Kleine Helden

Von Ullrich Bohn |
Natürlich war es in erster Linie ein großes Spektakel, ohne den Anhängern der Kompositionskunst eines Karlheinz Stockhausen jetzt zu nahe treten zu wollen, als vor den Augen der Zuschauer vier Helikopter mit je einem Musiker an Bord in den Himmel aufstiegen.
Dann schlossen sich die Tore des Hangars und im somit abgedunkelten Raum konnte man über vier große Leinwände das rasante Spiel der Musikerinnen und Musiker in den Hubschraubern, die sich etwa sechs Kilometer weit entfernten, verfolgen. Wobei die Spieler lediglich durch einen Taktgeber über ihre Kopfhörer miteinander verbunden waren, damit alles auch zusammenpasste.

Das Publikum staunte. In einer Ecke des Hangars fieberte auch Orchesterdirektor Martin Weller mit, der die Idee zu diesem verrückten Konzert hatte. Und da Martin Weller die Intensionen Stockhauses bei der Realisierung dieses Kunstwerkes sehr ernst nahm, war vor allem der technische Aufwand letztlich sehr hoch. So mussten zu jedem der vier Hubschrauber allein vier Funkstrecken aufgebaut und auch gehalten werden.

Schon kurz nach dem Start konzentriert sich Johannes Denhoff an der ersten Violine auf sein Spiel, denn Stockhausen hat auch schon den Aufstieg der Helikopter zur eigentlichen Flughöhe mitkomponiert: Man spielt vom unteren zum oberen "A". Man wird richtig "high". Nach gut 25 Minuten in luftiger Höhe kehren die Hubschrauber zurück. Die Crews entsteigen den Maschinen und schreiten samt Musikern wie kleine Helden dem applaudierenden Publikum im Hangar entgegen.