"Kaltherzigkeit kann nicht sehr fruchtbar sein"
Klaus von Dohnanyi war unter anderem Manager, Bundesbildungsminister und Erster Bürgermeister Hamburgs. Heute ist der 88-Jährige nach wie vor ein scharfer Beobachter und Kritiker, auch und besonders seiner eigenen Partei, der SPD.
Für seinen Vater, Hans von Dohnanyi, war er der "Klausemuckel". Das erfährt man aus den Briefen des Widerstandskämpfers, die er aus dem Gestapo-Gefängnis und später aus dem KZ Sachsenhausen an seine Familie schrieb, bevor er kurz vor Kriegsende von den Nazis gehängt wurde. Unter dem Titel "Mir hat Gott keinen Panzer ums Herz gegeben" hat Klaus von Dohnanyi die Briefe seines Vaters nun veröffentlicht.
Susanne Führer hat Klaus von Dohnanyi auf der Frankfurter Buchmesse getroffen. Für die Sendung "Im Gespräch" hat sie mit ihm über die Briefe seines Vaters gesprochen, über einen Psychoanalytiker-Kongress sowie darüber, dass Politiker nicht nur Verstand, sondern auch Herz brauchen:
"Ich glaube eben, wenn man darüber nachdenkt, was für Menschen eigentlich in der Politik und in der Lenkung unserer Gesellschaft gebraucht werden, dann – glaube ich – sind das Menschen, die beides haben: Mut, Courage, Zivilcourage, Fantasie in der Frage der politischen Opposition, Konspirationsfähigkeiten, wenn sie in eine solche Lage kommen, wie das in der Nazi-Zeit war, und [die] trotzdem ein weiches, empfindsames Herz zu haben. Ich glaube nicht, dass Kaltherzigkeit in der Politik sehr fruchtbar sein kann, weswegen ich auch der Meinung bin, dass die Entscheidung der Bundeskanzlerin, als christliche Politikerin und als Tochter eines Pastors, eine richtige Entscheidung war, Leute, die vor der Tür stehen, auch reinzulassen."