Klaus Harpprecht

"Das Licht auf die Dinge ändert sich"

Der Publizist Klaus Harpprecht auf der Frankfurter Buchmesse 2011.
Der Publizist Klaus Harpprecht auf der Frankfurter Buchmesse 2011. © picture alliance / dpa / Arno Burgi
Der Journalist und Buchautor Klaus Harpprecht im Gespräch mit Jörg Magenau |
Klaus Harpprecht ist einer der großen deutschen Publizisten und Intellektuellen. Er war Redenschreiber von Willy Brandt, TV-Korrespondent in Washington und verfasste eine fulminante Thomas-Mann-Biografie. Jetzt, mit 87 Jahren, erinnerst er sich in seinem Buch "Schräges Licht" an sein Leben, seine Arbeit und die Liebe.
Geschrieben hat Klaus Harpprecht im Laufe seines Lebens unendlich viel. Doch jetzt erzählt der Autor erstmals von der eigenen Kindheit und Jugend im schwäbischen Pfarrhaus, vom Verlust beider Brüder im Weltkrieg und vom Chaos der 1940er Jahre. Aber auch von seinen Beziehungen zu Frauen schreibt er, vom Glück der Freundschaft und von seinem beruflichen Weg.
Harpprecht war unter anderem Korrespondent des ZDF in Washington, Redenschreiber für Willy Brandt und Biograf von Thomas Mann und einer der maßgeblichen deutschen Publizisten der vergangenen Jahrzehnte.
Keine Autobiografie, sondern ein Erinnerungsband
"Schräges Licht" heißt das neue Werk – es ist ein eindrucksvolles Lebenszeugnis geworden und zugleich ein wichtiges Stück Zeitgeschichte. Doch Harpprecht lehnt den Begriff "Autobiografie" ab, er spricht im Deutschlandradio Kultur von einem "Erinnerungsband". Er habe "nichts Geschichtsträchtiges" wiederzugeben, sagt er bescheiden, um sich dann philosophisch der Selbstbespiegelung zu widmen:
"Im Grunde schreibt jeder seine Biografie täglich um. Denn das Licht auf die Dinge, die wir erlebt haben, ändert sich, ohne dass wir dessen wirklich gewahr sind."
Man müsse sich "als Mensch in fortgeschrittenen Jahren" besonders vor einer Sache hüten, wen man sich erinnere, sagt Harpprecht. Je weiter man an "den Rand des biologischen Daseins" rücke, um so stärker werde der Versuch, sich wichtiger zu machen, als man objektiv war:
"Von daher kommt Alterseitelkeit – und die muss man im Zaum halten."

Klaus Harpprecht: "Schräges Licht: Erinnerungen ans Überleben und Leben"
S. Fischer, Frankfurt/Main 2014, 620 Seiten
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