"Neue Götter in der Maxvorstadt" läuft am 9. Juli um 0.05 Uhr im ZDF. Der Film ist außerdem bis zum 6. Oktober in der ZDF-Mediathek zu sehen.
Der Bad Boy des deutschen Kinos ist zurück
19:41 Minuten
"Fuck ju, Staatskino" oder "Scheiß auf die Filmförderung!", das ist das Credo von Regisseur Klaus Lemke. "Kreativ kann man nur sein, wenn das eigene Geld auf dem Spiel steht", sagt er. Dass es auch ohne großes Budget geht, zeigt sein neuer Film.
Loser, Aussteiger, Außenseiter - das sind die Figuren, die den Münchner Regisseur Klaus Lemke seit 50 Jahren beschäftigen, ob in "Rocker", "Dancing with Devils" oder "Berlin für Helden". Für seinen neuen Film "Neue Götter in der Maxvorstadt" hat sich Lemke wieder seiner Wahlheimat München zugewandt.
"Ich dreh die Filme immer so um mein kleines Drecksappartment rum", erklärt Lemke. "Dann brauche ich auch kein Taxi und keine U-Bahn. Die anderen Leute wohnen ja auch da, die sehen mich ja auch den ganzen Tag."
Das erleichtert auf jeden Fall die Dreharbeiten: "Wenn ich mit denen drehe, muss ich da nur hingehen und sagen: Passt auf, wir drehen jetzt mal. Ich habe ja eh nur einen Kameramann am Set. Es gibt keinen Ton, es gibt keine Beleuchtung, es gibt nichts. Die Leute merken gar nicht, dass ich drehe. Aber die Leute kennen mich."
Im Vollrausch des Hochsommers und des Größenwahns
"Neue Götter in der Maxvorstadt" erzählt von der jungen Judith, die auf der Flucht vor ihrem Ex-Liebhaber in der Kunstakademie strandet. Sie übernachtet auf Toiletten, zockt tagsüber Handys ab und beginnt eine Affäre mit einem Copy-Shop-Besitzer. Schließlich setzt sie sich in den Kopf, "Callgirl für Gespenster" zu werden. "München im Vollrausch des Hochsommers und des Größenwahns" eben, wie es Lemke ausdrückt.
Wie üblich kommt er bei seinem Film ohne Drehbuch aus. "Ich lasse die Sachen sich selbst entwickeln", sagt er. Nur so komme die Verzauberung zustande, die man vom Kino erwarte.
"Film ist ja nicht nur, dass man irgendwie durch eine Geschichte durchgezogen wird und die Darsteller sind eigentlich nur noch Puppen – Puppentheater eigentlich –, sondern Film ist etwas vollkommen Lebendiges – so etwas Lebendiges wie ihr Leben selbst."
Der deutsche Film: totsubventioniert
Dass Filme diese Verzauberung nur noch selten beim Publikum erreichen, wie Lemke meint, liege daran, dass der Film in Deutschland als "Kulturgut" totsubventioniert worden sei: "Aber Film ist kein Kulturgut, wie die Amerikaner auch zeigen. Sondern Film ist eine Dienstleistung, wo der Staat hoffentlich seine schmutzigen Finger raushält", betont der Regisseur. "Kreativ kann man nur sein, wenn das Geld, das auf dem Spiel steht, das eigene ist. Denn beim Film fehlt immer Geld, und dieses Fehlen von Geld muss man ersetzen durch höhere Kampfkraft."
(uko)