Klaus von Dohnanyi: Loki war Helmut Schmidts große Stütze
Der SPD-Politiker und ehemalige Erste Bürgermeister von Hamburg, Klaus von Dohnanyi, erinnert sich gerne an die Offenheit, Natürlichkeit und freundschaftliche Art der verstorbenen Loki Schmidt.
Gabi Wuttke: Sie wurde in Hamburg geboren und sie starb in Hamburg, die Ehrenbürgerin der Stadt Loki Schmidt, Ex-Kanzler Helmut Schmidt angetraut vor mehr als 68 Jahren. Ein Sturz und die darauf folgende Operation raubten der 91jährigen viel Kraft. - Klaus von Dohnanyi ist jetzt am Telefon. Guten Morgen, Herr von Dohnanyi.
Klaus von Dohnanyi: Guten Morgen, Frau Wuttke.
Wuttke: Seit wann kannten Sie Loki Schmidt?
von Dohnanyi: Also sicher so lange, wie ich auch Helmut Schmidt kannte, und das war bestimmt seit, ich sage mal, 1965/66.
Wuttke: Stand sie gleichermaßen fest ihr Leben die Jahrzehnte, die Sie sie kannten, auf dem Roten Teppich wie auf der Erde?
von Dohnanyi: Sie stand sehr viel mehr auf der Erde als auf dem Roten Teppich. Sie hat, glaube ich, auf den Roten Teppich wenig Wert gelegt, es sei denn, es wären Blumenblätter gewesen.
Wuttke: Sie hat viel persönliches Leid in ihrem Leben erfahren. Ihre Tochter Susanne war ihr als einziges Kind geblieben. Es gab immer wieder schwere Erkrankungen. Woher nahm sie die Kraft zu tragen, wo Humor dann doch auch nicht mehr helfen konnte?
von Dohnanyi: Das kann man, glaube ich, von außen schwer sagen. Ich glaube schon, dass ihre Verbindung zur Natur und ihr Vertrauen in die Natur ihr sehr viel Kraft gegeben hat. Wenn man sich an sie erinnert, dann ja immer mit dieser Zuwendung zur Natur, nicht nur zu Blumen, sondern überhaupt zu dem, was die Natur geschaffen und hat wachsen lassen. Ich glaube, dass da ein großer Teil ihrer Kraft herkam. Ich weiß wenig über ihre religiöse Seite. Das kann ich nicht beurteilen. Aber ich denke, die Bindung an das, was wächst auf dieser Erde, das war, glaube ich, für sie wichtig.
Wuttke: Je älter Loki und Helmut Schmidt wurden, desto inniger wirkten sie beide als Paar, jedenfalls für einen Außenstehenden. War sie mit ihrem ja auch sehr ausgeprägten Optimismus sein Felsen?
von Dohnanyi: Das glaube ich gewiss, das glaube ich gewiss. Das war für ihn sehr wichtig. Und Sie haben völlig recht, dass man das natürlich im Alter noch deutlicher gesehen hat. Als Schmidt jünger war, war er natürlich auch sehr viel unterwegs in der Welt und da sah man ihn sehr viel mehr, sage ich mal, auf den internationalen Ebenen, und da war sie natürlich sehr selten dabei, das war auch nicht ihre Art. Aber insofern: je älter beide wurden hier in Hamburg, umso mehr hat man die beiden wirklich so in inniger Verbundenheit erlebt.
Wuttke: Sie war ja immer die Erste, die Helmut Schmidts Reden gelesen hat. Wie politisch dachte sie?
von Dohnanyi: Ich glaube, sie war sehr politisch, aber sie hat daraus eigentlich nach außen nichts gemacht. Sie war sehr in meiner Erfahrung und in dem, was ich mit ihr erlebt habe, pragmatisch. Wie Helmut Schmidt ja auch mit Recht sich selbst einen Pragmatiker nennt, so war sie auch sehr pragmatisch. Ich erinnere: Wir hatten ja eine lange Diskussion über die Frage, ob ein Rosenfeld, was in der Nähe des Hamburger Kongresszentrums steht, eventuell verlegt werden müsste, und da hat sie sich ganz pragmatisch für die Verlegung eingesetzt. Wir haben es dann nachher nicht machen müssen, aber sie war ganz pragmatisch, das Hamburger Kongresszentrum muss ausgebaut werden und notfalls müssen wir das Rosenfeld auch verlegen, und von einer so blumennahen und so naturverbundenen Frau würde man das vielleicht so ohne Weiteres nicht erwarten. Insofern war sie auch immer eine Stütze für den Pragmatiker Schmidt. Ich glaube, das hat sicher eine große Rolle gespielt.
