Klein-Hanoi im Erzgebirge
Nach der Wende wurde für viele Vietnamesen ein kleines Dorf im tschechischen Erzgebirge zur Goldmine. Potutschki liegt direkt an der sächsischen Grenze und zehntausende Deutsche kamen in den Neunzigern jeden Tag zum Einkaufen - und es profitierten vor allem die Straßenhändler. 20 Jahre später sind diese goldenen Zeiten längst vorbei.
Um acht Uhr morgens geht es los. Unzählige Verkaufsstände werden entlang der Straße im tschechischen Dorf Potůčky aufgemacht, 30 Kilometer nördlich von Karlsbad. Billige Kleidung am Stand aufgehängt, Zigarettenstangen auf Tische gelegt, Schuhe, Alkohol, Sonnenbrillen, Radios, das Sortiment ist bunt.
Le Tien: "Wir verkaufen alles Mögliche, Kinderwagen, Decken. Alles, was gerade so verlangt wird."
Der Händler Le Tien Nhi kam 1993 nach Potůčky. Das Land ist nicht fremd für ihn. Anfang der Achtzigerjahre wanderte er mit seiner Familie aus einem Dorf bei Hanoi nach Tschechien aus.
"Damals kam ich in die Tschechoslowakei, weil das Leben in Vietnam hart war. Keine Arbeit. Hier habe ich in einer Fabrik, im Betonwerk bei Karlsbad gearbeitet. Ich wollte für mich eine bessere Zukunft."
Die ersten vietnamesischen Migranten kamen bereits in den späten Fünfzigern in die Tschechoslowakei, nach dem Krieg in den französischen Kolonien in Indochina. Nach dem Vietnamkrieg ab 1975 kamen Tausende Vietnamesen aus dem kommunistischen Norden in die sozialistischen Länder des Ostblockes. Mit dieser großen Welle kam auch Le Tien Nhi.
1989 lebten in der Tschechoslowakei rund 30.000 Vietnamesen. Nach der Wende verloren die meisten ihre Arbeit, weil viele Fabriken geschlossen wurden. Die Vietnamesen wussten sich zu helfen und eröffneten Straßenstände mit billigen Textilien, die sogenannten Vietnamesenmärkte, meist in der deutsch-tschechischen Grenzregion. Für die Straßenhändler entlang der Grenze war es wie der Goldrausch am Klondike River, erinnert sich Le Tien Nhi.
Le Tien: "In den Neunzigern war es sehr gut. Über die Grenze zu meinem Stand kamen so viele deutsche Kunden, dass man sie gar nicht zählen konnte."
Gerüchte über große Gewinne haben weitere Vietnamesen, meistens Verwandte und Bekannte der erfolgreichen Straßenhändler, nach Tschechien gelockt. Seit der Wende hat sich die Anzahl der Vietnamesen im Land offiziell verdoppelt, inoffiziellen Schätzungen nach verdreifacht. Angeblich leben hier heute 90.000 Vietnamesen. Von einem Goldrausch in den Grenzregionen spricht aber keiner mehr.
Le Tien: ""Heute kommen zu mir ungefähr 20 Leute am Tag. Aber nicht alle kaufen ein. Von Jahr zu Jahr geht es schlechter. Ich überlege auch, dass wir in Zukunft in eine andere Stadt umziehen. Nach Prag vielleicht. Ich schätze, dass wir in drei Jahren weggehen."
Das gewohnte Bild des vietnamesischen Straßenhändlers verschwindet allmählich. Aus Potůčky, das einst an ein vietnamesisches Dorf erinnerte, sind inzwischen viele Vietnamesen weggegangen. Sie ziehen in die Städte. Von ihren Ersparnissen kaufen sie kleine Läden. Und statt mit billigen Textilien handeln sie mit Obst und Gemüse.
Vor der Konkurrenz haben sie keine Angst. Sie arbeiten von morgens früh bis spät in die Nacht, sieben Tage pro Woche. Wo ein Kramladen geschlossen wird, macht ein vietnamesischer Gemüseladen auf - auch neben einem Supermarkt. Und mit Erfolg.
