Schumann zum Niederknien
Simon Rattle und die Berliner Philharmoniker präsentieren sich mit der Premiere des neuen hauseigenen Labels "Berliner Philharmoniker Recordings". Dieser Erstling ist ein klarer Erfolg.
Immer mehr Orchester machen den Plattenfirmen direkte Konkurrenz, indem sie einfach ihr eigenes Klassiklabel gründen. Aber nicht alle vermarkten ihre Produkte derart aufwändig wie die Berliner Philharmoniker. Der erste Streich des gerade gegründeten Hauslabels passt erst gar nicht ins CD-Regal. Es ist ein hochwertig gestalteter Schuber aus Leinen mit einer etwas zweideutigen Figur. Diese Figur, die beim flüchtigen Hinsehen Ähnlichkeit mit einem üppig gebauten Hinterteil hat, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung allerdings als Vase. Darin stecken zwei CDs und eine Blue-Ray-Disc mit allen vier Schumann Symphonien.
Und zumindest diese Aufnahme widerlegt all das Gejammere um den verlorengegangen Philharmoniker-Klang. Das Orchester spielt zum Niederknien, Rattle schwelgt in Schumann-Seligkeit, lässt sich von dem Jubel, dem Überschwang dieser Musik mitreißen, ohne allerdings den Kopf auszuschalten. Immer auf dem Sprung, immer wachsam, so sieht man Rattle auch auf der beigelegten Blue-Ray-Disc.
Alles ist Schwung
Jede der unzähligen Melodiebögen Schumanns wird hier ausgekostet, der Rhythmus federt. An manchen Stellen will Rattle vielleicht sogar ein wenig zu viel Spannung erzeugen, zu deutlich einen bestimmten Übergang oder eine versteckte Nebenstimme hervorheben. Aber er verliert darüber nie den Blick auf das große Ganze, den großen Bogen, und das ist bei Schumann gar nicht so leicht. Allzu oft tritt seine Musik, auch bei großen Dirigenten, auf der Stelle. Hier ist alles Schwung, drängt nach vorn und bleibt im Klang dennoch immer durchsichtig. Die erste Produktion der Berliner Philharmoniker Recordings: Ein Erfolg.