Wuttke: Selten ist ja eine Kanzlergattin so bescheiden aufgetreten wie Loki Schmidt. War sie Ihrer Meinung nach froh, dass sie sich später des öffentlichen Lebens so bedienen konnte, wie es ihr gefiel?
von Dohnanyi: Ja, das war so. Ich meine, wir haben ja wiederum im Augenblick einen Kanzlerinnengatten, Herrn Sauer, der auch so zurückhaltend ist. Ich finde das sehr vernünftig, wenn Frauen von prominenten Politikern sich zurückhalten und nicht versuchen, sozusagen auf einer Ebene zu spielen, auf der sie ja sich auch gar nicht so richtig wohlfühlen würden. Loki war in der Beziehung sicher sehr natürlich, sie war da, wenn notwendig, aber sie hat sich nie nach vorne gedrängt und hat aus dieser Kanzlergattin nie sozusagen die Gattin des Kanzlers gemacht.
Wuttke: War sie denn widerborstig, wenn es sein musste?
von Dohnanyi: Das glaube ich ganz sicher. So habe ich sie auch manchmal erlebt, dass sie sehr deutlich wurde und sehr klar war. Und ganz bestimmt: Wenn ihr was nicht passte, hatte sie dafür auch immer das richtige Wort. Das glaube ich schon.
Wuttke: Was wird Ihnen vor allen Dingen von Ihren Erinnerungen bleiben?
von Dohnanyi: Ich glaube, diese freundliche, freundschaftliche offene Art, mit der sie mit der Stadt verbunden war. Sie war irgendwie wie eine Mutter der Stadt am Ende geworden, nicht nur, weil sie Ehrenbürgerin war, sondern weil, wenn man sagte "Die Frau in Hamburg", dann dachte man an Loki Schmidt. Ich glaube, das wird mir auch so in Erinnerung bleiben.
Wuttke: Klaus von Dohnanyi, der Sozialdemokrat und ehemalige Bürgermeister Hamburgs, über Loki Schmidt, die gestern im Alter von 91 Jahren gestorben ist. Ich danke Ihnen sehr, Herr von Dohnanyi.
von Dohnanyi: Vielen Dank, Frau Wuttke. Danke schön.
Klaus von Dohnanyi: Guten Morgen, Frau Wuttke.
Wuttke: Seit wann kannten Sie Loki Schmidt?
von Dohnanyi: Also sicher so lange, wie ich auch Helmut Schmidt kannte, und das war bestimmt seit, ich sage mal, 1965/66.
Wuttke: Stand sie gleichermaßen fest ihr Leben die Jahrzehnte, die Sie sie kannten, auf dem Roten Teppich wie auf der Erde?
von Dohnanyi: Sie stand sehr viel mehr auf der Erde als auf dem Roten Teppich. Sie hat, glaube ich, auf den Roten Teppich wenig Wert gelegt, es sei denn, es wären Blumenblätter gewesen.
Wuttke: Sie hat viel persönliches Leid in ihrem Leben erfahren. Ihre Tochter Susanne war ihr als einziges Kind geblieben. Es gab immer wieder schwere Erkrankungen. Woher nahm sie die Kraft zu tragen, wo Humor dann doch auch nicht mehr helfen konnte?
von Dohnanyi: Das kann man, glaube ich, von außen schwer sagen. Ich glaube schon, dass ihre Verbindung zur Natur und ihr Vertrauen in die Natur ihr sehr viel Kraft gegeben hat. Wenn man sich an sie erinnert, dann ja immer mit dieser Zuwendung zur Natur, nicht nur zu Blumen, sondern überhaupt zu dem, was die Natur geschaffen und hat wachsen lassen. Ich glaube, dass da ein großer Teil ihrer Kraft herkam. Ich weiß wenig über ihre religiöse Seite. Das kann ich nicht beurteilen. Aber ich denke, die Bindung an das, was wächst auf dieser Erde, das war, glaube ich, für sie wichtig.
