es, schwarze Kunstfertigkeit in der Musik zu zelebrieren. Wir haben damit angefangen, weil es kein Bewusstsein dafür gab, weil sie in der musikalischen Erziehung keine Rolle spielte. Da sahen wir großen Bedarf in unserer Stadt."

Nur wenige Schwarze in der Klassik

Mit unserer Stadt meint sie Boston. Tatsächlich ist die black community nicht nur in Boston, sondern überall in den USA in der klassischen Musik stark unterrepräsentiert. Bei den Komponisten, aber auch unter Orchestermusikern und Dirigenten. Für diese Ungleichheit in der Klassik gibt es viele Gründe, erklärt Ashleigh Gordon: "Tiefsitzender Rassismus. Außerdem eine falsche Wahrnehmung von Qualität und Exzellenz und ein Mangel an Bewusstsein und Neugier auf diese Musik. Ja. Es ist Black History Month, aber eigentlich soll jeder Monat, jeder Tag Black History Month sein.
Auf dem Programm von "Castle of our Skins" stehen alte Meister wie Chevalier de Saint-Georges aus dem 18. Jahrhundert, aber auch zum Beispiel eine 30-Sekunden-Komposition eines neunjährigen Jungen aus Providence, Rhode Island. Viele dieser Konzerte, die im Moment coronabedingt nur online stattfinden können, verbinden Tanz und Poesie mit Gesang und klassischer Musik. Wie zuletzt die Reihe "Black Love".

Typisch schwarz ... - bitte nicht!

Auch in der klassischen Musik sei es wichtig, dass Schwarze und Weiße gleichbehandelt werden, sagt die Violinistin. Von typisch "schwarzen" musikalischen Einflüssen will sie nichts wissen. Manchmal gäbe es sie, und manchmal eben nicht.
"Ein schwarzer Komponist zu sein bedeutet nicht, dass man Gospels, Blues und Spirituals in die Musik integriert. Es gibt Komponisten, die ihre schwarze Identität umarmen und typische Elemente integrieren. Und dann gibt es welche, die dies absichtlich nicht tun, weil sie es nicht wollen."
In einem Punkt sind sich alle Musiker einig: Die Diskriminierung aufgrund von Hautfarbe muss aufhören. Egal ob im Musikunterricht, an Musik- Konservatorien oder auf den Konzertbühnen. Die Komponistin Florence Price jedenfalls hat den ersten Schritt Richtung Gleichberechtigung schon sehr früh gewagt.
Mehr zum Thema