Klavins M370

Nils Frahm spielt das größte Klavier der Welt

Der deutsche Komponist Nils Frahm bei der Verleihung des 65. Deutschen Filmpreises "Lola": Er erhält ihn in der Kategorie "Beste Filmmusik" für den Film "Victoria".
Der deutsche Komponist Nils Frahm bei der Verleihung des 65. Deutschen Filmpreises "Lola": Er erhält ihn in der Kategorie "Beste Filmmusik" für den Film "Victoria". © picture alliance / dpa
Von Frauke Oppenberg |
Er hat den Soundtrack zum Film "Victoria" geschrieben und dafür den Deutschen Filmpreis bekommen. Sein nächster Coup: das größte Klavier der Welt. Darauf hat der Pianist Nils Frahm sein jüngstes Album "Solo" eingespielt.
Es ist ein Monstrum von einem Klavier: 3,70 Meter hoch. Gehalten von einem Stahlkonstrukt, wiegt es knapp zwei Tonnen. Ausladende Füße halten es in seiner senkrechten Position. Die Resonanzbodenfläche ist fast doppelt so groß wie die eines normalen Konzertflügels. Die Bass-Saite ist drei Meter lang. Wer das Klavins M370 spielen möchte, muss über eine Treppe auf eine am Klavier befestigte Empore steigen, etwa zweieinhalb Meter über dem Boden. Nils Frahm hat das getan und er ist begeistert von diesem Instrument.
"Das ist vor allem der Bass, die tiefen Töne sind unerhört, im wahrsten Sinne des Wortes. Und das, also die Separation, die Klangreinheit sag ich jetzt mal, der Platz, den die Töne haben, und der Ausklang, das Sustain, fantastisch."
Vor fast drei Jahrzehnten hat der deutsch-lettische Klavierbauer David Klavins diesen Giganten gebaut. Mittlerweile steht es fest verankert im Pfleghofsaal der Musikfakultät der Universität Tübingen. Als Anschauungsobjekt für die Studenten. Und, damit Pianisten wie Nils Frahm darauf spielen können.

"Es gibt immer noch Sachen, wo ich sage, in dem Bereich hab ich schon schöneres gehört oder für diese Art von Musik könnte ich mir was anderes vorstellen. Aber es gibt trotzdem jetzt bei Davids Klavier Sachen, die hat noch kein anderes Klavier mir zeigen können."
Es geht noch besser. Findet nicht nur Nils Frahm. Auch sein Erbauer David Klavins träumt schon lange davon, ein noch größeres Klavier zu bauen. 4,50 Meter hoch. Nicht, um seinen eigenen Rekord zu brechen, sondern um den Klang zu verbessern. Und dabei machen 80 Zentimeter eine Menge aus, weiß der erfahrene Klavierbauer.
"Besonders ändert das die Saitenlänge, beziehungsweise ermöglicht noch längere Saiten, das heißt, meine längste Saite im 4,50-Meter-Klavier wird knapp vier Meter lang sein. Dadurch, dass sie so lang ist, kann ich sie sehr dünn machen. Dadurch, dass die tiefste Basssaite so dünn wird, bekommt sie einen sehr, sehr klaren Basston. Und durch die erweiterte Höhe bekommen wir einen sehr viel größeren Resonanzboden, der noch viel mehr Klangdynamik ermöglichen wird."
In Nils Frahm hat David Klavins einen Verbündeten gefunden, der ihn bei der Verwirklichung seines Lebenstraums unterstützt. Seit der Pianist sein Album "Solo" auf dem Pionier-Klavier von David Klavins eingespielt hat, verbindet die beiden Männer die Suche nach dem für sie perfekten Klang.
"Ja, David interessiert, uns interessiert tatsächlich die sinnvolle Größe eines Klaviers. Oder das sinnvolle Maximum. Weil unserer Meinung nach wurde das noch nicht ausgelotet. Das Klavier ist grundsätzlich zu kurz, aufgrund der Idee, dass man das Teil noch bewegen können muss. Ein Klavier ist immer so gedacht gewesen, dass man es von der Bühne schieben kann. Und mich interessiert tatsächlich nur der Klang, deswegen ist mir das egal, ob man das bewegen kann oder ob das fest an der Wand fest montiert ist."
Auch das M450 wird nur schwer zu transportieren sein. Und soll deshalb einen festen Standort in Berlin bekommen. Einen geeigneten Raum, in dem sowohl Konzerte als auch Plattenaufnahmen möglich sein sollen, sucht Nils Frahm noch.
"In diesem Raum sollte man auch ein Konzert machen können für eine geringe Anzahl Menschen, vielleicht 200. Aber wichtiger noch ist, dass man halt darauf aufnehmen kann, dass man Platten machen kann, dass andere Menschen da aufnehmen können, dass es irgendwie gehört wird, dass viele Leute es hören."
Dass die Menschen dafür zum Klavier kommen müssen und nicht umgekehrt, ist für seinen Erbauer kein Argument, es vielleicht nicht zu bauen. David Klavins träumt von Konzertsälen, in denen das Klavier fester Bestandteil der Architektur ist.