Wuttke: Je älter Loki und Helmut Schmidt wurden, desto inniger wirkten sie beide als Paar, jedenfalls für einen Außenstehenden. War sie mit ihrem ja auch sehr ausgeprägten Optimismus sein Felsen?
von Dohnanyi: Das glaube ich gewiss, das glaube ich gewiss. Das war für ihn sehr wichtig. Und Sie haben völlig recht, dass man das natürlich im Alter noch deutlicher gesehen hat. Als Schmidt jünger war, war er natürlich auch sehr viel unterwegs in der Welt und da sah man ihn sehr viel mehr, sage ich mal, auf den internationalen Ebenen, und da war sie natürlich sehr selten dabei, das war auch nicht ihre Art. Aber insofern: je älter beide wurden hier in Hamburg, umso mehr hat man die beiden wirklich so in inniger Verbundenheit erlebt.
Wuttke: Sie war ja immer die Erste, die Helmut Schmidts Reden gelesen hat. Wie politisch dachte sie?
von Dohnanyi: Ich glaube, sie war sehr politisch, aber sie hat daraus eigentlich nach außen nichts gemacht. Sie war sehr in meiner Erfahrung und in dem, was ich mit ihr erlebt habe, pragmatisch. Wie Helmut Schmidt ja auch mit Recht sich selbst einen Pragmatiker nennt, so war sie auch sehr pragmatisch. Ich erinnere: Wir hatten ja eine lange Diskussion über die Frage, ob ein Rosenfeld, was in der Nähe des Hamburger Kongresszentrums steht, eventuell verlegt werden müsste, und da hat sie sich ganz pragmatisch für die Verlegung eingesetzt. Wir haben es dann nachher nicht machen müssen, aber sie war ganz pragmatisch, das Hamburger Kongresszentrum muss ausgebaut werden und notfalls müssen wir das Rosenfeld auch verlegen, und von einer so blumennahen und so naturverbundenen Frau würde man das vielleicht so ohne Weiteres nicht erwarten. Insofern war sie auch immer eine Stütze für den Pragmatiker Schmidt. Ich glaube, das hat sicher eine große Rolle gespielt.
Wuttke: Selten ist ja eine Kanzlergattin so bescheiden aufgetreten wie Loki Schmidt. War sie Ihrer Meinung nach froh, dass sie sich später des öffentlichen Lebens so bedienen konnte, wie es ihr gefiel?
von Dohnanyi: Ja, das war so. Ich meine, wir haben ja wiederum im Augenblick einen Kanzlerinnengatten, Herrn Sauer, der auch so zurückhaltend ist. Ich finde das sehr vernünftig, wenn Frauen von prominenten Politikern sich zurückhalten und nicht versuchen, sozusagen auf einer Ebene zu spielen, auf der sie ja sich auch gar nicht so richtig wohlfühlen würden. Loki war in der Beziehung sicher sehr natürlich, sie war da, wenn notwendig, aber sie hat sich nie nach vorne gedrängt und hat aus dieser Kanzlergattin nie sozusagen die Gattin des Kanzlers gemacht.
Wuttke: War sie denn widerborstig, wenn es sein musste?
von Dohnanyi: Das glaube ich ganz sicher. So habe ich sie auch manchmal erlebt, dass sie sehr deutlich wurde und sehr klar war. Und ganz bestimmt: Wenn ihr was nicht passte, hatte sie dafür auch immer das richtige Wort. Das glaube ich schon.
Wuttke: Was wird Ihnen vor allen Dingen von Ihren Erinnerungen bleiben?
von Dohnanyi: Ich glaube, diese freundliche, freundschaftliche offene Art, mit der sie mit der Stadt verbunden war. Sie war irgendwie wie eine Mutter der Stadt am Ende geworden, nicht nur, weil sie Ehrenbürgerin war, sondern weil, wenn man sagte "Die Frau in Hamburg", dann dachte man an Loki Schmidt. Ich glaube, das wird mir auch so in Erinnerung bleiben.
Wuttke: Klaus von Dohnanyi, der Sozialdemokrat und ehemalige Bürgermeister Hamburgs, über Loki Schmidt, die gestern im Alter von 91 Jahren gestorben ist. Ich danke Ihnen sehr, Herr von Dohnanyi.
von Dohnanyi: Vielen Dank, Frau Wuttke. Danke schön.