Le Tien: "Ich arbeite für meine Kinder. Nicht für mich und meine Frau. Ich will, dass meine Kinder ein anderes und besseres Leben haben, als ich es gehabt habe. Sie sollen keine Straßenhändler sein wie wir. Sie sollen eine gute Ausbildung haben, studieren."
Le Tien: "Wir verkaufen alles Mögliche, Kinderwagen, Decken. Alles, was gerade so verlangt wird."
Der Händler Le Tien Nhi kam 1993 nach Potůčky. Das Land ist nicht fremd für ihn. Anfang der Achtzigerjahre wanderte er mit seiner Familie aus einem Dorf bei Hanoi nach Tschechien aus.
"Damals kam ich in die Tschechoslowakei, weil das Leben in Vietnam hart war. Keine Arbeit. Hier habe ich in einer Fabrik, im Betonwerk bei Karlsbad gearbeitet. Ich wollte für mich eine bessere Zukunft."
Die ersten vietnamesischen Migranten kamen bereits in den späten Fünfzigern in die Tschechoslowakei, nach dem Krieg in den französischen Kolonien in Indochina. Nach dem Vietnamkrieg ab 1975 kamen Tausende Vietnamesen aus dem kommunistischen Norden in die sozialistischen Länder des Ostblockes. Mit dieser großen Welle kam auch Le Tien Nhi.
1989 lebten in der Tschechoslowakei rund 30.000 Vietnamesen. Nach der Wende verloren die meisten ihre Arbeit, weil viele Fabriken geschlossen wurden. Die Vietnamesen wussten sich zu helfen und eröffneten Straßenstände mit billigen Textilien, die sogenannten Vietnamesenmärkte, meist in der deutsch-tschechischen Grenzregion. Für die Straßenhändler entlang der Grenze war es wie der Goldrausch am Klondike River, erinnert sich Le Tien Nhi.
Le Tien: "In den Neunzigern war es sehr gut. Über die Grenze zu meinem Stand kamen so viele deutsche Kunden, dass man sie gar nicht zählen konnte."
Gerüchte über große Gewinne haben weitere Vietnamesen, meistens Verwandte und Bekannte der erfolgreichen Straßenhändler, nach Tschechien gelockt. Seit der Wende hat sich die Anzahl der Vietnamesen im Land offiziell verdoppelt, inoffiziellen Schätzungen nach verdreifacht. Angeblich leben hier heute 90.000 Vietnamesen. Von einem Goldrausch in den Grenzregionen spricht aber keiner mehr.
Le Tien: ""Heute kommen zu mir ungefähr 20 Leute am Tag. Aber nicht alle kaufen ein. Von Jahr zu Jahr geht es schlechter. Ich überlege auch, dass wir in Zukunft in eine andere Stadt umziehen. Nach Prag vielleicht. Ich schätze, dass wir in drei Jahren weggehen."
Das gewohnte Bild des vietnamesischen Straßenhändlers verschwindet allmählich. Aus Potůčky, das einst an ein vietnamesisches Dorf erinnerte, sind inzwischen viele Vietnamesen weggegangen. Sie ziehen in die Städte. Von ihren Ersparnissen kaufen sie kleine Läden. Und statt mit billigen Textilien handeln sie mit Obst und Gemüse.
Vor der Konkurrenz haben sie keine Angst. Sie arbeiten von morgens früh bis spät in die Nacht, sieben Tage pro Woche. Wo ein Kramladen geschlossen wird, macht ein vietnamesischer Gemüseladen auf - auch neben einem Supermarkt. Und mit Erfolg.
Le Tien: "Ich arbeite für meine Kinder. Nicht für mich und meine Frau. Ich will, dass meine Kinder ein anderes und besseres Leben haben, als ich es gehabt habe. Sie sollen keine Straßenhändler sein wie wir. Sie sollen eine gute Ausbildung haben, studieren."